Interview
Zuger CVP-Ständerat Peter Hegglin will in den Bundesrat

Peter Hegglin (57) will in die höchste Exekutive des Landes. Im Interview erzählt der Zuger CVP-Ständerat, was ihn auszeichnet, woran er noch arbeiten will – und für welches Departement er sich am wenigsten interessiert.

Simon Mathis
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CVP-Ständerat Peter Hegglin (hier in seinem Garten in Edlibach) bringt sich für den Bundesratssitz ins Spiel.Bild: Ennio Leanza/Keystone (24. Juni 2015)

CVP-Ständerat Peter Hegglin (hier in seinem Garten in Edlibach) bringt sich für den Bundesratssitz ins Spiel.Bild: Ennio Leanza/Keystone (24. Juni 2015)

Der Zuger CVP-Ständerat Peter Hegglin (57) will in den Bundesrat. Der vierfache Familienvater aus Menzingen war jahrelang Finanzdirektor des Kantons Zug. Wir haben mit dem frischgebackenen Kandidaten gesprochen.

Peter Hegglin, was hat Sie dazu bewogen, für den Bundesrat zu kandidieren?

Die Kandidatur zum Bundesrat ist eine einmalige Chance, die ich ergreifen will. Ich habe die Entscheidung allerdings erst nach reiflicher Überlegung getroffen. Die Herausforderungen, die sich einem Bundesrat stellen, sind riesig – dessen bin ich mir bewusst. Man merkt den Magistraten teilweise auch physisch an, wie anstrengend ihr Amt ist. Aber ich bin zum Schluss gekommen, dass ich mich der Herausforderung stellen will. Ich habe die Energie, eine ungebrochene Gestaltungskraft und den Durchhaltewillen, die für dieses Amt nötig sind. Ausserdem bin ich im besten Alter.

Sind Sie nicht ein Aussenseiter?

Nein, überhaupt nicht. Ich habe bewiesen, dass ich es kann. Vom Gemeinderat über Kantonsrat, Regierungsrat und Ständerat habe ich alles durchgemacht. Die so genannte «Ochsentour» habe ich hinter mir. 15 Jahre lang war ich in der Exekutive, 15 Jahre lang in der Legislative. Mein einziges Handycap ist, dass ich keine Frau bin. Aber ich gehe davon aus, dass die CVP mit einem Zweierticket fahren wird, auf dem eine Frau und ein Mann vertreten sein werden. Aber natürlich will ich nicht zu viel versprechen. Gelaufen ist die Sache erst, wenn die Stimmzettel ausgezählt sind.

Wie würden Sie Ihre Rolle im Bundesrat sehen?

Ich kann ein Brückenbauer in einer polarisierten Welt sein. Ich kann gut zuhören. Ausserdem wird mir zugestanden, dass ich komplexe Sachverhalte verständlich erläutern kann. Ein Schönwetter-Politiker bin ich allerdings nicht: Ich bin standhaft und knicke nicht so leicht ein.

Woran wollen Sie noch arbeiten?

An den Sprachen. Ich spreche Schulenglisch und war ein Jahr lang in Lausanne. Aber das ist auch schon dreissig Jahre her. Ich bin kein Akademiker, aber das ist nur ein Aspekt. Viel zentraler scheint mir, das Wissen anwenden zu können. Und dass ich dazu in der Lage bin, habe ich bereits bewiesen.

Als Bundesrat wären Sie der Vertreter der Zentralschweiz. Was würde das für Sie bedeuten?

Als Bundesrat habe ich für das Gemeinwohl des ganzen Landes zu entscheiden. Als Zuger und Zentralschweizer würde es mich freuen, wenn dabei auch Vorteile für meine Heimatregion resultieren. Die Zentralschweiz leistet unbestritten einen wichtigen Beitrag zum Wohl der gesamten Schweiz. Als Zuger denke ich natürlich zuerst an den Finanzausgleich, aber auch die Arbeitsplätze entlang der Gotthardachse sind unverzichtbar für den Standort Schweiz. Insofern ist es höchste Zeit, dass wir wieder im Bundesrat vertreten sind.

Welche Themen der nationalen Politik liegen Ihnen besonders am Herzen?

Da muss ich zuerst an die Finanzpolitik denken. Es ist wichtig, dass die Steuerreform durchkommt. Auch das Thema Nationaler Finanzausgleich ist zentral. Es hat sich gezeigt, dass die Zentralschweiz geschlossen hinter dem Kompromiss der Kantone steht. Nun soll der Kompromiss auch auf Ebene des Bundes erfolgreich sein. Weiter will ich mich für die Altersreform einsetzen: Wir müssen die Verantwortung gegenüber unserer Jugend wahrnehmen, und die Reform hilft uns dabei. Ein weiteres Projekt von mir ist, die Rechnungslegung des Bundes verständlicher zu machen. Und nicht zuletzt beschäftigen mich Themen wie die Postfinance. Wir müssen uns die Frage stellen, wie das Unternehmen am Markt auftreten kann. Schliesslich handelt es sich um Staatsvermögen, zu welchem Sorge zu tragen ist und wertsteigernd bewirtschaftet werden soll.

Eine Bundesratskandidatur ist mit Stress und Druck verbunden. Sind Sie dafür bereit?

Die erste Stress-Phase habe ich bereits hinter mir. Nachdem nun mein Entscheid gefallen ist, bin ich schon etwas gelassener. Denn jetzt kann ich zielstrebig auf mein Ziel hinarbeiten. Aber natürlich kommt bald auch der terminliche Druck.

Die CVP hat das strengste Auswahlverfahren aller Parteien. Kandidaten werden von einem Richter geprüft. Auch die finanzielle und familiäre Situation wird beleuchtet. Ein Problem für Sie?

Nein. Der Bundesrat ist die oberste Exekutive unseres Landes. Die Magistraten sollen Gradmesser und Vorbilder sein. Ich verstehe deshalb, dass sie ein strenges Auswahlverfahren durchschreiten müssen. Ich kann zu allem stehen, was ich in meinem Leben gemacht habe. Deshalb blicke ich dem Verfahren zwar nicht gelassen, doch aber unaufgeregt entgegen. Meine einzige Sorge gilt der Privatsphäre: Man merkt schon, wie sie immer kleiner wird. Als Bundesrat werde ich wohl nicht mehr im Café sitzen können, ohne erkannt oder angesprochen zu werden.

Als Bundesrat sollte man kein Parteisoldat sein. Wie einfach fällt Ihnen das?

Für eine erfolgreiche Tätigkeit als Bundesrat ist eine starke Parteibasis wichtig und gibt den notwendigen Rückhalt. Andererseits bin ich es gewohnt in einer Kollegialbehörde zu arbeiten und deren Entscheide für das Gemeinwohl auch gegen Parteiinteressen zu vertreten. Als Regierungsrat und Präsident der kantonalen Finanzdirektorenkonferenz gab es hie und da solche Konstellationen.

Interessieren Sie sich für das Finanzdepartement?

Ueli Mauer ist noch im Amt. Ich habe nicht das Bedürfnis, einem Bisherigen sein Departement streitig zu machen. Das ist nicht meine Art. Ich bin für alles offen. Nur das Departement des Äusseren würde ich nicht sofort übernehmen wollen.

Was sagt Ihre Familie zu Ihrer Kandidatur?

Ich habe einen Familienrat zu diesem Thema einberufen. Meine Frau und meine Kinder stehen in dieser Entscheidung voll und ganz hinter mir. Meine jüngste Tochter ist 23, die älteste 28. Windeln wechseln muss ich also keine mehr. (lacht)