Verband Luzerner Gemeinden: Sibylle Boos-Braun folgt auf Rolf Born

Drei von fünf Ämter im Verband Luzerner Gemeinden mussten aufgrund von Demissionen neu besetzt werden. Das Präsidium ist neu in Frauenhand, die Agglomeration muss auf einen Sitz im einflussreichen Verband warten.

Martina Odermatt
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Die drei neuen Vorstandsmitglieder (von links): Fredy Winiger, Sibylle Boos-Braun und Markus Kronenberg. (Bild: PD)

Die drei neuen Vorstandsmitglieder (von links): Fredy Winiger, Sibylle Boos-Braun und Markus Kronenberg. (Bild: PD)

Man ist es sich nicht wirklich gewohnt: Wenn es um die Neubesetzung eines Amtes in einem Gemeinderat geht, dann werden die Bewerber oft in einer stillen Wahl gewählt. Kampfwahlen gibt es selten – und wenn, dann betreffen sie grössere Gemeinden oder das Gemeindepräsidium.

Nicht so im Verband Luzerner Gemeinden (VLG). Ein Amt beim einflussreichen Verband, der massgeblich an der Aufgaben- und Finanzreform 18 mitgewirkt hatte und bei Sparmassnahmen des Kantons mit Referenden gedroht hatte, ist begehrt. Sechs Bewerbungen sind für die drei frei werdenden Ämter eingegangen.

Auf das auf den ersten Blick begehrteste Amt, jenes des Präsidiums, ging jedoch nur eine Bewerbung ein – die von Sibylle Boos-Braun (FDP), Neo-Kantonsrätin und Gemeindepräsidentin von Malters. «Eines meiner Ziele ist die Wiederintegration der Stadt Luzern in den VLG. Wenn die grösste Gemeinde des Kantons in so einem Verband fehlt, schwächt uns das», sagte sie am Donnerstagabend an der ausserordentlichen Generalversammlung des Verbands.

Präsidium wird weiblich – und bleibt in FDP-Hand

Sibylle Boos-Braun (FDP), Gemeindepräsidentin Malters und Kantonsrätin, ist neue Präsidentin beim Verband Luzerner Gemeinden.

Sibylle Boos-Braun (FDP), Gemeindepräsidentin Malters und Kantonsrätin, ist neue Präsidentin beim Verband Luzerner Gemeinden.

Sibylle Boos-Braun wurde ohne Gegenstimme und mit einer Enthaltung gewählt. Als Gemeindepräsidentin, Kantonsrätin und neu auch VLG-Präsidentin sei es eine Herausforderung, je nach Situation den richtigen Hut aufzusetzen. Doch sie werde sich Mühe geben, diese Herausforderung zu meistern.

Rolf Born hat aufgrund seiner neuen Stelle als Leiter der Organisation Wirtschaft Arbeit Soziales WAS IV Luzern sein Amt niedergelegt.

Für die Nachfolge von Fabian Peter, der bekanntlich den Sprung in den Regierungsrat schaffte und sich somit aus dem VLG zurückziehen musste, gingen zwei Bewerbungen ein. Urs Brücker (GLP), Gemeindepräsident von Meggen, und Fredy Winiger (SVP), Gemeinderat aus Hohenrain, hatten sich beworben. Beide sind ausserdem Kantonsräte.

«Ich versichere Ihnen, dass meine Kandidatur keine AFR-18-Protest-Kandidatur ist», sagte Urs Brücker. Er war Gegner der Aufgaben- und Finanzreform 18, die massgeblich von VLG-Präsident Rolf Born und Finanzvorsteher Armin Hartmann mitgestaltet wurde. Die Reform sorgte im Verband für Furore – einzelne Gemeinden lehnen diese ab und bekämpfen sie auf juristischem Weg.

Fredy Winiger verwies auf seine langjährige Erfahrung als Gemeinde- und Kantonsrat und die Ämter in Umwelt, Energie und Wirtschaft, die er inne hatte. Er argumentierte: «Mit der Wahl der SVP in den Vorstand wird die faire politische Vertretung sichergestellt.» Mit dem Rücktritt von Armin Hartmann würde sonst die einzige SVP-Vertretung aus dem VLG ausscheiden.

Fredy Winiger wird neuer Bauvorsteher

Fredy Winiger, Gemeinderat aus Hohenrain und Kantonsrat, wird neuer Leiter BUWD im VLG.

Fredy Winiger, Gemeinderat aus Hohenrain und Kantonsrat, wird neuer Leiter BUWD im VLG.

Die Gemeindevertreter leisteten Winiger Folge: Mit 38 Gemeindestimmen und einer Wählkraft von 155 wurde er zum neuen Bauvorsteher gewählt. Urs Brücker holte 32 Gemeindestimmen und eine Wählkraft von 155. «Mit den Leuten, die im Vorstand tätig sind, bringen wir den Kanton vorwärts, da bin ich sicher», sagte Winiger nach seiner Wahl.

Das wohl einflussreichste Amt ist jenes des Finanzvorstehers. So erstaunt es nicht, dass für die Nachfolge von Armin Hartmann (Schlierbach, SVP) gleich drei Bewerbungen eingegangen sind. Es sind dies: Markus Kronenberg (CVP), Gemeindeammann aus Eschenbach, Patrick Meier (CVP), Finanzvorsteher aus Root sowie Patrick Schnellmann (CVP), Finanzvorsteher aus Emmen.

«Öffentliche Finanzen sind meine Leidenschaft», sagte Markus Kronenberg. So war er lange für die Finanzen der römisch-katholischen Landeskirche verantwortlich. «Aber ich bin nicht nur ein Zahlenmensch sondern auch Teamplayer.»

Der Mathematiker Patrick Meier versuchte mit einer Grafik seines Netzwerks zu überzeugen. «Ich bin Finanzchef des TCS und weiss deshalb um die Verkehrsproblematik. Wir müssen diese gemeinsam mit dem Kanton lösen», sagte Meier.

Mit einem besonderen Finanzwissen konnte Patrick Schnellmann nicht aufwarten. Der ehemalige Geschäftsführer eines KMU ist vor gut einem Jahr in den Emmer Gemeinderat gewählt worden. «Ich weiss um die Interessen und Bedürfnisse der Leute und Pflege Kontakt mit verschiedenen Gemeinden.»

Unterstützung erhielt Schnellmann von Cyrill Wiget (Grüne), Gemeindepräsident von Kriens. «Wir haben hier drei sehr fähige Kandidaten. Aber mit der Wahl von Patrick Schnellmann können wir das Gleichgewicht der geografischen Verteilung wieder herstellen und die Agglomeration in den VLG-Vorstand wählen», sagte er. In Zeiten, in denen im Einwohnerrat für den Austritt aus dem VLG geweibelt würde, sei dies wichtig.

Agglomeration muss weiter warten

Markus Kronenberg, Gemeindeamman von Eschenbach, ist neuer Finanzvorsteher beim VLG.

Markus Kronenberg, Gemeindeamman von Eschenbach, ist neuer Finanzvorsteher beim VLG.

Doch auch die Unterstützung aus der Agglomeration half nicht. Im zweiten Wahlgang hatte Markus Kronenberg 45 Gemeinden hinter sich und konnte eine Stimmkraft von 166 auf sich vereinen. Somit wurde er zum neuen Finanzchef gewählt. Patrick Schnellmann erhielt die Stimmen von immerhin 15 Gemeinden mit einer Stimmkraft von 116. Mit 9 Stimmen und einer Stimmkraft von 44 erzielte Patrick Meier das schlechteste Resultat.

«Danke für das Vertrauen, das ihr mir entgegenbringt. Ich verspreche, ich werde mich für alle einsetzen», sagte Kronenberg nach seiner Wahl. Mit dem der Wahl des neuen Vorstands bleibt die Agglomeration Luzern auch weiterhin nicht vertreten.

An der Generalversammlung wurden die bisherigen Amtsinhaber Fabian Peter, Rolf Born und Armin Hartmann verabschiedet.