Wo sich Zentralschweizer günstig und unkompliziert auf HIV testen lassen können

Nach einer einjährigen Aufbauphase gehört «S&X Sexuelle Gesundheit Zentralschweiz» nun zum nationalen Checkpoint-Netzwerk für sexuell übertragbare Krankheiten. Die Anlaufstelle in Luzern richtet sich in erster Linie an Schwule, aber nicht nur.

Natalie Ehrenzweig
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Marlies Michel, Leiterin von «S&X Sexuelle Gesundheit Zentralschweiz».

Marlies Michel, Leiterin von «S&X Sexuelle Gesundheit Zentralschweiz».

Bild: Nadia Schärli
(Luzern, 24. August 2020)

Männer, die mit Männern Sex haben. Das ist die Zielgruppe des Checkpoints «S&X Sexuelle Gesundheit Zentralschweiz». Hier können sich diese, aber auch alle anderen Männer sowie Frauen, auf die häufigsten sexuellen übertragbaren Infektionen (STI) testen lassen. Im vergangenen Jahr wurde die Anlaufstelle an der Museggstrasse in Luzern aufgebaut, neu gehört sie zum nationalen Checkpoint-Netzwerk.

«Als Teil des schweizweiten Checkpoint-Netzwerkes müssen wir einige Minimal-Standards gewährleisten. Obwohl für unsere Fachstelle ohnehin selbstverständlich, gehören das Arztgeheimnis und die Vertraulichkeit dazu, aber auch die nationale Vernetzung sowie kontinuierliche Weiterbildungen im Bereich der sexuell übertragbaren Infekte», erläutert Marlies Michel, Geschäftsleiterin von S&X (ehemals Aids Hilfe Luzern). Dass Männer, die Sex mit Männern haben (MSM), die Hauptzielgruppe sind, lasse sich durch das statistisch belegte höhere Risiko, sich mit einer STI anzustecken, erklären.

Die häufigsten sexuell übertragbaren Infektionen

Infekte, die im Checkpoint normalerweise getestet werden, sind HIV, Syphilis, Chlamydien, Gonorrhö (Tripper) und Hepatitis B und C. Am häufigsten positiv getestet werden Chlamydien. «Gegen HIV kann man sich mit dem Gebrauch eines Kondoms schützen, gegen die anderen Krankheiten nützt das Kondom nur zum Teil», sagt Marlies Michel. Im vergangenen Jahr liessen sich 372 Männer und 167 Frauen im Checkpoint in Luzern testen.

Gründe, sich im Checkpoint statt beim Hausarzt testen zu lassen, gibt es viele. Ein wichtiger Faktor ist der Hintergrund der Fachstelle. «Einige unserer Klienten erleben, dass sie mit ihrem Hausarzt nicht offen reden können oder sich von ihm nicht verstanden oder akzeptiert fühlen. Wer zu uns kommt, weiss, dass wir gayfriendly sind, und dass er oder sie sich bei uns nicht verstecken muss», sagt Marlies Michel. Dabei sei die Beratung oft ebenso wichtig wie der eigentliche Test, denn die Kunden seien nicht selten in einer schwierigen Situation.

«Männer, die Kontakte im Sexgewerbe haben, sich risikohaft verhalten oder zum Beispiel sexuelle Aussenkontakte hatten, möchten wissen, ob sie sich infiziert haben. Im Erstgespräch wird aber immer wieder deutlich, dass eine Beratung hilfreich ist», erklärt Michel. Im Gespräch tauchen oft beiläufig weitere Themen wie beispielsweise Erektionsstörungen, Stress, das Sexualleben grundsätzlich oder Trennungsprobleme auf. Plötzlich werde für die Kunden die Beratung ebenso wichtig wie die Tests.

Jährliche Tests bei mehr als fünf wechselnden Partnern

Dazu kommen Menschen, die sich regelmässig testen lassen, weil sie wechselnde Sexualpartner oder -partnerinnen haben. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) empfehle allen, die mehr als fünf Partner pro Jahr haben, sich jährlich testen zu lassen. «Online kann man sich, wenn gewünscht anonym, für einen Termin anmelden. Im Erstgespräch mit dem Pflegefachmann Thomas Kaufmann oder dem angehenden Arzt Joël Herzig wird abgeklärt, was die Motivation für die Tests ist. Ausserdem füllen die Kunden einen anonymisierten Fragebogen des BAG aus», sagt Michel.

Nach dem Gespräch nimmt der Checkpoint-Mitarbeiter Blut ab und führt einen Abstrich durch. «Zwei Arbeitstage später erhält man das Resultat. Je nach Wunsch des Kunden rufen wir ihn an oder er uns», sagt Michel. Meistens sei der Testbefund negativ. Bei einem positiven Befund liefert der Checkpoint gleich eine Behandlungsempfehlung. Denn Hausärzte, die nicht oft mit sexuell übertragbaren Infektionen zu tun haben, seien manchmal nicht über die aktuellen Behandlungsmöglichkeiten auf dem Laufenden. «Zudem gibt es dann noch mehr Beratungsbedarf, weil zum Beispiel auch die Partnerin oder der Partner getestet werden sollte – und das kann zu schwierigen Situationen führen», so die Geschäftsleiterin.

Je nach Befund macht der Checkpoint auch gleich die Triage zu Spezialärzten oder -ärztinnen. «Als nächster Schritt wäre es toll, wenn wir gleich auch die Behandlung selbst durchführen könnten. Dazu müsste aber immer ein Arzt anwesend sein», erklärt Marlies Michel. Andere Checkpoints bieten das an.

Günstiger als ein Test beim Arzt

Ein weiterer Grund, den Checkpoint zu nutzen, ist neben der raschen Rückmeldung auch der Preis. «Wir führen die Tests präventiv durch, also auch, wenn es noch keine Symptome gibt. Der Hausarzt dürfte das streng genommen nicht über die Krankenkasse abrechnen und auch andere Testangebote sind meist teurer als wir», sagt Michel. Im Checkpoint kosten der STI-Check und die Beratung zusammen 100 Franken, die man jeweils gleich bar bezahlt. Der niedrige Preis sei möglich, weil die Fachstelle eine Leistungsvereinbarung mit dem Zweckverband für institutionelle Sozialhilfe und Gesundheitsförderung hat. Gleichzeitig ermögliche das Labor gute Konditionen, weil es sich um wichtige Präventionsarbeit handelt.

«Für mich ist die Teilnahme am Checkpoint-Netzwerk auch ein gesellschaftspolitisches Statement. Ich möchte, dass MSM wahrgenommen werden», betont Michel. Es sei ihr wichtig, dass deutlich werde, dass es auch in der Zentralschweiz Männer gebe, die Sex mit Männern haben, und dass sich diese in Luzern an einen professionellen Checkpoint wenden können.

Weitere Infos: www.mycheckpoint.ch sowie www.sundx.ch