ZENTRALSCHWEIZ: Sturm Burglind verursacht Millionenschäden

Der Wintersturm Burglind hat gestern auch in unserer Region gewütet: Er sorgte unter anderem für Stromausfälle, Verkehrsbehinderungen und so manchen Dachschaden. Bei der Luzerner Polizei gingen nicht weniger als 270 Meldungen ein.

Roger Rüegger
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Der Sturm Burglind brachte gestern unter anderem ein Baugerüst im Gebiet Gasshof in Littau zum Einsturz (Bild: Pius Amrein (Littau, 3. Januar 2018))

Der Sturm Burglind brachte gestern unter anderem ein Baugerüst im Gebiet Gasshof in Littau zum Einsturz (Bild: Pius Amrein (Littau, 3. Januar 2018))

Roger Rüegger

roger.rueegger@luzernerzeitung.ch

An ihrem ersten Arbeitstag im neuen Jahr haben gestern viele Leute starke Nerven gebraucht. Strassen und Schienennetze waren teilweise unterbrochen oder es kam zu Verzögerungen. Der Wintersturm Burglind fegte mit 80 bis 130 Kilometern pro Stunde über die Niederungen der Alpennordseite hinweg. Am stärksten wehte der Wind laut Meteo Schweiz auf dem Gütsch ob Andermatt, wo eine Böenspitze von 200 Stundenkilometern registriert wurde. Auf dem Pilatus herrschten ähnliche Bedingungen: Die hier gemessenen 195 Stundenkilometer bedeuten für den Luzerner Hausberg Rekord.

Die heftigen Winde richteten vielerorts grosse Schäden an. «Innert kürzester Zeit gingen bei der Luzerner Polizei rund 270 Schadensmeldungen ein. Dabei handelt es sich oft um Ereignisse mit umgestürzten Bäumen. So war die Autobahn A2 bei Neuenkirch in Fahrtrichtung Süden aufgrund eines Baumes vorübergehend gesperrt, und auch der Reussporttunnel war kurzzeitig nicht befahrbar», fasst Kurt Graf, Mediensprecher der Luzerner Polizei, zusammen. Auch etliche Gebäude wurden beschädigt: So wurden etwa mehrere Dächer von Häusern und Scheunen abgedeckt. Auch stürzten Baugerüste ein. Im Kanton Luzern waren 45 Feuerwehren mit insgesamt 700 Einsatzkräften im Dienst.

Umgewehte Fahrzeuge und zwei Verletzte

Die meisten Ereignisse gingen glimpflich aus. In Emmen kippte zum Beispiel ein Anhänger zur Seite, und in Eschenbach wurde ein Lieferwagen von den Windböen umgeweht. Laut Graf wurden nur zwei Vorfälle gemeldet, bei denen es zu Verletzungen kam. Eine Autofahrerin zog sich Schnittwunden im Gesicht zu, weil ihre Frontscheibe in die Brüche ging. Und eine Fussgängerin wurde von herumfliegenden Gegenständen getroffen.

Auch der öffentliche Verkehr wurde beeinträchtigt. Auf verschiedenen Linien der Verkehrsbetriebe Luzern (VBL)kam es zu Einschränkungen und Unterbrüchen. So war etwa auf der Linie 1 der Streckenabschnitt Luzernerstrasse in Kriens bis um 15 Uhr wegen eines umgestürzten Baugerüsts nicht befahrbar. Laut VBL-Sprecher Christian Bertschi konnte auch die Haltestelle Obernau nicht bedient werden, weil ein Baum auf die Fahrleitung gestürzt war. Zu Unterbrüchen kam es auch auf den Schienen. Mehrere Strecken waren vorübergehend unterbrochen. Die VBL organisierten für die SBB Bahnersatz zwischen Emmenbrücke und Sursee sowie zwischen Emmenbrücke und Eschenbach. Laut Bert­schi waren sieben Busse bis zirka 15 Uhr im Einsatz.

Die stürmischen Winde führten am Mittwochmorgen überdies zu Schäden an mehreren Freileitungen, wie die Centralschweizerische Kraftwerke AG (CKW) mitteilte. Laut Marcel Schmid, Leiter Kommunikation der CKW, waren im Entlebuch und im Luzerner Hinterland rund 6000 Personen kurzfristig ohne Strom. Mit Netzumstellungen und dem Einsatz von Notstromaggregaten sei es den rund 50 Spezialisten der CKW gelungen, bis um 17 Uhr den grössten Teil der Kunden wieder mit Elektrizität zu versorgen. Nur in Hasle, wo die Zufahrt bis gegen Abend noch versperrt war, und in einigen Weilern mussten rund 300 Leute etwas länger ohne Strom auskommen. Auch Bergbahnen wurden vom Sturm beeinträchtigt: Der Betrieb der Zahnradbahn Arth Goldau–Rigi Kulm bleibt aufgrund von Fahrleitungsbeschädigungen bis mindestens heute Donnerstagmittag eingestellt.

Der Gebäudeversicherung Luzern wurden bis am Mittwochabend rund 600 Schäden gemeldet, wie Markus Clerc, Leiter Direktionsstab, mitteilt. Gesamthaft rechnet er mit zirka 1000 Schadensmeldungen und einer Schadenssumme von 3 bis 4 Millionen Franken. Sturmschäden entstanden im ganzen Kanton Luzern, besonders betroffen waren die Gebiete Ruswil, Wolhusen und Entlebuch. Der Sturm war laut Meteorologe Urs Graf von Meteo Schweiz kurz, aber heftig. «Solche Winde kommen im Flachland vielleicht alle 10 bis 20 Jahre vor.» Die Winde sind laut Graf Geschichte. Nun folgen heftige Niederschläge. 40 bis 50 Millimeter während rund 30 Stunden. Die Schneefallgrenze steigt auf 1000 bis 2000 Meter. Immerhin: Weiter oben darf man sich auf Neuschnee freuen.

Die mächtige Rotbuche auf der Dreilindenhöhe in der Stadt Luzern steht nicht mehr. Dieser Baum war einer der ältesten Luzerner Bäume, welche die Stadtsilhouette prägte. Glücklicherweise wurde niemand verletzt. (Bild: Leserreporter)
78 Bilder
Eine Barriere der Zentralbahn wurde in Stans durch den Wintersturm Burglind geknickt. (Bild: Keystone / Urs Flüeler)
Im Flugplatz Buochs hat der Sturm ein Kleinflugzeug umgekippt. (Bild: Keystone)
Sturmschäden am Bodenberg in Zell nach «Burglind». (Bild: Leser Adi Mattli)
Massive Sturmschäden bei «Aegeri on Ice»: Die Veranstaltung in Unterägeri wird abgebrochen. (Bild: Stefan Kaiser)
Ein Baugerüst an einem Neubau in Littau ist wegen des Wintersturms Burglind eingestürzt. (Bild: Keystone)
Burglind setzte oberhalb der Glaubenbergstrasse auf Obwaldnerseite einen Felsbrocken in Bewegung. Auf meiner Wanderung auf der für den Verkehr ab Langis gesperrten Glaubenbergstrasse ist mir gestern Samstag, 6.1.17 ein auf der Strasse liegender Felsbrocken aufgefallen. Dessen Abrutschspur führte zu einem umgefallenen Baum, dessen Wurzel wohl diesen Felsbrocken in Bewegung gesetzt hat. (Bild: Leserbild Beat Murer)
In den Wäldern lauern im Moment grosse Gefahren durch schief stehende Bäume, lose Wurzelstöcke und Kronenteile, die jederzeit abstürzen können. (Bild: Leserbild Ernst Fankhauser)
Baumstämme wurden wie Zündhölzer geknickt. (Bild: Leserbild Ernst Fankhauser)
Am Donnerstag, 4. Januar 2018 am Zugersee, immer noch ein stürmischer Tag. (Bild: Leserbild Roland Bucher)
Sturm Burghild Zugersee. (Bild: Leserbild Daniel Hegglin)
Sturm Burghild Zugersee. (Bild: Leserbild Daniel Hegglin)
Sturm Burghild Zugersee. (Bild: Leserbild Daniel Hegglin)
Sturm Burghild Zugersee. (Bild: Leserbild Daniel Hegglin)
Sturm Burghild Zugersee. (Bild: Leserbild Daniel Hegglin)
Sturm Burghild Zugersee. (Bild: Leserbild Daniel Hegglin)
Sturm Burghild Zugersee. (Bild: Leserbild Daniel Hegglin)
Sturm Burghild Zugersee. (Bild: Leserbild Daniel Hegglin)
Stürmische Angelegenheit am Sempachersee (Bild: Leserbild Burch René)
Umgestürzte Bäume im Tierpark Goldau. (Bild: Urs Flüeler / Keystone)
Beim Wohnhaus Mettenweg in Stans wurde der Weihnachtsbaum geköpft. (Bild: Corinne Glanzmann)
Die Axenstrasse bleibt bis am 7. Januar gesperrt. Bäume wurden entwurzelt, Felsbrocken lösten sich und schlugen die Galerie auf. (Bild: Bundesamt für Strassen)
Kein seltenes Bild nach dem Sturm: In der Stadt Zug haben sich Dachziegel gelöst ... (Bild: Freiwillige Feuerwehr der Stadt Zug)
... und sind heruntergefallen. (Bild: Freiwillige Feuerwehr der Stadt Zug)
In der Stadt Zug ist wegen den starken Orkanböen ein Baugerüst umgeknickt. (Bild: Freiwillige Feuerwehr der Stadt Zug)
Auch weggewehte Bauisolationen mussten die Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Zug sichern. (Bild: Freiwillige Feuerwehr der Stadt Zug)
Bäume stürzten auf die Strasse zwischen Ebersecken und Richenthal. (Bild: Leser Fabian Fischer)
Zug beim Fischmarkt (Bild: Leser Jürgen Birchler)
Roman Signers "Seesicht" (links im Bild) war während des Sturmes immer mal wieder vollständig unter Wasser ... (Bild: Leser Daniel Keller)
Das Sturmtief machte in Sursee Bauprofilen wie diesem hier zu schaffen. (Bild: Pius Amrein (03. Januar 2018, Sursee))
In Cham kippte ein abgestellter Werbeanhänger zur Seite und stürzte auf zwei parkierte Fahrzeuge. (Bild: Zuger Polizei)
Umgestürzte Bäume beim Umfahrungstunnel in Flüelen. Diese Stelle wird für den Verkehr bis am Freitag gesperrt (Einfahrt ins Dorf Flüelen von Sisikon her kommend auf der Axenstrasse). (Bild: Urs Hanhart)
Die Axenstrasse ist ab Sisikon gesperrt. (Bild: Urs Hanhart)
Die Burglind blies auch heftig in Brunnen. Es lies sich nicht vermeiden, dass die Kamera und ich dabei nass wurden. (Bild: Roland Bucheli)
Umgestürzte Bäume beim Umfahrungstunnel in Flüelen. (Bild: Urs Hanhart)
Eindrückliche Gischt an der Isleten. (Bild: Urs Hanhart)
Der Sturm hat einen Baum an der Isleten abgeknickt. (Bild: Urs Hanhart)
Umgestürzter Baum an der Bahnhofstrasse in Altdorf. (Bild: Urs Hanhart)
Umgestürzter Baum an der Bahnhofstrasse in Altdorf. (Bild: Urs Hanhart)
Auch in Lungern hat der Sturm seine Spuren hinterlassen. (Bild: Leserin Franziska Grasser)
Ein Baugerüst droht an der Gubelstrasse in Zug herunterzufallen. (Bild: Freiwillige Feuerwehr Zug)
Im Kanton Zug wurde Baumaterial auf einer Baustelle vom Winde verweht. (Bild: Freiwillige Feuerwehr Zug)
Ein Strommast in Cham wurde durch den Sturm beschädigt und droht zu kippen. (Bild: Feuerwehr Cham)
Im Einsatz bei einer Kontrollfahrt in Oberwil beschädigt: Ein Polizeiauto wurde im Kanton Zug von einem umstürzenden Baum getroffen. (Bild: Freiwillige Feuerwehr Zug)
Der Sturm hat eine Strassentafel beim «Autobahn»-Kreisel Stans Süd umgekippt. (Bild: Corinne Glanzmann)
Vom Zytturm in der Stadt Zug sind aufgrund des Sturms Ziegel heruntergefallen und müssen ersetzt werden. (Bild: Freiwillige Feuerwehr Zug)
In Cham hat Sturm Burglind mehrere Bäume umgeknickt. (Bild: Feuerwehr Cham)
Der Sarnersee beim Seefeld Sarnen peitscht gegen das Ufer. (Bild: Corinne Glanzmann)
Stürmisches Wetter herrscht am Alpnachersee in Stansstad. (Bild: Keystone / Urs Flueeler)
Die Buslinien zwischen Kriens und Luzern wurden wegen des Wintersturms Burglind unterbrochen. (Bild: Keystone)
Auch diese Dachziegel haben dem Sturm Burglind nicht Stand gehalten. (Bild: Leserbild)
Am Ufer des Zugersees muss man sich vor den hohen Wellen in Acht nehmen. (Bild: Leser Heiri Süess)
Gerüst hat sich gelöst (Bild: Leser Werner Kretz)
Die Enten am Zugersee scheinen sich zu überlegen, ob sie bei diesem Wetter wirklich noch ein Bad nehmen wollen. (Bild: Leser Heiri Süess)
Durch den Sturm ist in Schenkon eine Scheibe aus Sicherheitsglas auf einer Terasse zerborsten. (Bild: Leserin Andrea Fischer)
Ein Baugerüst an einem Neubau in Littau ist wegen des Wintersturms Burglind eingestürzt. (Bild: Keystone)
Sturm Burglind fegt über den Baldeggersee. Aufnahme vom Seebad Baldegg. (Bild: Leserin Monika Neiger)
Wintersturm in Arth am Zugersee. (Bild: Leo Schuler-Steiner)
Auch in Romoos hat der Sturm seine Spuren hinterlassen. (Bild: Leser David Roos)
Sturm Burglind kann den beiden Schwänen am Zugersee in Zug nichts anhaben. (Bild: Leser Daniel Keller)
Wilder Sturm an der Zuger Seepromenade im Vordergrund, stoisch das «Uptown» im Hintergrund. (Bild: Leser Daniel Keller)
Lieber Sturm, lass doch bitte nach, so macht das Wandern wirklich keinen Spass! Aufgenommen an der Adligenswilerstrasse in Meggen. (Bild: Margrith Imhof-Röthlin)
Umgestürzter Baum im Maihofquartier. (Bild: Oliver Marx)
Glück im Unglück: In Emmenbrücke ist eine grosse Tanne im Wohnquartier direkt vor einem Wohnblock gelandet. (Bild: Leserbild Cristian Pepe)
Sturmtief über dem Luzerner Seebecken (Bild: Tschudin Hansruedi)
Sturmwarnleuchte vor dem Lido in Luzern in der hochstehenden Gischt. (Bild: Hansruedi Tschudin)
Aufgewühlter Baldeggersee durch Burglind (Bild: Monika Neiger)
Sturm Burglind fegt über den Baldeggersee (Bild: Monika Neiger)
Der Sturm Burglind nähert sich vom Hallwilersee her Richtung Baldeggeersee. (Bild: Monika Neiger)
Meterhohe Gischt am Ufer des Zugersees. (Bild: zvg Florian Schäfer)
Der Sturm Burglind fegt über den Baldeggersee. Standort Seebad Baldegg. (Bild: Monika Neiger)
In Stansstad hat das Sturmtief Burglind etliche Velos umgerissen. (Bild: Keystone / Urs Flueeler (3. Januar 2018, Stansstad))
In der Stadt Luzern hat der Wintersturm «Burglinde» erste Spuren hinterlassen: Bei der ZHB Luzern haben Sturmböen einen Teil der Baustellenabschrankung losgerissen. (Bild: Leserbild (Luzern, 3. Januar 2018))
Ein Fensteraufsatz für den Adventskalender am Schild-Gebäude steht am Geländer zur Reuss. Zwei andere sind in die Reuss hinein gefallen. Ob dies dem Sturm geschuldet ist, ist noch unklar. (Bild: Leserbild)
Die Feuerwehr sperrte den Zugang zum Schild vom Reussteg her vorübergehend ab. (Bild: Leserbild)
Dem Hund steht der Wind ins Gesicht geschrieben. Hundehalterin Ilinka Burkart geht trotz Sturm mit ihren Hunden beim Flugplatz Buochs spazieren. (Bild: Corinne Glanzmann)
Eine Touristin aus Paris kämpft gegen den Sturm in Rigi Klösterli. (Bild: Keystone)
Feriengäste aus Paris kämpfen gegen den Sturm Burglind in Rigi Klösterli. (Bild: Keystone)

Die mächtige Rotbuche auf der Dreilindenhöhe in der Stadt Luzern steht nicht mehr. Dieser Baum war einer der ältesten Luzerner Bäume, welche die Stadtsilhouette prägte. Glücklicherweise wurde niemand verletzt. (Bild: Leserreporter)

Das war Sturm Burglind in der Zentralschweiz

...überstellte ein Leichtflugzeug in Buochs (Bild: Urs Flüeler / Keystone (Stans, 3. Januar 2018))

...überstellte ein Leichtflugzeug in Buochs (Bild: Urs Flüeler / Keystone (Stans, 3. Januar 2018))

.... sorgte am Zuger Quai für spektakuläre Szenen. (Bild: Leserbild Daniel Keller)

.... sorgte am Zuger Quai für spektakuläre Szenen. (Bild: Leserbild Daniel Keller)