Der neue Film von Erich Langjahr widmet sich dem Arzt und Naturphilosophen Paracelsus. Er feiert am Zurich Film Festival Premiere.
Der Zuger Filmemacher Erich Langjahr bekam von seinem Freund Pirmin Meier das Buch «Paracelsus. Arzt und Prophet» geschenkt. Der 74-jährige Autor, der in Beromünster als Gymnasiallehrer tätig war, interessiert sich für die visionäre und spirituelle Seite des kreativen Denkers, und für Widersprüche. Wie auch Langjahr. Die Biografie ist ein Wälzer, 469 Seiten dick. Der Filmemacher macht daraus ein Roadmovie: «Paracelsus Ein Landschaftsessay».
Die Klammer bilden Geburts- und Sterbeort des Arztes, Naturphilosophen und Laientheologen Theophrastus Bombast von Hohenheim, genannt Paracelsus: 1493 oder 1494 in der Egg an der Sihl, Kanton Schwyz; 1541 in Salzburg. Überall hat Paracelsus Spuren hinterlassen – nicht zuletzt in unseren Köpfen.
Der Paracelsus-Forscher Meier ist ein äusserst sympathischer Protagonist. Für jeden Ort findet er das passende Paracelsus-Zitat. Klar und deutlich prononciert er seine Worte, was einen anfangs fast ein wenig schmunzeln lässt. Sein Auftreten ist nicht schulmeisterhaft, sondern so, wie er auch schreibt: Er vermittelt sein Wissen mit Feuer, aber auch unterhaltend. Es soll – und wird – etwas hängen bleiben bei den Leuten.
Pirmin Meier hat auch ein Buch über Niklaus von Flüe geschrieben, eine ebenso rätselhafte Gestalt in der abendländischen Geistes- und Religionsgeschichte. Paracelsus hat sich in Schriften mit dem Magen des Heiligen oder dessen Wunderfasten auseinandergesetzt: «Alle Verwandlung des menschen muss im magen geschehen. ohne ihn wird nichts verwandelt», zitiert Meier. So bestimmen vielfach thematische Bezüge den Reiseweg, und führen kurzzeitig zurück in die Innerschweiz – und nicht die Biografie des Renaissancemenschen.
Dass sich diese 108-minütige Reise derart kurzweilig gestaltet und das Phänomen Paracelsus in so vielseitigem Licht aufscheint, lässt nur ungefähr erahnen, wie viel Arbeit in der Dramaturgie dieses Films steckt. Die prägenden Landschaftsbilder von Erich Langjahr verbinden dabei die Überzeugungen des «Arztes und Propheten» von der Einheit von Mensch und Natur im Grossen wie von Körper und Geist im Kleinen.
Der Landschaftsessay ist aber auch stark im Hier und Jetzt verankert, bei den Leuten, und es wird einem bewusst, wie wir Paracelsus alle mehr oder weniger in unser Leben integriert haben, vielleicht ohne es zu wissen. Und gerade als Innerschweizer wird man danach die Schwarze Madonna von Einsiedeln oder die Fresken in der Unteren Ranftkapelle nicht mit anderen Augen betrachten, aber mit weiter geöffneten.
Paracelsus Ein Landschaftsessay – am Zurich Film Festival: Sonntag, 26. September, 18.15 Uhr Weltpremiere in Anwesenheit von Erich Langjahr und Pirmin Meier im Kino Arthouse Piccadilly, weitere Vorstellungen: Dienstag, 28. (15.45) und Mittwoch, 29. September (12.45) im Kino Kosmos 5; Alle Infos zum Festival gibts hier. Der offizielle Kinostart steht noch nicht fest.