WERTHENSTEIN: Missionare ziehen nach Schwyz

Den acht Missionaren von der Heiligen Familie wird das Seminar in der Höchweid zu gross. Nun wird ein Käufer gesucht.

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2016 verlassen die Missionare von der Heiligen Familie Werthenstein. Im Bild: Pater Xaver Müller (79, links), Kommunikationsbeauftragter, und Pater Roman Zwick (67), Präsident des Fördervereins. (Bild: Eveline Beerkircher / Neue LZ)

2016 verlassen die Missionare von der Heiligen Familie Werthenstein. Im Bild: Pater Xaver Müller (79, links), Kommunikationsbeauftragter, und Pater Roman Zwick (67), Präsident des Fördervereins. (Bild: Eveline Beerkircher / Neue LZ)

Evelyne Fischer

Hoch über Werthenstein thront das Seminar der Missionare von der Heiligen Familie. Seit 1969 hat der römisch-katholische Orden, der heute 950 Mitglieder in 21 Ländern zählt, in der Höchweid einen Ableger. Dies auf 28 700 Quadratmetern, einer Fläche, die fast vier Fussballfeldern entspricht. Den acht verbliebenen Padres stehen die Hauskapelle, 26 Doppel- und 11 Einzelzimmer sowie diverse Büros und Säle gegenüber. «Die Gebäude wurden uns zu gross», sagte Pater Julius Zihlmann (56) an der gestrigen Pressekonferenz. Der Betrieb des schlecht isolierten Betonbaus «für die wenigen Leute mit wenig Einkommen» wurde zu einer «unhaltbaren finanziellen Belastung», heisst es in einer Mitteilung. Bereits heute ist der Westtrakt ans Wolhuser Hotel Rebstock vermietet, das hier Zimmer für Saisonniers anbietet. Ein grosser Saal wird zudem von einem Bewegungsstudio genutzt.

Umzug im Juni 2016

Im Frühjahr gab die Gemeinschaft bekannt, Werthenstein im Juni 2016 zu verlassen (Ausgabe vom 29. Mai). «Ich musste Überzeugungsarbeit leisten, damit alle hinter diesem Entscheid stehen», sagt Pater Roman Zwick (67). Nun ist klar, wohin die Reise führt: Die Missionare stossen zu Mitbrüdern im schwyzerischen Nuolen am Zürichsee. Dort richten sie eine Altersniederlassung ein, mit Pater Zihlmann als Ordensoberem. Er war bis 2009 Pfarreileiter von Werthenstein und darauf in der Stadtpfarrei von Bern tätig.

Die Eröffnung einer ersten Missionsschule beim Kloster Werthenstein reicht ins Jahr 1909 zurück. Von 1934 an betrieben die Missionare in Nuolen in einem ehemaligen Kurhotel ein Gymnasium. Gleichzeitig führten sie von 1941 bis 1966 in Werthenstein ein eigenes Seminar. 1950 gingen die ersten Ordensbrüder nach Madagaskar. Damals gehörten der Schweizer Provinz gegen 90 Missionare an. Heute zählt die Gemeinschaft noch 22 Mitglieder; sie sind im Schnitt 76 Jahre alt.

Förderverein bleibt bestehen

Im Neubau auf der Höchweid wohnten Lehrer, Studenten und Padres auf Heimaturlaub. Zwei Missionare sind heute noch in Madagaskar stationiert. «Die Kirche wird von den Einheimischen getragen», sagt Pater Roman Zwick. In den Hintergrund gerückt sei die Entwicklungsarbeit. «Der soziale Gedanke, den wir vorlebten, ging etwas verloren, das schmerzt.» Zudem habe man den Einheimischen leider nur in der Theorie beibringen können, was es heisse, finanziell unabhängig zu leben. «Unser Förderverein sorgt daher auch künftig dafür, dass die Mittel vor Ort gezielt eingesetzt werden.»

Als Asylheim bereits geprüft

Offen ist, was mit dem Werthensteiner Areal geschieht. «Wir würden das Seminar gerne einem sozialen Werk übergeben», sagt Zihlmann. Denkbar sei eine junge, religiöse Gemeinschaft, ein Zentrum für Demenzkranke oder Menschen mit Behinderung. «Entsprechende Gespräche waren bisher nicht zielführend», sagt Pater Roman Zwick. Auch die Aufnahme von Flüchtlingen stand zur Debatte. «Ende 2011 fragte uns die Caritas an», sagt Zwick. Doch weil die Missionare ihr Seminar nur verkaufen, nicht aber vermieten wollten, versandete das Projekt. «Ich würde die Einquartierung von Asylbewerbern weiterhin begrüssen. Platz hätte es genug.» Die Missionare haben nun eine Kölner Maklerfirma beauftragt, die sich auf die Veräusserung von kirchlichen Objekten spezialisiert hat. «Trotz der schönen Lage dürfte es schwierig werden, die Gebäude zu verkaufen», sagt Zihlmann. Die Liegenschaftsbewertung steht noch aus. Der Versicherungswert beträgt rund 9,7 Millionen Franken.

Noch scheint der Auszug in weiter Ferne. «Momentan ist die Stimmung gut», sagt Zwick. «Wenn wir dann aber die Koffer packen, dürfte der Abschied schon schwerfallen.» Für Nuolen sprach, dass dort jene wohnen, die im Gymnasium unterrichtet haben. «Sie sind stärker mit diesem Ort verwurzelt als jene Missionare, die lange im Ausland weilten.»