Vorbereitungen für die Wiedereröffnung: So stressig waren die letzten Tage für Luzerner Gärtner und Blumenhändler

Lange haben sie darauf gewartet, am Montag ist es soweit: Gartencenter, Baumärkte und Blumenläden dürfen ihre Türen wieder öffnen. Ein Rückblick auf die Tage seit dem entscheidenden Bundesratsbeschluss.

Livia Fischer
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Donnerstag, 16. April: Die Pressekonferenz des Bundesrats beginnt, nervös schaut Roman Schwitter zu. «Man hat schon gemunkelt, dass Gartencenter in der ersten Lockerungsphase dabei sein könnten», so der Geschäftsführer der Gärtnerei Schwitter in Inwil. Sicherheit hat der 51-Jährige bis zum Bundesratsbeschluss aber keine. Umso grösser ist die Erleichterung. «Das war höchste Zeit», findet er – der Ausfall kostet das Gartenunternehmen satte zwei Millionen Franken Umsatz.

Roman Schwitter hilft bei den Vorbereitungen für die Wiedereröffnung seiner Gärtnerei am Montag.

Roman Schwitter hilft bei den Vorbereitungen für die Wiedereröffnung seiner Gärtnerei am Montag.

Bilder: Manuela Jans (Inwil, 24. April 2020)

Auch Ueli Müller, Inhaber von Blumenhaus Müller in Reiden, freut’s. Von den Lockerungsmassnahmen erfährt er erst später durch die Medien. «Als die Pressekonferenz lief, war ich am Arbeiten und hatte keine Zeit, mich darum zu kümmern», sagt er. Kurz darauf trifft die Information des Berufsverbands ein. Im Anhang: eine Checkliste mit allen Sicherheitsvorschriften, die eingehalten werden müssen.

Freitag, 17. April: «In den vergangenen Wochen wurden wir mit Anfragen bombardiert, die Leute wollten etwas in ihrem Garten machen», erzählt Roman Schwitter. «Einige riefen uns panisch an, jammerten ‹wie ihr Garten jetzt aussehe›.» Einen Tag nach der Pressekonferenz bleibt das Telefon im Vergleich zu den Wochen davor aber unerwartet stumm. Es ist ruhiger, die Anspannung verflogen. Vielleicht, weil die Wiedereröffnung jetzt absehbar ist, vermutet Schwitter. Das Reidener Blumenhaus bleibt ebenfalls vor einem Klingel-Terror verschont. Ueli Müller beobachtet «nichts Aussergewöhnliches».

Montag, 20. April, bis Sonntag, 26. April: Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren, als erstes werden alle vorgeschriebenen Sicherheitsvorkehrungen getroffen, dann Kassentests gemacht. «Wir überlassen nichts dem Zufall», sagt Schwitter und geht noch einen Schritt weiter: «Alle unsere Mitarbeiter tragen einen rot leuchtenden Pin mit dem Hinweis, bitte Abstand zu halten.» Der Infopoint beim Eingang wird temporär geschlossen und dorthin verlegt, wo sonst das Bistro ist. Am Freitag ist alles fertig, Schwitter ist zufrieden: «So ist Social Distancing jederzeit überall gegeben.»

Eine andere Variante: vermehrt auf Selbstbedienung setzen. Das hat Müller vor, richtet hierfür vor dem Blumenladen ein Zelt mit verschiedenen Gestecken und Kräutermischungen ein. Bezahlt wird bar, mit Twint oder per Rechnung. «Ich vertraue unserer Kundschaft», sagt Müller. Am Wochenende wird er noch das Sicherheitskonzept bezüglich der Personenbegrenzung erstellen.

Prognose für Montag, 27. April: Die Spannung ist gross, die Vorfreude genauso. Müllers Team kann es kaum erwarten, wieder mehr Kundenkontakt zu haben. «Wir haben zwar Respekt, aber das kommt schon gut», sagt der 38-Jährige überzeugt. Schwitter zeigt sich ebenfalls zuversichtlich, schon jetzt sei sein Team «hoch motiviert». Wie gross der Ansturm am Montag wirklich ist, ist für beide kaum vorhersehbar. Sollte die Gärtnerei Schwitter aber von Kunden überrannt werden, ist vorgesorgt. «Während der ersten Woche stehen zwei Securitas auf dem Parkplatz bereit und schauen nach dem Rechten.»

Auch beim Baumarktriesen Jumbo in Emmen freut man sich auf die Wiedereröffnung. «Gleichzeitig ist Vorsicht geboten, denn eine Zunahme der Infektionen würde sicherlich negative Auswirkungen auf den Handel haben», betont Mediensprecher Fabian Rauber. Im Gegensatz zur Gärtnerei Schwitter und dem Blumenhaus Müller kehrt bei Jumbo die Normalität allerdings nicht ganz zurück. Noch stehen nicht alle Mitarbeiter im Einsatz – zuerst will man die Entwicklung beobachten. «In den ersten Tagen werden zwar sicherlich viele Menschen die Baumärkte besuchen. Wie lange das anhält, ist aber schwierig zu sagen.»

Physiotherapie: Lange Öffnungszeiten erleichtern die Arbeit

«Gerade ist es sehr ungünstig. Aber nächste Woche?» So lautet eine der gestern oft gehörten Entschuldigungen von Physiotherapeuten und Ärzten. Kurz vor der ersten Lockerung in der Coronakrise jemanden aus ambulanten medizinischen Praxen zu erreichen, gestaltet sich schwierig. Und wenn es klappt, fehlt oft die Zeit für ein Kurzinterview – die Vorbereitungen auf kommenden Montag sind wichtiger.

Schon bereit ist hingegen das Physiozentrum Luzern, die nötigen Sicherheitsmassnahmen werden schon seit dem Lockdown umgesetzt. «An denen halten wir auch weiterhin fest», sagt Betriebschefin Silvana Peier und fügt hinzu: «Dank langen Öffnungszeiten können wir die Kundschaft zudem gut verteilen. Unsere Physiotherapeuten und Masseure müssen nun flexibel sein, aber die Vorfreude auf die kommende Zeit ist gross.»

Der Terminkalender ist schon gut gefüllt – nur bei Risikopatienten müsse man individuell entscheiden, ob eine Behandlung Sinn macht, so Peier. Den grossen Ansturm erwartet sie, sobald auch die Ärzte ihre gewohnte Arbeit wieder aufnehmen und etwa nach Operationen Physiotherapie verordnen.