VBL: VBL bieten nach Zugunglück in Luzern auch pensionierte Chauffeure auf

Der entgleiste Zug wurde für die Verkehrsbetriebe Luzern zur Belastungsprobe. Am Mittwochabend waren alle 128 Fahrzeuge und 140 Angestellten im Einsatz. Mediensprecher Christian Bertschi half ebenfalls am Bahnhof mit.

Alexander von Däniken
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Im Luzerner Bahnhof läuft gar nichts mehr. (Bild: Pius Amrein (22. März 2017))

Im Luzerner Bahnhof läuft gar nichts mehr. (Bild: Pius Amrein (22. März 2017))

Interview: Alexander von Däniken

alexander.vondaeniken@ luzernerzeitung.ch

Christian Bertschi, wie viele Busse standen am Mittwochabend im Einsatz?

Wir hatten alle verfügbaren Fahrzeuge, insgesamt 128, im Einsatz. Das sind 8 mehr als zu regulären Spitzenzeiten. Dazu wurden 140 Mitarbeiter aufgeboten, 20 mehr als normal. In so einem Fall dürfen wir auch auf pensionierte Chauffeure und Bürokräfte mit Chauffeurausweis zurückgreifen.

Die VBL waren sehr rasch vor Ort. Wie sieht das Dispositiv in einem solchen Fall aus?

Es gibt eine Vereinbarung mit den Bahnunternehmen, wonach nahe gelegene Busunternehmen einspringen, die dem Ereignisort am nächsten sind. Die Verkehrsbetriebe Luzern sind in erster Linie Partner der Zentralbahn. Von dieser wurden wir am Mittwoch auch zuerst aufgeboten, um die Strecke Luzern–Horw zu übernehmen. Dann kam die Strecke Luzern–Ebikon hinzu, um die Linien 22/23 zu entlasten.

Es ist absehbar, dass die Störung über die Nacht anhält. Wie lange können die VBL das Notregime aufrechterhalten?

Das ist schwierig zu sagen. Wir werden über den Feierabend sicher alle Kräfte benötigen, um den Pendlerverkehr zu bewältigen. Danach können sich einzelne Chauffeure ausruhen, um für den Morgenverkehr bereit zu sein. Die gesetzliche Ruhezeit werden wir auch in solchen Situationen einhalten.

Wie verhalten sich die betroffenen Passagiere?

Die meisten sehr ruhig und gelassen. Hier kann ich ein Kompliment aussprechen.

Bahnersatzbusse sind meistens stark belegt. Wird da die vorgegebene Platzzahl nicht überschritten?

Mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht, da oft Pendler betroffen sind und diese eine Tasche oder einen Rucksack dabeihaben. Das Gepäck nimmt einigen Platz ein.

Wird den VBL der Einsatz vergütet?

Selbstverständlich entschädigen die Bahnunternehmen den Aufwand für die jeweiligen Bahn­ersatzbusse. Aber das steht im Moment nicht im Vordergrund.

Mussten die VBL je schon so eine grosse Lücke füllen?

Kleinere Bahnersatzeinsätze gibt es immer wieder einmal. Aber dass mit dem Bahnhof Luzern gleich einer der schweizweit grössten Passagierknoten zusammenbricht, ist auch für uns sehr aussergewöhnlich.

Müssen auch Sie mithelfen?

Tatsächlich mache ich mich jetzt (Mittwochabend um 18 Uhr, die Red.) auf den Weg zum Bahnhof. Dort unterstütze ich unsere Mitarbeitenden und helfe mit, die Pendler zu den Bussen zu begleiten.

Hinweis

Christian Bertschi ist seit dem 1. September 2013 Kommunikationsbeauftragter der Verkehrsbetriebe Luzern (VBL). Der 42-jährige Luzerner war zuvor während 20 Jahren als Journalist tätig, unter anderem für diese Zeitung.

Die Nachfrage nach Bussen ist riesig. (Bild: Pius Amrein (22. März 2017))

Die Nachfrage nach Bussen ist riesig. (Bild: Pius Amrein (22. März 2017))