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Die 45 Eigentumswohnungen am Sonnenberghang können nicht realisiert werden. Die Projektentwickler sprechen von einem Scherbenhaufen.
Denkbar knapp ging die Abstimmung über die Einzonung des Areals Weinhalde in Kriens aus: 4932 Personen stimmten Ja, 5005 und damit 50,4 Prozent Nein. Nun können die am Sonnenberghang geplanten Eigentumswohnungen nicht gebaut werden. Die Vorlage beinhaltete die Einzonung des Areals, den Bebauungsplan und den Erschliessungsrichtplan. Ein Grossteil der Weinhalde befindet sich in der Zone «übriges Gemeindegebiet B», in der quasi ein Bauverbot gilt. Ein Ja wäre die Voraussetzung gewesen für den Bau von rund 45 Eigentumswohnungen, verteilt auf drei Gebäude.
Seitens der Befürworter ist die Enttäuschung gross. «Das ist sehr bitter, die jahrelange Vorarbeit war umsonst», sagt Werner Baumgartner, dessen Privatfirma das Projekt im Auftrag der Eigentümer entwickelt hat:
«Wir haben nach bestem Wissen und Gewissen gearbeitet.»
So wurden etwa ein Planungswettbewerb durchgeführt, die Zahl der Parkplätze noch nach unten korrigiert oder Auflagen der Umweltverbände erfüllt. Für das Projekt hätten 133 Quadratmeter Wald gerodet werden sollen. Hat das am Ende den Ausschlag gegeben? «Das ist eine sehr kleine Fläche, etwa fünf bis zehn Bäume. Das sieht man, wenn man sich genau informiert. Das haben wohl zu wenige gemacht. Generell war der Abstimmungskampf sehr emotional und zu wenig sachlich.» Einen Plan B gebe es nicht, so Baumgartner, zumal eine Einzonung aufgrund der Initiative für ein Einzonungsmoratorium nun während 15 Jahren nicht mehr möglich ist.
«Das Areal wird eine Brache bleiben, nicht bewirtschaft- und auch nicht bewohnbar.»
Ein kleiner Teil davon befindet sich zwar in der Bauzone, dieser sei aber zu klein, um ein wirtschaftliches Projekt zu realisieren. «Das Einzige, was bleibt, ist ein Scherbenhaufen.» Besonders für die Eigentümerfamilie Geisseler, die früher auf dem Areal eine Gärtnerei betrieben hat. Für den Planungsprozess habe diese bereits rund eine Million Franken investiert.
Stadt- wie auch Einwohnerrat sprachen sich im Vorfeld für die Umzonung aus. «Wir nehmen das Nein mit Bedauern zur Kenntnis», sagt Bauvorsteher Maurus Frey (Grüne). «Einwohner- wie auch Stadtrat waren nach langen und intensiven Beratungen der Meinung, dass das Projekt realisiert werden kann. Es war schliesslich bereits Bestandteil des Konzepts für räumliche Entwicklung aus dem Jahr 2011.» Alternative Pläne für das Areal gibt es keine, bestätigt Frey die Aussage von Werner Baumgartner.
Anders ist die Stimmungslage beim Referendumskomitee, das aus den Grünen, einigen Quartierbewohnern sowie einem alt SVP-Einwohnerrat bestand. «Da sich ausser Grünen und GLP alle Parteien für das Projekt ausgesprochen hatten, rechnete ich nicht mit einem Nein», sagt Dominik Hertach von der IG attraktives Kriens, der stellvertretend für das Komitee Auskunft gibt. «Ich musste gar unsere Stellungnahme umschreiben.» Dass das Resultat trotz dieser Ausgangslage so herausgekommen ist, zeige, dass eine Standortbestimmung bei der Stadtentwicklung nötig sei. Für das Referendumskomitee sei die Weinhalde nicht eine Baulücke oder eine Brache, sondern «eine Grünzone im Siedlungsgebiet, die es gerade auch im Hinblick auf das Stadtklima zu erhalten gilt». Dazu komme, dass Kriens ein grosses Verkehrsproblem habe, das mit jeder neuen Siedlung grösser werde. Den Abstimmungskampf hat Hertach als «intensiv, aber fair» erlebt. Er fügt hinzu:
«Emotionen sind entstanden, weil zwei Visionen aufeinanderprallten: Soll in Kriens weiter gebaut werden, um mehr Steuereinnahmen zu generieren? Oder braucht es eine Pause, um das Wachstum der letzten Jahre zu verdauen?»
Zu reden gab, dass das Referendumskomitee von «Landwirtschaftsland» sprach, obwohl das Areal gemäss Krienser Zonenplan als übriges Gebiet gilt. «Natürlich ist das eine Zuspitzung», sagt Hertach. «Aber meiner Meinung nach eine zulässige, weil in dieser Zone die Bestimmungen der Landwirtschaftszone gelten.» Er entgegnet, dass die Befürworter mit einer «verkehrsfreien Siedlung» warben, obwohl eine Tiefgarage geplant gewesen wäre. «Ich denke, das hebt sich gegenseitig auf.»