Umsturz im Krienser Stadtrat: Nun tritt auch Matthias Senn (FDP) zurück

Nach Lothar Sidler (CVP) steht in Kriens mit dem FDP-Politiker Matthias Senn ein weiterer Bisheriger nicht mehr für den 2. Wahlgang zur Verfügung.

Stefan Dähler
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In Kriens kommt es definitiv zu einem grossen Umbruch im Stadtrat. Nach Sozialvorsteher Lothar Sidler (CVP) gibt auch Bauvorsteher Matthias Senn (FDP) bekannt, dass er nicht mehr zum 2. Wahlgang am 28. Juni antritt. Stadtpräsident Cyrill Wiget (Grüne) hatte seinen Rücktritt bereits vor längerer Zeit angekündigt. Noch offen ist, ob Finanzvorsteher Franco Faé (CVP) nochmals antritt. Bildungsvorsteherin Judith Luthiger (SP) dürfte nochmals kandidieren, sie landete im 1. Wahlgang als Einzige der Bisherigen in den ersten fünf Plätzen.

Matthias Senn (FDP) verzichtet auf eine erneute Kandidatur für den Krienser Stadtrat.

Matthias Senn (FDP) verzichtet auf eine erneute Kandidatur für den Krienser Stadtrat.

Bild: Jakob Ineichen (Kriens, 12. März 2020)

Der 57-jährige Senn begründet seinen Verzicht mit dem schlechten Resultat im ersten Wahlgang der Stadtratswahlen, in dem er den letzten Platz unter den acht Kandidierenden belegte. Senn kandidierte auch für das Stadtpräsidium und lag hier paradoxerweise vorne.

Weg freimachen für bürgerliche Allianz

«Der 1. Wahlgang vom 29. März hat mir und meiner Partei eine schwierige Ausgangslage beschert, die Strategie mit der Doppelkandidatur ist nicht aufgegangen. Mit dem Verzicht will ich den Weg frei machen für einen bürgerlichen Wahlvorschlag mit FDP, CVP und SVP sowie für die Konkordanz, indem jede der fünf grossen Parteien im Stadtrat vertreten sein soll», schreibt Senn in einer persönlichen Mitteilung. «Ich überlasse meinem Parteikollegen Roger Erni den Vortritt und wünsche ihm viel Glück und Erfolg.» Erni belegte im 1. Wahlgang den dritten Platz.

Der Entscheid sei nach Diskussionen mit der Partei gefallen, wie Matthias Senn auf Anfrage sagt. Der Verzicht erfolge aber freiwillig. Seine berufliche Zukunft ist noch offen, dürfte aber im Bauwesen liegen, da Senn ausgebildeter Bauingenieur ist. «Ich konnte als Bauvorsteher zudem in den letzten Jahren viel Erfahrung im Bewilligungswesen oder der Arealentwicklung sammeln.» Mit seinem Rücktritt aus dem Stadtrat wird er auch aus dem Entwicklungsträger Luzern Plus zurücktreten. Noch offen ist, wie es mit der Tätigkeit im Verbundrat des Verkehrsverbunds Luzern weitergeht – offiziell dauert die Legislatur hier bis 2021. «Damit bleibt sicher genug Zeit, einen Nachfolger zu finden», sagt Senn.

Höhepunkt war das Zentrumsprojekt

Er habe das Amt als Stadtrat und Bauvorsteher sehr gerne ausgeübt, schreibt Senn weiter. «Mein politischer Leistungsausweis während der zwölf Amtsjahre darf sich sehen lassen.» Sein persönlicher Höhepunkt war der 9. Februar 2014, als 60 Prozent der Stimmberechtigten dem Baukredit für die Zentrumsbauten zugestimmt hatten. «Das Projekt schafft in sehr vielen Bereichen Mehrwerte für die Bevölkerung, die Stadtverwaltung und die Vereine.» Die Mehrkosten sorgten aber auch für Kritik an der Arbeit des Stadtrats. Senns Lieblingsprojekt sei aber der Bau der neuen und die Sanierung der alten Hergiswaldbrücke gewesen.

Seine aktuellen Aufgaben als Stadtrat und Bauvorsteher sowie als Leiter Gemeindeführungsstab im Rahmen der Coronakrise werde er mit voller Energie bis Ende August ausführen, so Senn. Er freue sich auf neue Aufgaben, aber auch auf mehr Freiheiten am Abend und am Wochenende.

FDP verzichtet auf Präsidium

Die FDP tritt nun mit Roger Erni alleine an. Auf eine Kandidatur für das Stadtpräsidium verzichtet sie. «Der Stadtratssitz hat oberste Priorität», sagt FDP-Präsident Robert Marty. Die Geschäftsleitung habe diesen Entscheid gemeinsam mit Erni gefällt. Würde eine Stapi-Kandidatur nicht noch zusätzliche Aufmerksamkeit generieren? «Roger Erni ist als ehemaliger SCK-Spieler und amtierender Einwohnerratspräsident bekannt genug», sagt Marty. Roger Erni selbst wäre gerne auch für das Präsidium angetreten. Er sagt: «Es ist nun ein Entscheid der Partei und ich kann voll dahinter stehen.»

Lässt man damit nicht den Linken den Vortritt? Denn im 1. Wahlgang traten neben Matthias Senn noch Maurus Frey (Grüne) und Cla Büchi (SP) für das Präsidium an. «Wir wissen nicht, was die anderen bürgerlichen Parteien machen», sagt Marty dazu. Die Geschäftsleitung will nun für eine mögliche Allianz mit der CVP und der SVP Gespräche aufnehmen. «Zuvor wollen wir von den Parteimitgliedern aber noch wissen, ob das auch in ihrem Sinne ist.» Zu diesem Zweck führt die FDP nun eine briefliche Umfrage durch. Im 1. Wahlgang kamen noch keine Allianzen unter den bürgerlichen Parteien zustande

Strebt die CVP das Präsidium an?

Zu einer möglichen bürgerlichen Allianz sagt SVP-Fraktionschef Räto Camenisch: «Diese ist noch nicht beschlossen, offen ist noch, wie sich die CVP verhält.» Das Ziel wäre auch eine bürgerliche Kandidatur für das Stadtpräsidium. SVP-Kandidat Marco Frauenknecht hat aber bereits vor dem 1. Wahlgang erklärt, dieses nicht anzustreben. Dabei bleibe es auch, sagt Camenisch. «Eine Option wäre, dass wir eine neue weibliche Kandidatin der CVP unterstützen.»

Namen sind seitens der Parteien noch keine zu erfahren. Mit Christine Kaufmann-Wolf und Kathrin Graber befänden sich schon mal zwei profilierte Frauen in der CVP-Parteileitung.

Mit welcher Strategie die CVP in den 2. Wahlgang steigt, ist noch nicht entschieden, wie Präsidentin Christine Kaufmann-Wolf sagt. «Wir führen noch eine Befragung bei unserer Parteibasis durch und werden danach kommunizieren.» Sie betont aber: «Ziel ist die Sicherung eines Stadtratssitzes und dafür haben wir mehrere fähige Kandidatinnen und Kandidaten.»

Die Ausgangslage vor dem 2. Wahlgang in Kriens

So wie es aussieht, dürfte nur noch die SP am 28. Juni mit zwei Personen antreten: Judith Luthiger (bisher) und Cla Büchi (neu). Die FDP mit Roger Erni und die SVP mit Marco Frauenknecht (beide neu) treten mit einer Person an. Offen ist noch, wie sich die CVP verhält. Der Grüne Maurus Frey hat als Einziger die Wahl bereits im 1. Wahlgang geschafft. Eine zweite Kandidatur ist seitens der Grünen kein Thema.