Der Wintersturm Burglind hat gestern auch in unserer Region gewütet: Er sorgte unter anderem für Stromausfälle, Verkehrsbehinderungen und so manchen Dachschaden. Bei der Luzerner Polizei gingen nicht weniger als 270 Meldungen ein.
Roger Rüegger
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An ihrem ersten Arbeitstag im neuen Jahr haben gestern viele Leute starke Nerven gebraucht. Strassen und Schienennetze waren teilweise unterbrochen oder es kam zu Verzögerungen. Der Wintersturm Burglind fegte mit 80 bis 130 Kilometern pro Stunde über die Niederungen der Alpennordseite hinweg. Am stärksten wehte der Wind laut Meteo Schweiz auf dem Gütsch ob Andermatt, wo eine Böenspitze von 200 Stundenkilometern registriert wurde. Auf dem Pilatus herrschten ähnliche Bedingungen: Die hier gemessenen 195 Stundenkilometer bedeuten für den Luzerner Hausberg Rekord.
Die heftigen Winde richteten vielerorts grosse Schäden an. «Innert kürzester Zeit gingen bei der Luzerner Polizei rund 270 Schadensmeldungen ein. Dabei handelt es sich oft um Ereignisse mit umgestürzten Bäumen. So war die Autobahn A2 bei Neuenkirch in Fahrtrichtung Süden aufgrund eines Baumes vorübergehend gesperrt, und auch der Reussporttunnel war kurzzeitig nicht befahrbar», fasst Kurt Graf, Mediensprecher der Luzerner Polizei, zusammen. Auch etliche Gebäude wurden beschädigt: So wurden etwa mehrere Dächer von Häusern und Scheunen abgedeckt. Auch stürzten Baugerüste ein. Im Kanton Luzern waren 45 Feuerwehren mit insgesamt 700 Einsatzkräften im Dienst.
Die meisten Ereignisse gingen glimpflich aus. In Emmen kippte zum Beispiel ein Anhänger zur Seite, und in Eschenbach wurde ein Lieferwagen von den Windböen umgeweht. Laut Graf wurden nur zwei Vorfälle gemeldet, bei denen es zu Verletzungen kam. Eine Autofahrerin zog sich Schnittwunden im Gesicht zu, weil ihre Frontscheibe in die Brüche ging. Und eine Fussgängerin wurde von herumfliegenden Gegenständen getroffen.
Auch der öffentliche Verkehr wurde beeinträchtigt. Auf verschiedenen Linien der Verkehrsbetriebe Luzern (VBL)kam es zu Einschränkungen und Unterbrüchen. So war etwa auf der Linie 1 der Streckenabschnitt Luzernerstrasse in Kriens bis um 15 Uhr wegen eines umgestürzten Baugerüsts nicht befahrbar. Laut VBL-Sprecher Christian Bertschi konnte auch die Haltestelle Obernau nicht bedient werden, weil ein Baum auf die Fahrleitung gestürzt war. Zu Unterbrüchen kam es auch auf den Schienen. Mehrere Strecken waren vorübergehend unterbrochen. Die VBL organisierten für die SBB Bahnersatz zwischen Emmenbrücke und Sursee sowie zwischen Emmenbrücke und Eschenbach. Laut Bertschi waren sieben Busse bis zirka 15 Uhr im Einsatz.
Die stürmischen Winde führten am Mittwochmorgen überdies zu Schäden an mehreren Freileitungen, wie die Centralschweizerische Kraftwerke AG (CKW) mitteilte. Laut Marcel Schmid, Leiter Kommunikation der CKW, waren im Entlebuch und im Luzerner Hinterland rund 6000 Personen kurzfristig ohne Strom. Mit Netzumstellungen und dem Einsatz von Notstromaggregaten sei es den rund 50 Spezialisten der CKW gelungen, bis um 17 Uhr den grössten Teil der Kunden wieder mit Elektrizität zu versorgen. Nur in Hasle, wo die Zufahrt bis gegen Abend noch versperrt war, und in einigen Weilern mussten rund 300 Leute etwas länger ohne Strom auskommen. Auch Bergbahnen wurden vom Sturm beeinträchtigt: Der Betrieb der Zahnradbahn Arth Goldau–Rigi Kulm bleibt aufgrund von Fahrleitungsbeschädigungen bis mindestens heute Donnerstagmittag eingestellt.
Der Gebäudeversicherung Luzern wurden bis am Mittwochabend rund 600 Schäden gemeldet, wie Markus Clerc, Leiter Direktionsstab, mitteilt. Gesamthaft rechnet er mit zirka 1000 Schadensmeldungen und einer Schadenssumme von 3 bis 4 Millionen Franken. Sturmschäden entstanden im ganzen Kanton Luzern, besonders betroffen waren die Gebiete Ruswil, Wolhusen und Entlebuch. Der Sturm war laut Meteorologe Urs Graf von Meteo Schweiz kurz, aber heftig. «Solche Winde kommen im Flachland vielleicht alle 10 bis 20 Jahre vor.» Die Winde sind laut Graf Geschichte. Nun folgen heftige Niederschläge. 40 bis 50 Millimeter während rund 30 Stunden. Die Schneefallgrenze steigt auf 1000 bis 2000 Meter. Immerhin: Weiter oben darf man sich auf Neuschnee freuen.