ZENTRUM TSCHANN: Buchrain: Gemeinde versenkt Alterszentrum

Zu teuer, zu geringe Nachfrage: Der Gemeinderat bricht die geplante Erweiterung des Zentrums Tschann ab. Nun wird ein Plan B erarbeitet.

Roman Hodel
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Wohnformen im Alter - Altersheim: Pensionäre entscheiden sich oft erst im sehr hohen Alter für den Umzug in ein Altersheim. (Bild: Keystone)

Wohnformen im Alter - Altersheim: Pensionäre entscheiden sich oft erst im sehr hohen Alter für den Umzug in ein Altersheim. (Bild: Keystone)

Roman Hodel

roman.hodel@luzernerzeitung.ch

Von 16 auf 81 Pflegeplätze aufstocken. Das war der Plan. Doch jetzt ist alles anders. Die Erweiterung des Alterszentrums Tschann in Buchrain wird nicht realisiert, die Projektierung abgebrochen. Das hat der Gemeinderat einstimmig beschlossen. «Schweren Herzens und im Wissen darum, dass viele Engagierte sehr viel Kraft in das Projekt haben einfliessen lassen», sagt Gemeindepräsidentin Käthy Ruckli (CVP).

Für den Abbruch gebe es zwei Hauptgründe. Erstens die Kosten: Zwar konnte der Gemeinderat die Investitionssumme von 47 auf 42 Millionen Franken senken – das liegt aber immer noch deutlich über den ursprünglich angenommenen 30 Millionen. Als Kostentreiber nennt er in einer Medienmitteilung etwa die verschärften Vorschriften beim Energie- oder Arbeitsgesetz. Hinzu kommt die fehlende Wirtschaftlichkeit: Ohne Taxerhöhung würde ein jährlicher Verlust von gegen einer halben Million Franken resultieren.

Der zweite Hauptgrund sind die laut Ruckli «massiven Veränderungen» im Gesundheitswesen in den letzten zwei Jahren. Obwohl die Zahl älterer Leute wächst, leben immer weniger in einem Heim – dafür nimmt die Zahl der Spitex-Klienten zu. Das führt kantonsweit gesehen zu einem leichten Überangebot an Pflegeplätzen. Ein Trend, der sich noch verstärken wird, ist sie überzeugt. Trotzdem würden anderswo – etwa in Root oder Adligenswil – immer noch zusätzliche Pflegeplätze geschaffen.

Der Gemeinderat nennt noch weitere Faktoren für den Projekt-Stopp: so unter anderem die unflexible Struktur des Gebäudes, weil es als Alterszentrum geplant wurde. «Wir haben verschiedene Optionen geprüft», sagt Ruckli. Darunter die Integration der Gemeindeverwaltung oder auch das Einrichten von Wohnungen fürs Alter. «Doch leider erlaubt das Siegerprojekt nicht die notwendige Flexibilität für andere Nutzungen – obwohl die Architekten alles versucht haben.»

Projekt wurde schon einmal sistiert

Die geplante Erweiterung des ­Alterszentrums Tschann stand von Anfang an unter keinem guten Stern: Der erste Projektierungskredit fiel bei der Budgetabstimmung im März 2015 den Sparmassnahmen der Gemeinde zum Opfer. Diese waren nötig, nachdem die Stimmberechtigten wenige Monate zuvor eine Steuererhöhung abgelehnt hatten. Daraufhin lancierte der Seniorenverein «Bueri aktiv 60 plus» eine Petition und forderte vom Gemeinderat die Wiederaufnahme des sistierten Projekts. Hauptbegründung: Auch die ältesten, hilfsbedürftigen Buchrainer sollen ihren Lebensabend in Buchrain verbringen können. Weil nur 16 Pflegeplätze im Tschann vorhanden sind, müssten gegen 40 Buchrainerinnen und Buchrainer in auswärtigen Pflegezentren platziert werden. Fast 1000 Personen hatten die Petition unterzeichnet. Und so kam es im Juni 2016 erneut zu einer Abstimmung über einen Projektierungskredit – 85 Prozent des Stimmvolks sagten Ja dazu.

Von diesen 1,9 Millionen Franken wurden laut Ruckli rund 600000 Franken für die Erarbeitung des Vorprojekts eingesetzt. Der Rest betrifft zusätzliche Kostenberechnungen und Abklärungen. Das ausgegebene Geld sei aber nicht «verloren», weil man damit auch grundsätzliche Abklärungen vorgenommen habe, die für ein neues Projekt genutzt werden können. Denn nun soll diese letzte unbebaute Landparzelle im Zentrum in die Gesamtentwicklung des Dorfzentrums miteinbezogen und grösser gedacht werden – statt nur fürs Alterszentrum. Ruckli spricht von einem «Generationenprojekt», zumal die Zentrumsplanung ein Kernelement der Gemeindestrategie 2030 bildet (wir berichteten). Dabei geht es um die Erneuerung der Schule, den Erhalt des Landgasthofs Adler oder die langfristige Sicherung des Einkaufszentrums Tschann. In diesem Zusammenhang sollen auch Angebote mit betreutem Wohnen im Alter entstehen – eventuell sogar zusammen mit anderen Rontaler Gemeinden. Ruckli sagt: «Unsere Sozialvorsteherin erhielt den Auftrag, einen entsprechenden Bericht zu erstellen.»

Seniorenverein hat Verständnis für Abbruch

Auf das Generationenprojekt mit betreutem Wohnen hofft nicht zuletzt der Verein «Bueri aktiv 60 plus», der sich früher wie erwähnt für den Ausbau des Alterszentrums eingesetzt hatte: «Wir sind weiterhin gewillt, den Gemeinderat zu unterstützen», sagt Präsidentin Heidi Zeder und hat Verständnis für den Abbruch der Planung: «Der Gemeinderat konnte uns schlüssig aufzeigen, dass es sich finanziell nicht rechnen würde.»