Fachmittelschülerin Zoe Hüsler macht sich Gedanken über die Verschwendung von Lebensmitteln, und wie diese bereits beim Einkaufen beginnt.
Können Obst und Gemüse Gefühle empfinden? Sind sie sich ihrer Fehler und Makel bewusst, die ihnen die Natur auferlegt hat? Genau diese Fragen stelle ich mir bei einem Einkauf mit meiner Grossmutter. Mir fällt auf, dass sie sich bei ihrer Wahl stets für den prächtigsten Apfel, den vollsten Kopfsalat und das perfekte Rüebli entscheidet. Unauffällig wandern meine Blicke zu anderen Konsumenten. Kritisch, ja schon fast hemmungslos benutzen auch sie alle Sinne, um ihre Wahl zu treffen. Ohne Achtung und Skrupel wird mit Fehlern behaftete Ware beiseitegeschoben.
Was vermag der arme verschmähte Apfel, dass er nicht so vollkommen wie seine Geschwister ist? Vielleicht führte er am Baum ein Schattendasein. Das krumme Rüebli, dessen Wachstum ein Stein querte, hat es seinen Standort selbst gewählt? Und erst der Kopfsalat mit zu wenig Leibesfülle, vielleicht hat er unter dem anhaltenden Regen gelitten?
Diskriminierung auf Food-Ebene kann man dies nennen. Könnten sich diese armen und ausgeschlossenen Geschöpfe lauthals wehren, so käme wohl zutage, wieso sie handicapiert sind. Gemeinsam könnten sie vielleicht so manchem Käufer am Ladenregal dazu bewegen, bei der Auswahl sie zu berücksichtigen.
Toleranz gegenüber Obst und Gemüse beginnt beim Einkaufen und endet im Magen. Damit verringern Sie den Pestizideinsatz, schützen unsere Umwelt und wirken der Verschwendung von Nahrungsmitteln entgegen.
Hinweis: In der Kolumne «U20» äussern sich Schüler der Luzerner Kantonsschulen zu frei gewählten Themen. Ihre Meinung muss nicht mit derjenigen der Redaktion übereinstimmen.