Der Hagelzug von Dienstagabend hat vor allem an Gebäuden Schäden angerichtet. Doch die Not machte auch erfinderisch.
Es war kurz, aber heftig: Dienstagabend zwischen 17.30 und 18 Uhr suchte ein kräftiges Hagelunwetter die Region Nottwil-Buttisholz-Wolhusen heim. «Als ich in Sursee losfuhr, war es noch 25 Grad warm», erzählt Edi Ulmi aus Wolhusen. Als freiwilliger Fahrer der Spitex Region Entlebuch holte er einen Patienten aus dem Spital Sursee ab und fuhr Richtung Buttisholz. «Kurz vor dem Dorf brach das Unwetter los, ein heftiger Hagelschauer setzte ein, und die Temperatur fiel drastisch», erzählt er. Hagelkörner, gross wie Kirschsteine, prasselten nieder.
«Die Autos auf der Strasse mussten zeitweise anhalten, weil die Sicht so schlecht war, und das Anfahren war wegen des vielen Hagels auf der Strasse eine sehr rutschige Sache.» Durch das Dorf Buttisholz schafft er es noch knapp, bevor die Polizei die Strasse sperrt, weil der Dorfbach über die Ufer getreten ist. Weisser Hagel bedeckt ganze Wiesenstücke. Manche Bewohner sind aber auch findig: «Ich habe zwei Kanufahrer beobachtet, die mit einer Siloballe im Schlepptau durch die Wassermassen gepaddelt sind», sagt Ulmi. Einschränkungen und Strassensperrungen gab es auch im Raum Wolhusen, wie Urs Wigger, Mediensprecher der Polizei, bestätigt. Ausserdem war die Zuglinie in Nottwil zeitweise behindert: Wegen Wasser auf den Gleisen konnten die Züge zwischen 18 und 19 Uhr nur mit reduzierter Geschwindigkeit durchfahren, einige Züge mussten umgeleitet werden, und es kam zu Verspätungen. Verletzte hat es laut Urs Wigger aber keine gegeben.
Von einem «lokal heftigen Unwetter» spricht auch Peter Sidler, Abteilungsleiter der Gebäudeversicherung Luzern. «Aus der Region Nottwil und Buttisholz wurden uns je fünfzig zum Teil schwere Überschwemmungs- und Hagelschäden gemeldet», sagt er. Man rechne aber im Laufe der nächsten Tage mit total rund 400 bis 500 Schadenmeldungen. «Derzeit schätzen wir die Schadensumme auf 2 bis 2,5 Millionen Franken.» Die Feuerwehren in der Region standen im Grosseinsatz, pumpten Dutzende Keller leer und sorgten für Umleitungen, wo Wasser den Durchgangsverkehr behinderte und Bäche über die Ufer traten. Der Gebäudeversicherung wurden vor allem überschwemmte Keller gemeldet. Teilweise nahmen durch das Wasser auch Heizungseinrichtungen Schaden. Der Hagel zog Lamellenstoren und Holzfassaden von Häusern in Mitleidenschaft.
Auch bei der Schweizerischen Hagelversicherung, welche landwirtschaftliche Kulturen versichert, sind rund 100 Schadenmeldungen eingetroffen. «Wir rechnen mit Schäden in der Höhe von rund einer halben Million Franken», sagt Jörg Schwarz, Vizedirektor der Versicherung. Betroffen sind vor allem Ackerkulturen, aber auch Obst, Beeren und Gemüse.
Luzia Mattmann