WAHLEN: So funktionieren Listenverbindungen

CVP, FDP, BDP und EVP spannen bei den Nationalratswahlen zusammen. Ebenso wie die GLP mit der SP und den Grünen: Die Listenverbindungen sorgen vor dem 18. Oktober für Gesprächsstoff. Doch was bringen sie eigentlich? Wir zeigen es Ihnen.

Cyril Aregger
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Die Listenverbindungen erklärt anhand einer Grafik. (Bild: Grafik Neue LZ)

Die Listenverbindungen erklärt anhand einer Grafik. (Bild: Grafik Neue LZ)

Das Ziel ist klar: Jede Partei möchte an den Wahlen so viele Stimmen wie möglich auf sich vereinen. Doch insbesondere bei Proporzwahlen, wie sie nun für den Nationalrat anstehen, bringt nicht jede Stimme automatisch mehr Erfolg: Für einen Sitzgewinn braucht es eine gewisse Anzahl Stimmen. «Überzählige» Stimmen, die nicht für einen weiteren Sitzgewinn reichen, verfallen. Um diesen Verlust zu vermeiden oder ihn zumindest zu reduzieren, kann eine Partei mit einer oder mehreren anderen Parteien eine Listenverbindung vereinbaren. Daneben können die Parteien auch noch Unterlistenverbindungen eingehen – zum Beispiel mit ihren Jungparteien oder regionalen Parteilisten.

In unserem untenstehenden, fiktiven Beispiel zeigen wir Ihnen anhand von zwei Parteien, wie sich eine Listenverbindung auswirken kann und wie die Sitzanzahl der einzelnen Parteien berechnet wird.

Vor vier Jahren war die GLP die grosse Profiteurin


NationalratDer 23. Oktober 2011 war für die Luzerner Grünliberalen ein historischer Tag: Sie holten mit Roland Fischer (Udligenswil) bei ihrem ersten Auftritt an nationalen Wahlen einen Nationalratssitz – auf Kosten der SVP. Der Erfolg kam nur dank einer Listenverbindung mit den kleinen Mitteparteien BDP und EVP zu Stande. Die SVP verlor gegenüber 2007 zwar nur 0,2 Prozentpunkte und hatte noch immer einen Wähleranteil von 25,1 Prozent – dieser Verlust war jedoch genug, um den 2003 auf Kosten der CVP gewonnenen dritten Sitz an das Bündnis GLP (6,1 Prozent Wähleranteil), BDP (2,1 Prozent) und EVP (0,7 Prozent) zu verlieren.

Ganz neue Allianzen

Auch für die kommenden eidgenössischen Wahlen vom 18. Oktober wurden wieder eifrig Listenverbindungen geschmiedet. Allerdings ganz andere also noch vor vier Jahren: So kämpfen die historischen Rivalen CVP und FDP heuer erstmals gemeinsam. Im selben Boot sitzen auch die BDP und die EVP, die mit ihren Stimmen vor vier Jahren noch der GLP zum Nationalratssitz verholfen hatten. Bereits Tradition hat hingegen die Liaison zwischen SP und den Grünen. Neu ist dieses Jahr allerdings, dass auch die GLP mit den beiden linken Parteien verbunden ist. Allein steht im Kanton Luzern einzig die SVP da. Sie liebäugelte mit einem Bündnis mit der FDP, erhielt jedoch eine Absage.

Die Absicht hinter den Verbindungen ist klar: Die SVP hätte mit der FDP ihren verlorenen dritten Sitz im Nationalrat auf Kosten der GLP so gut wie sicher zurückerobert. Der FDP sichert das Bündnis mit der CVP zumindest theoretische Chancen auf einen dritten Sitz in Bern. SP und Grüne wollen dank des Bündnisses mit der GLP hingegen verhindern, dass der Sitz von Roland Fischer zurück zu den Bürgerlichen geht. Und für die SP besteht zumindest eine kleine Chance, dass sie selbst den GLP-Sitz übernehmen kann.

Keine Liebesbeziehungen

Die taktischen Überlegungen zeigen: Liebesbeziehungen sind unter den Verbindungen selten zu finden. Das erklärte der damalige GLP-Präsident Urs Brücker am Wahlabend 2011 ganz offen: «Listenverbindungen dürfen Vernunftehen sein.»

ca.

Cyrill Aregger