Zirkus Knie: Das Zelt steht – und wartet mit einer wesentlichen Neuerung auf

In den nächsten zwei Wochen gastiert der Zirkus Knie auf der Luzerner Allmend. Seit Donnerstagmorgen laufen die aufwendigen Aufbauarbeiten. Dabei helfen sogar die Pferde mit.

Gabriela Jordan
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Arbeiter bauen auf der Allmend das Zirkuszelt auf. (Bild: Corinne Glanzmann (5. Juli 2018))

Arbeiter bauen auf der Allmend das Zirkuszelt auf. (Bild: Corinne Glanzmann (5. Juli 2018))

Wenn auf der Luzerner Allmend Pferde, Lamas und Zebras zu sehen sind, dann ist allen klar: Der Zirkus Knie ist wieder da! Wie jeden Sommer gastiert er rund zwei Wochen lang in Luzern und zieht mit einem immer wieder neuen Programm Gross und Klein in seinen Bann - von Akrobatik-Kunststücken über Tiernummern bis hin zu witzigen Comedy-Auftritten: Dieses Jahr führt die Komikerin Helga Schneider durch den Abend.

Bevor am Freitagabend die erste Vorstellung in der Manege gezeigt werden kann, gibt es aber noch viel zu tun. Noch am Mittwoch war die gesamte Zirkus-Equipe in Windisch im Aargau, wo ab 20 Uhr eine Vorstellung gezeigt wurde. Danach hiess es für die rund 100 technischen Mitarbeiter: Abbauen, in den Zug einladen, ausladen, zur Allmend chauffieren - und wieder aufbauen. Seit Mittwochabend sind die Zeltarbeiter, die vor allem aus Polen und Marokko stammen, deshalb mehr oder weniger auf den Beinen. Wie Lena Zurbuchen, Projektleiterin des Medienbüros, sagt, waren sie in Windisch um etwa 3 Uhr nachts mit dem Einladen des Zuges fertig. Um 6 Uhr morgens ging es dann auf der Luzerner Allmend weiter.

Der Zeltaufbau im Zeitraffer:

Der Zirkus steht in einem halben Tag

Wer sich das bunte Treiben am Donnerstag noch ansehen will, muss sich sputen: Der gesamte Aufbau dauert nämlich erstaunlich kurz. Um das Hauptzelt aufzuziehen, das Vorzelt aufzustellen, alle Lampen aufzuhängen und das Orchesterpodium und die Zuschauertribüne zusammenzubauen, braucht es nur etwa einen halben Tag. Das Wichtigste ist jetzt bereits getan. Am Nachmittag geht es dann an die Feinarbeit. Zum Beispiel muss noch der rote Teppich ausgerollt werden - damit ab Freitag auch alles picobello aussieht.

Wie immer befinden sich die Wohnwagen der Truppe nördlich vom Hauptzelt, und die Stallungen der Tiere südlich, damit diese vom Lärm durch den Aufbau verschont bleiben. Zirkus-Kenner werden aber feststellen, dass dieses Jahr etwas anders ist. Über dem Hauptzelt steht neu ein riesiger Bogen aus Metallstangen. An diesem wird das Zelt von aussen aufgehängt. Statt wie bisher vier Masten sind im Zeltinnern deshalb nur noch deren zwei notwendig. Dadurch hat das Publikum eine uneingeschränkte Sicht auf die spektakulären Darbietungen in der Manege.

Pferde spazieren auf dem Sägemehl

Mitarbeiter tragen Elemente der Zuschauertribüne unter das Zelt des Zirkus Knie (Bild: Corinne Glanzmann (Luzern, 5. Juli 2018))

Mitarbeiter tragen Elemente der Zuschauertribüne unter das Zelt des Zirkus Knie (Bild: Corinne Glanzmann (Luzern, 5. Juli 2018))

An manchen Spielorten gastiert der Zirkus Knie nur wenige Tage. In Luzern, wo die Zelte, Ställe und Wagen über zwei Wochen lang stehen bleiben, können die Aufbau-Arbeiter deshalb mal verschnaufen. Langweilig wird ihnen aber sicher nicht. Wie Lena Zurbuchen erklärt, haben viele von ihnen eine Doppelfunktion. So braucht es zum Beispiel auch Leute, die während der Vorstellung das Trapez anbringen, Tickets kontrollieren, Futter für die Tiere holen oder Reparaturen vornehmen. Beim Aufbau erhalten sie übrigens Hilfe von den Tieren: Damit in der Manege das Sägemehl und die darunter liegende Erde schön fest werden, lässt man die Pferde eine Weile darauf spazieren.

Zirkus Knie in Luzern: Die Tournee-Kritik unserer Zeitung

Kurzweilig, rasant und auf sehr hohem Niveau: So präsentiert sich das neue Programm «Formidable», mit dem der Nationalzirkus Knie aktuell durch die Schweiz tourt. Ab heute Abend heisst es also wieder: «Manege frei» für den Zirkus Knie auf der Luzerner Allmend. Unsere Zeitung hat am Dienstag den Weg in den Kanton Aargau unter die Räder genommen, um in Windisch zu erleben, was auf das Luzerner Publikum wartet. Dort waren zwar wohl aufgrund des letzten Schweizer WM-Spiels nur gut zwei Drittel der Sitzplätze besetzt, die Zuschauer zeigten sich jedoch bester Laune und erwartungsfroh auf einen wunderbaren – eben «formidablen» – Abend unter dem Chapiteau.

Mit seiner Verrenkungsnummer erweckte Alexander Batuev gleich zu Beginn die volle Aufmerksamkeit des Publikums. Der Mann scheint weder Gelenke noch Knochen zu haben, so sehr verdreht und verknotet er seinen Körper. Wem da vom Zuschauen fast anders wird, darf sich anschliessend von mehreren, höchst ästhetischen Nummern verzaubern lassen. Laura Miller ist mal schwebende Elfe, mal unbändige Meerjungfrau und verbindet anmutig die Elemente Luft, Wasser und Feuer. Unter der Zirkuskuppel zeigen Marie-Eve Bisson und Jonathan Morin an zwei verbundenen Reifen sehr sinnlich, was Paartanz hoch in der Luft heisst. Die acht Russinnen der Skokov Troupe fliegen scheinbar fern jeglicher Erdanziehungskraft auf der doppelten Schaukel. Eine Weltpremiere präsentierten Franco Knie jun. mit Gattin Linna Knie-Sun und Sohn Chris Rui: Sie lassen einen unsichtbaren Drohnenschwarm, nur mit farbigen Lämpchen erkennbar, über der Manege schweben und erzeugen damit die Illusion eines Feuerwerks – in Slow Motion. Es ist einer jener Momente im Zirkus, bei denen man denkt: Das habe ich noch nie erlebt!

Mit den Lamas grosse Freude bereitet auch dieses Jahr das jüngste auftretende Mitglied der Familie Knie, die siebenjährige Chanel Marie. Ihre Nummer mit den Lamas führte sie gleichermassen spielerisch wie energisch vor. Nicht fehlen dürfen die Dressurnummern mit Pferden. Chanels Bruder, der 17-jährige Ivan Frédéric, lässt in seiner Darbietung ein Pferd gar über ein XXL-Springseil gleiten, welches er auf dem Tier sitzend anschlägt. Was wäre ein Zirkus ohne Klamauk? Dieses Jahr geht Regula Esposito mit auf Tournee. Seit mehr als 30 Jahren begeistert sie mit ihrer Figur «Helga Schneider» die Zuschauer. In Windisch fiel sie krankheitsbedingt jedoch aus. Comedian Dustin Nicolodi verstand es ausgezeichnet, den Part «Komik» alleine zu stemmen und erntete dafür viele Lacher. Das Luzerner Publikum darf sich dann wieder über die genesene, schrille «Helga Schneider» freuen. Während zweieinhalb Stunden reihten sich spektakuläre Darbietungen in einer bewährten Programm-Mischung aneinander. In Windisch gab es dafür stehende Ovationen.

Yvonne Imbach

Vorstellungen auf der Allmend ab 6. bis 22. Juli, jeweils 20 Uhr. Sa/So/Mi auch 15 Uhr. Montag Ruhetag. VV: LZ-Corner, Ticketcorner, www.ticketcorner.ch sowie an der Zirkuskasse.

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Mary José Knie führte ihre Pferde vor. (Bild: Melanie Duchene / Keystone (Rapperswil, 15. März 2018))
10 Bilder
Artistin Laura Miller vereint die Elemente Luft und Wasser. (Bild: Patrick Hürlimann / Keystone (Neuenburg, 27. Juni 2018))
Eine Artistin der russischen Gruppe Troupe Skokov zeigen eine Luftakrobatik auf einer doppelten russischen Schaukel. (Bild: Patrick Hürlimann / Keystone (Neuenburg, 27. Juni 2018))
Eine bekannte Schweizer Komikerin unter dem Zirkuszelt: Helga Schneider. (Bild: Melanie Duchene / Keystone (Rapperswil, 15. März 2018))
Und so sieht das denn aus, wenn sie durch die Lüfte fliegen (Bild: Melanie Duchene / Keystone (Rapperswil, 15. März 2018))
Er verdreht sich in alle Richtungen: Artist Alexandr Batuev (Bild: Patrick Hürlimann / Keystone (Neuenburg, 27. Juni 2018))
Maycol Errani zeigt eine Dressur mit sechs Andalusiern und sechs Friesen. (Bild: Melanie Duchene / Keystone (Rapperswil, 15. März 2018))
Linna Knie-Sun und Franco Knie jun. zeigt eine Nummer mit Drohnen. (Bild: Melanie Duchene / Keystone (Rapperswil, 15. März 2018))
Ein Jongleur darf in einem Zirkus nicht fehlen: Coperlin alias Dustin Nicolodi (Bild: Melanie Duchene / Keystone (Rapperswil, 15. März 2018))
Das Duo 2-zen-O zeigt waghalsige Akrobatik. (Bild: Melanie Duchene / Keystone (Rapperswil, 15. März 2018))

Mary José Knie führte ihre Pferde vor. (Bild: Melanie Duchene / Keystone (Rapperswil, 15. März 2018))