Am Montagnachmittag haben im Vögeligärtli an die 100 Personen einer Kundgebung zur Gleichstellung beigewohnt. Willkommen waren alle – ausser Männer.
Während Menschen Pingpong spielend im Vögeligärtli den Montagnachmittag geniessen, sitzen wieder einige ältere Herren da, sprechen miteinander und schauen kritisch dem Treiben auf zwölf Uhr zu. Dort bereiten sich die Initiantinnen auf den «feministischen Kampftag» vor. Auf dem Areal hängen Plakate mit Aufschriften wie «Stand up for all women*» oder «Gleichberechtigung am Weltfrauen*tag und darüber hinaus». Das Ziel: aufmerksam machen auf Ungleichheiten zwischen Personengruppen. Angesprochen auf die Rhetorik des Namens der Veranstaltung (Feministischer Kampftag) sagt Miriam Helfenstein vom Frauenstreik Luzern: «Der Begriff Weltfrauentag inkludiert diejenigen nicht, die sich nicht im binären Geschlechterverständnis einordnen können. Und Kampftag nennen wir ihn, weil wir hässig sind.»
Einer der eingangs erwähnten Herren ist zufällig hier, laut seinen Angaben verweilt er häufig im Vögeligärtli. Auf die Frage hin, ob er nicht teilnehmen möchte, entgegnet er lachend:
«Ich weiss gar nicht, ob ich dürfte.»
Und tatsächlich: Wie Miriam Helfenstein im Gespräch mit dieser Zeitung sagt, richtet sich die Veranstaltung an sogenannte Fint-Personen, darunter sind Frauen*, Inter*, Non-Binäre* und Transpersonen* zu verstehen. Das Sternchen soll auf die soziale Konstruktion der binären Geschlechterteilung in Frau und Mann hinweisen.
Aber zurück zu dem Herrn. Das Anliegen unterstütze er, Tage wie diese fände er eine «gute Sache».
Von etwas weiter weg ertönen Rufe, Frauen marschieren mit Plakaten und Bändern in den Händen zum Platz, wo sie bejubelt und von den Anwesenden begrüsst werden. Immer mehr Menschen finden den Weg zur Kundgebung – Frauen mit Kindern im Kinderwagen, junge Frauen, eine Handvoll Männer.
Pünktlich um 15.24 Uhr geht es los. Dieser Zeitpunkt wurde absichtlich gewählt, da «Frauen* wegen der rund 20-prozentigen Lohnungleichheit bei einem klassischen 8-Stunden-Tag ab 15.24 Uhr gratis arbeiten», heisst in der Medienmitteilung. Statistiken geben ihnen teilweise recht - Lohngleichheitsanalysen hatten letztes Jahr gezeigt, dass die Lohnschere zwischen Mann und Frau etwa beim oberen Kader 20 Prozent beträgt.
Eine weibliche Stimme ertönt.
«Ich bi hässig»,
teilt sie mit. Dass Care-Arbeit, also etwa die Betreuung von Kindern oder betagten Familienmitgliedern, noch immer zu einem grossen Teil von Frauen (oder eben Fint-Personen) unentgeltlich verrichtet würde, könne nicht sein. Corona mache das Problem aktueller denn je.
Die Frau, die nach ihr spricht, wird noch konkreter:
«Das System wird von Männern
für Männer gemacht.»
So seien Autogurte auf den männlichen Körper ausgerichtet oder Medikamente zu einem grossen Teil an Männern getestet worden, obwohl Frauenkörper anders funktionieren. Darüber hinaus erwähnt sie die Luxussteuer auf Damenhygieneprodukte wie Tampons oder Binden im Gegensatz zu den Mehrwertsteuersätzen auf Viagra, die unter der Kategorie Produkte des täglichen Bedarfs versteuert werden.
Summa summarum verläuft die Demonstration friedlich und ruhig, die anwesenden Polizisten schauen dem coronakonformen Treiben zu. Nachdem die Reden der Frauen vorüber sind, gibt es noch die Möglichkeit, sich T-Shirts bedrucken zu lassen oder sich auszutauschen. So tummeln sich geschätzt 100 Personen noch zwischen Plakaten mit Sprüchen wie «Wir Frauen werden der grösste Albtraum des Patriarchats sein.»