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Am 99. Gnagi-Essen im Casino Luzern gab Überraschungsgast Marcel Schwerzmann Wahlkampf-Tipps. Er hatte fast ein Heimspiel, denn auffällig viele Krienser sassen an den Tischen – kein Zufall.
Gnagi oder Haxe? Diese Frage stellte sich manchem in der Vergangenheit an einem Montagabend vor der Fasnacht jeweils. Zumindest dieses Jahr fiel dieses Problem weg, denn der Haxen-Frass zu Kriens wird ausgesetzt (wir berichteten). Und das zeigte sich am Montagabend im Casino Luzern: Es waren mehr Krienser als auch schon am traditionellen Gnagi-Essen auszumachen. Sagen jedenfalls Eingeweihte. «Ja was, sind mehr Krienser da?», fragte Gnagivater Hans Pfister, um gleich nachzuschieben: «Wir sind jetzt eben international.»
Unter den vielen Kriensern wurde etwa Regierungspräsident Paul Winiker (SVP) gesichtet. Er schüttelte zahlreiche Hände beim Durchschreiten des mit 470 Männern wie immer ausverkauften Panoramasaals. Oder dann der neue Herold der Gnagi-Zunft, Hans Ochsenbein. Ein Luzerner Original zwar, aber ebenfalls aus Kriens. Und man sah die einen oder anderen Galli-Zünftler mehr. «Wir waren sonst immer am Haxen-Frass», outete sich einer. «Jetzt müssen wir halt mit einem Gnagi vorliebnehmen.»
Auch der Überraschungsgast des 99. Gnagi-Essens kam – die Leser erahnen es – aus Kriens: Regierungsrat Marcel Schwerzmann. Gnagivater Hans Pfister betonte bei der Begrüssung dessen Parteilosigkeit, «so handeln wir uns keine Probleme ein.» Schwerzmann also. «Liebe Gnagi-Brüder», sagte dieser bei seiner Rede. «Warum ich ausgerechnet zum nicht ganz 100sten Gnagi-Essen eingeladen wurde, erschliesst sich mir nicht ganz, aber ich nehme es nicht persönlich.»
Dann wurde es politisch, es ist ja Wahlkampf. Wenn auch nicht für Schwerzmann, sondern auf kommunaler Ebene. Er riet den Kandidaten, bei ihren Aussagen zu bleiben – «und das kurz, knapp, aber präzis.» Wobei: Kürzer und knapper sei jüngst nur jemand gewesen: «Der Luzerner Regierungsrat bei der Begründung für den Departementswechsel.» Ach ja, Schwerzmann musste letztes Jahr von den Finanzen zur Bildung wechseln. Zur Rochade wollten sich beide damals nicht weiter äussern.
Wie kurz Antworten geht, könne man sich auch bei den Fussballern abschauen. Und das brachte Schwerzmann zügig zum FCL: «Okay, spätestens nach dem Sieg letzten Sonntag gegen Xamax musste ich meine Rede anpassen». Dennoch, die erste Hälfte der Meisterschaft sei nicht gerade prickelnd gewesen, was die rückgängigen Zuschauerzahlen belegten. Er sagte:
«Es geht das Gerücht um, dass sich manche Luzerner schon Sorgen machten, jedes Zürcher Tram habe mehr Anhänger als der FCL.»
Um den ÖV ging es auch Gnagivater Hans Pfister. In seinem Jahresbericht erwähnte er den Auffahrunfall vergangene Woche im Bahnhof Luzern und sagte: «De Lokfüehrer esch vermuetlech bsoffe, schiints heig är gmeint, de Durchgangsbahnhof sig scho offe. Mier glaubid ihm die Story gärn, är sig nämli vo Bärn.» Nicht aus Bern, sondern aus Malters kamen die Näbufrässer mit ihren Schnitzelbänken, verkleidet als Padres. Ihr Leitspruch: «Aus der Region, für die Religion.» Bruder Thomas und Bruder Peter hatten auch Witze auf Lager. Zum Beispiel diesen: «Ein Mann kommt vom Arztbesuch und sagt zu seiner Ehefrau ‹Schatz, hör mal, ich kann nur noch 100 Mal.› Sie: ‹Ou, dann müssen wir nun einteilen und eine Liste machen.› Er: ‹Die Liste habe ich schon gemacht… du bist nicht drauf!›»
Wenn wir schon bei Listen sind: Auf einer neuen Liste ist zu lesen, dass der Kanton Luzern nun 415'000 Einwohner zählt. «Das wird nur getoppt von einer Million Hühnern und 430'000 Schweinen», sagte Regierungsrat Schwerzmann. «Sie wissen ja, im Kanton Luzern leben mehr Schweine als Menschen – wobei ich mir nach dem heutigen Hauptgang nicht mehr so sicher bin.» Tatsächlich wurden am Montagabend wieder Hunderte Gnagis verspiesen. «Ich habe allein fünf verdrückt» sagte ein junger Mann nicht ohne Stolz zu seinen Kollegen. Trotzdem fand ein Gast aus Kriens:
«Das Gnagi war gut, aber eine Haxe ist eben doch eine Spur eleganter.»