Mitten in der Nacht tritt David Habermacher aus Root seine Arbeit als Bäcker an. So auch am Montag, 22. Oktober des letzten Jahres.
Weil seine Frau das Auto im Verlauf des Tages zum Service bringen wird, hat sich der 33-jährige Familienvater an diesem Tag ausnahmsweise mit seinem Motorrad auf den Weg gemacht. Durch diesen Umstand sind womöglich mehrere Leute vor einem schlimmen Unglück bewahrt worden.
Habermacher war mit seinem Motorrad auf der Höhe der Firma Schindler Aufzüge in Ebikon unterwegs, als er das Fahrzeug abbremste. «Ich bemerkte einen beissenden Geruch. Mir war sofort klar, dass es sich um Rauch handelt, und dass dieser nicht von einer Heizung oder einem Cheminéefeuer stammt», sagt Habermacher, der Mitglied in der Freiwilligen Feuerwehr Root ist.
Er drehte seinen Töff und sah kurz darauf, dass aus dem Fenster eines Mehrfamilienhauses Rauch austrat und dass in der Wohnung ein Feuer ausgebrochen war. Sofort alarmierte er die Feuerwehr via Polizei. Unmittelbar danach drückte er an der Haustür sämtliche Klingelknöpfe und holte damit die schlafenden Leute aus ihren Betten. «Ich schrie, alle sollen sofort ihre Wohnungen verlassen», schildert er den Ablauf.
Innert weniger Minuten seien neun Leute auf der Strasse gestanden und somit in Sicherheit gewesen. Im Parterre blieb aber eine Türe zu. Habermacher sagt, dass er diese bewusst nicht geöffnet habe, weil sie heiss gewesen sei. «Ich habe gelernt, dass in solchen Situationen keine Tür geöffnet werden darf. Wenn sich dahinter Rauchgas entwickelt und dieses mit Sauerstoff vermischt wird, breitet sich das Feuer explosionsartig aus», sagt er.
Die Feuerwehr, die aus Ebikon, Dierikon, Buchrain und der Stadt Luzern mit 60 Leuten anrückte, fand in der Wohnung später einen 70-jährigen Mann, der an den Folgen einer Rauchgasvergiftung gestorben ist. David Habermacher selber konnte nichts mehr für den Mann tun. Durch seine Geistesgegenwart hat er aber die neun Bewohner des Mehrfamilienhauses gerade noch zur rechten Zeit geweckt und gerettet.
Was alles hätte passieren können, wenn er diese nicht aus den Federn geholt hätte, mag er sich gar nicht vorstellen. Eine Heldentat habe er ganz sicher nicht vollbracht, sagt Habermacher. Er habe als Feuerwehrmann einfach gewusst, wie er mit der Situation umgehen musste und zuerst Alarm geschlagen.
Am Brandplatz habe er jedoch als Zivilperson gehandelt – ohne Brandschutzausrüstung. Der Feuerwehrkommandant von Ebikon und auch die Polizei hätten ihm attestiert, dass er sich richtig verhalten habe.
Roger Rüegger