Die CVP-Männer Gerhard Pfister und Konrad Graber wollen genauso wenig in die Landesregierung wie FDP-Frau Petra Gössi. Dennoch gibt es in der Zentralschweiz Kandidaten, die das Zeug zum Bundesrat haben – und das Amt auch wollen.
Konrad Graber wird seit Jahren als Bundesratskandidat gehandelt, Parteikollege Gerhard Pfister ebenso. Doch die beiden CVP-Männer aus den Kantonen Luzern und Zug haben ihre Ambitionen offiziell begraben: Ständerat Graber mit der Bekanntgabe seines Abschieds aus der Politik vor vier Wochen, Nationalrat und Parteipräsident Gerhard Pfister am Donnerstag zum wiederholten Mal.
Auch bei der FDP hat eine mögliche Bundesrätin das Handtuch geworfen, bevor es ernst gilt: die Schwyzer FDP-Nationalrätin und Parteipräsidentin Petra Gössi. Ob sie ihr allerletztes Wort zum Thema Bundesrat tatsächlich gesprochen hat, wie vorab im Kanton Schwyz angezweifelt wird? Wie auch immer: Stand jetzt, steht Gössi nicht zur Verfügung.
Damit sind drei Zentralschweizer Favoriten für die Nachfolge von Doris Leuthard und Johann Schneider-Ammann aus dem Rennen. Dennoch hat unsere seit 2003 nicht mehr im Bundesrat vertretene Region (siehe Kasten) Kandidaten, die das Amt ausüben könnten.
Bei der CVP ist das Feld der möglichen Anwärter grösser. Dies deshalb, weil sich bei der FDP nach dem vorläufigen Verzicht von Petra Gössi keine Frauen aufdrängen. Anders bei der CVP: Neben der Luzerner Nationalrätin Andrea Gmür-Schönenberger gilt auch die Urner Regierungsrätin Heidi Z’graggen als valable Kandidatin, der Obwaldner Ständerat Erich Ettlin sowieso. Zum erweiterten Kreis der Anwärter zählen ausserdem der Zuger Ständerat Peter Hegglin, der Luzerner Nationalrat Leo Müller oder allenfalls die Nidwaldner Regierungsrätin Karin Kayser.
Bei der FDP werden neben den Bundesparlamentariern Hans Wicki, Josef Dittli und Damian Müller auch zwei Regierungsräte genannt: der Schwyzer Säckelmeister Kaspar Michel und der abtretende Zuger Volkswirtschaftsdirektor Matthias Michel. Ihre Chancen als Politiker, die keine Erfahrungen in Bundesbern aufweisen können, sind allerdings klein.
So sieht das für sich wohl auch der Luzerner Ständerat Damian Müller. Sein «klares Nein» ist aufgrund der noch geringen Politerfahrung nachvollziehbar. Den 33-jährigen Seetaler schon jetzt ganz abzuschreiben, wäre dennoch verfrüht. Schon manch einer, der sich zu Beginn des Auswahlprozederes von einem möglichen Interesse distanziert hat, wurde später Bundesrat. Im Fall von Müller und Gössi, die auch erst 42-jährig ist, dürfte das Thema Bundesratskandidatur auch bei der nächsten oder übernächsten Vakanz aktuell sein.
Nur drei der sechs Zentralschweizer Kantone konnten bis anhin Bundesräte stellen: Luzern (5), Zug (2) und Obwalden (1). Das sind die bisherigen 8 Mitglieder der Landesregierung:
Luzern: Kaspar Villiger (FDP, Bundesrat von 1989 bis 2003), Alphons Egli (CVP, 1982-1986), Josef Anton Schobinger (CVP, 1908-1911), Joseph Zemp (CVP, 1891-1908), Melchior Josef Martin Knüsel (FDP, 1855-1875).
Zug: Hans Hürlimann (CVP, 1973-1982), Philipp Etter (CVP, 1934-1959).
Obwalden: Ludwig von Moos (CVP, 1959-1971). (nus)