Die elf Anwärter für den Luzerner Stadtrat debattierten gestern im «Schweizerhof». Dabei kam es zu überraschenden Allianzen.
Stefan Dähler
Die Bisherigen hatten keine einfache Aufgabe. Die jungen Stadtratskandidaten liessen gestern bei der Diskussion im Hotel Schweizerhof keine Möglichkeit aus, die Politik des Stadtrats zu kritisieren. Eines der Themen, das am von unserer Zeitung, Tele 1 und Radio Pilatus organisierten Podium für emotionale Voten sorgte, war die Salle Modulable. «Der Charme des Inseli geht kaputt mit diesem Bau», sagte Juso-Kandidat Yannick Gauch. «Die Stadt spart bei der Bildung, will aber einen elitären Kulturtempel bauen», meinte Sina Kajjamian (Junge Grüne).
Für Martin Merki (FDP) dagegen ist die Salle eine «Chance für die Stadt». Peter With (SVP) schlug sich auf die Seite des Stadtrats. Man sollte auch beachten, dass ohne Salle Modulable das Theater erneuert werden müsste – ohne die Schenkung, von der noch 80 Millionen Franken übrig sind.
Bei einer anderen Frage schlug sich With aber auf die Seite der jungen Linken – bei der Realisierung von bezahlbarem Wohnraum. Hier mache die Stadt zu wenig schnell vorwärts, meinten With, Kajjamian und Gauch. «Jeder, der baut, weiss, dass es Zeit braucht, Projekte zu realisieren», entgegnete Martin Merki.
Beim Thema Branchenmix in der Altstadt und Tourismus gab es erstmals Applaus von einem Teil der rund 270 Besucher. Dies, nachdem Yannick Gauch beklagte, dass die Uhrenläden andere Geschäfte aus der Altstadt verdrängen. Auch im weiteren Verlauf der Diskussion erhielten nur die jungen Kandidaten mit ihren prägnanten Aussagen Applaus – übertroffen wurden sie nur noch von Kabarettist Veri, der zwischendurch für Auflockerung sorgte und sämtliche Kandidaten auf die Schippe nahm.
Die Stadtratsmitglieder hingegen mussten oft auf Konzepte und den politischen Prozess, der nun mal seine Zeit braucht, hinweisen. Und darauf, dass Idealvorstellungen von der Realpolitik abweichen können. «Fakt ist, dass diese Art von Tourismus rentiert», sagte Adrian Borgula (Grüne) zum Thema asiatische Cartouristen. Damit antwortete er Denis Kläfiger (BDP), der kritisierte, der Tourismus sei einseitig auf Asiaten fokussiert.
Für Aufmerksamkeit sorgte der Vorschlag von Karin Stadelmann (JCVP), die Touristen besser auf andere Quartiere wie die Neustadt zu verteilen. Manuela Jost (GLP) dagegen findet es schön, «dass es in der Stadt auch Orte gibt, wo keine Touristen sind». Sie brach aber auch eine Lanze für die Touristen: «Luzern ist eine weltoffene Stadt, darauf darf man auch stolz sein.»
Es gibt aber auch unter den bisherigen Mitgliedern des Stadtrats unterschiedliche Ansichten – diese kamen aber nur einmal zum Ausdruck. So plädierte Martin Merki für längere Öffnungszeiten, um die Läden in der Innenstadt zu stärken. Adrian Borgula dagegen meinte, dass dies den kleineren Läden schaden würde, und sprach sich gegen eine Verlängerung aus.
Ein weiteres Thema, bei dem sich die Bisherigen starkem Gegenwind ausgesetzt sahen, war das Parkhaus Musegg. Neben den Jungen sprachen sich auch Beat Züsli (SP) und Rudolf Schweizer (parteilos) gegen das Projekt aus. Sie befürchten Mehrverkehr in den Quartieren und kritisierten, dass die Parkhäuser bereits heute schlecht ausgelastet seien. Die amtierenden Stadträte hielten dagegen, indem sie betonten, dass dank des Parkhauses die Innenstadt aufgewertet werden könne.
Die Stadtpräsidiumskandidaten Beat Züsli (SP), Rudolf Schweizer (parteilos) sowie der amtierende Stadtpräsident Stefan Roth (CVP) trafen in einer eigenen Diskussionsrunde aufeinander. Dabei ging es unter anderem um die Kombination Finanzdirektor und Stadtpräsident, die Roth derzeit verkörpert. Für Züsli ist die Machtkonzentration nicht das Problem. «Sonst hätten die anderen Stadträte etwas falsch gemacht.» Jedoch müsse der Finanzdirektor das «Kässeli hüten», während der Stadtpräsident Visionen vertreten sollte. «Diese Kombination ist schwierig», so Züsli. Roth sah das anders: «Die Finanzplanung ist jetzt so aufgegleist, dass die Stadt wieder Gewinne schreiben und diese wiederum investieren kann.»
Am 1. Mai wollen die elf auf dieser Seite abgebildeten Politikerinnen und Politiker in den Luzerner Stadtrat gewählt werden. Drei von ihnen kandidieren zusätzlich für das Stadtpräsidium.
Dass nach dem ersten Wahlgang schon alles klar sein wird, ist allerdings eher unwahrscheinlich. Ein zweiter Wahlgang findet – falls nötig – am 5. Juni statt.
Wiederholungen der Podiumsaufzeichnung werden an den kommenden Sonntagen, 17. und 24. April, auf Tele 1 ausgestrahlt (ab 14 Uhr).
Welcher Kandidat passt am besten zu Ihnen? Antwort auf diese Frage gibt es auf unserer Online-Wahlhilfe:
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