Die gemütliche Stube mit dem Wald austauschen: Da zu feiern, wo sich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen, ist dieses Jahr beliebter denn je.
Den Weihnachtstag verbringt eine Familie aus Hildisrieden immer gemeinsam, das ist Tradition. Der Ort des Treffens ist von Jahr zu Jahr verschieden – «immer bei einem anderen unserer drei erwachsenen Kinder», erzählt die Grossmutter. Diese wiederum haben selbst alle schon Nachwuchs – mittlerweile erfreuen sich die Grosseltern an zehn Enkelkindern, vom Kleinkind bis zum Achtjährigen. Doch weil es der Familie wichtig ist, sich auch über die Festtage an die Sicherheitsvorschriften des Bundes zu halten, fällt das Weihnachtsfest, wie sie es sonst kennt, dieses Jahr ins Wasser.
Dennoch finden alle, dass es wichtig ist, dass man trotz – oder gerade in – dieser Zeit, auf irgendeine Art und Weise zusammenkommen kann. «Wenn man sich als Grossfamilie ja sonst schon nicht in der warmen Stube treffen darf, sollte der Kontakt wenigstens an Weihnachten in der Natur möglich sein», sagt die Grossmutter. Darum haben sie nach einer Lösung gesucht – und diese auch gefunden.
Und zwar: Weihnachten im Wald feiern. «In der Umgebung gibt es einen Unterstand mit vier Tischen. Zwei davon sind gedeckt, zwei unter freiem Himmel», berichtet die Frau und fährt fort: «Beim Spazieren haben wir gesehen, dass man den Unterstand über die Weihnachtstage für einige Stunden reservieren kann.» Das funktioniere ganz einfach, indem man auf einem mitgebrachten Blatt Papier das Datum sowie das gewünschte noch freie Zeitfenster und die Natelnummer aufschreibe und dieses am Unterstand befestige. Der 24. Dezember sei schon vor drei Wochen recht ausgebucht gewesen, auch am 26. hätten sich den ganzen Tag über verschiedene Familien eingetragen, um draussen zu feiern.
Beim Begrüssen auf Umarmungen und Küsse sowie auf das gemeinsame Singen oder das Spielen von Blasinstrumenten verzichten und vor und nach dem Essen Masken tragen – so lauten die Empfehlungen des Bundes für das Weihnachtsfest. Auch zu regelmässigem Lüften und dem Bereitstellen eines Desinfektionsmittels in greifbarer Nähe wird geraten. Zudem schreibt das Bundesamt für Gesundheit auf dessen Website, dass man nach Möglichkeit in grossen Räumen feiern soll.
Weiter heisst es, dass man ein Fest im Freien in Erwägung ziehen oder zumindest Teile davon draussen veranstalten soll. Spezifische Empfehlungen für Weihnachtsfeiern im Wald geben die Medienverantwortlichen auf Anfrage jedoch nicht bekannt. «Grundsätzlich gelten die Hygiene- und Abstandsregeln», heisst es nur.
Konkretere Tipps gibt’s dafür seitens des Kantons. Diese zielen jedoch nicht auf den gesundheitlichen Aspekt ab, sondern handeln von der Achtsamkeit gegenüber der Natur und den Wildtieren. Ein Punkt, der beim Feiern ebenfalls nicht vergessen gehen sollte. Der erste Ratschlag: «Das weihnächtliche Schmücken der Bäume am Wegrand ist möglich, jedoch muss unbedingt auf Baumkerzen und künstlichen Schmuck verzichtet werden. Mit viel Fantasie und Feingefühl findet sich in der Natur selbst genügend Schmuck: Tannenzapfen, Hagebutten oder Kieselsteine sind beispielsweise direkt am Wegrand zu finden. Die Natur und die Waldeigentümerschaft danken es Ihnen.»
Zudem sei es wichtig, die Nachtruhe einzuhalten. «Denn diese ist in vielen Waldgebieten nahe der Städte und Dörfer für Wildtiere die einzige ungestörte Zeit. Bleiben Sie daher in der Dämmerung und Nacht auf den Hauptwegen und setzen Sie Stirn- und Velolampen rücksichtsvoll ein», so die Begründung. Zuletzt raten die Verantwortlichen der Dienststelle Landwirtschaft und Wald dazu, Ausflüge überlegt und frühzeitig zu planen – nicht, dass der vorgesehene Platz für die Familienfeier schon belegt ist, wenn man dort ankommt. Landschäden durch Ausweichmanöver seien zu vermeiden.
Sie selbst werden darum am 25. Dezember nachmittags für drei Stunden dort sein – und so mit der ganzen Familie zusammenkommen. Zu Mittag gegessen wird noch in zwei Gruppen zu Hause, das Dessert gibt’s dann gemeinsam im Wald. «Natürlich werden wir auch hier den nötigen Abstand halten. Was zählt, ist, dass wir Erwachsenen überhaupt miteinander mit einem Glas Glühwein anstossen und die Kinder zusammen spielen können», meint die Grossmutter. Über die Dekoration hat sie sich bereits Gedanken gemacht. Damit es «doch ein bisschen festlich und speziell» ist, deckt sie die Tische mit einem weissen Plastiktischtuch und weihnachtlichen Servietten und zündet ein paar Kerzli an.
Welch schöne Stimmung im Wald aufkommen kann, zeigte sich am Samstagabend bei der Waldweihnachtsfeier der katholischen Kirche Hitzkirch. Bei einer Feuerstelle gleich unter dem Schloss Heidegg in Gelfingen kamen fast 50 Personen zusammen. Dick eingepackt standen sie da – Pärchen, Familien mit Kleinkindern, aber auch Einzelpersonen. Die Jungwacht Hitzkirch sorgte dafür, dass zwei Feuer stets brannten; weitere Jugendliche erhellten die neblige Nacht mit Fackeln und Laternen.
Ein Quintett der Jagdhornbläser Lindenberg eröffnete die Feier musikalisch. Dann hielt Priester Josef Knupp eine Andacht, predigte etwa: «Mögen wir, wenn wir Dingen begegnen, die wir nicht begreifen, den Mut, die Kraft und das Vertrauen haben, dass alles gut kommt.» Während die Anwesenden still seinen Worten lauschten, waren im Hintergrund ein beruhigendes Flussplätschern und das leise Knistern des Holzes zu hören. Da dürfte manchen trotz Kälte warm ums Herz geworden sein.