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Zurückhaltende Luzerner am Strassenmusik-Festival? Nicht bei Musik aus Simbabwe

Das Strassenmusikfestival in Luzern ist in vollem Gang. Für einige Musiker ist die Kulisse total ungewohnt – doch das Luzerner Publikum macht es ihnen einfach, die Altstadt zum Beben zu bringen.

Robert Knobel
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Die drei Musiker der Minanzi Mbira Band aus Zimbabwe auf dem Weinmarkt. (Bild Manuela Jans-Koch, 28. August 2019)

Die drei Musiker der Minanzi Mbira Band aus Zimbabwe auf dem Weinmarkt. (Bild Manuela Jans-Koch, 28. August 2019)

Wenn um 18 Uhr die ersten Musiker ihre Instrumente anstimmen, dominiert in der Luzerner Altstadt noch die Feierabend-Hektik. Eilige Passanten mischen sich mit ein paar verloren wirkenden Zuhörern, die extra wegen der Musik hierher gekommen sind.

Doch schon bald geschieht das, was die besondere Magie des Strassenmusikfestivals seit Jahren ausmacht: Die Menschentrauben um die Musikgruppen auf dem Jesuiten- und Mühleplatz, auf dem Korn- und Weinmarkt werden grösser und grösser. In der ersten Reihe sitzen Kinder am Boden, hinten kennen die Erwachsenen bald kein Halten mehr und klatschen und tanzen begeistert zur Musik.
Tanzen? Ja, das tun sie, wie Dan Kusaya von der Minanzi Mbira Band aus Simbabwe bestätigt:

«Andere Musiker haben uns gewarnt, das Schweizer Publikum sei sehr zurückhaltend. Doch wenn wir spielen, dann tanzen die Luzerner.»

Darauf sei er sehr stolz, fügt der Musiker an, für den das Luzerner Strassenfestival die Schweizer Premiere ist. Das Spielen unter freiem Himmel ist für das Trio aus Simbabwe hingegen nichts Ungewöhnliches. «In Südafrika sind wir schon vor über 5000 Leuten aufgetreten», sagt Kusaya.

Eine völlig neue Erfahrung ist der Strassenauftritt hingegen für die französische Gruppe «Les Fils Canouche». Vor wenigen Tagen haben sie in Bern zum allerersten Mal auf der Strasse gespielt. Im Vergleich zu herkömmlichen Saalkonzerten sei die Akustik anders und man sei räumlich viel näher bei den Zuhörern, stellt Gitarrist Xavier Margogne fest. Dem Luzerner Publikum windet er ein Kränzchen: Es sei trotz der vielen Ablenkungsquellen sehr aufmerksam, wie Margogne sagt:

«Fast wie im Konzertsaal.»
«Les Fils Canouche» aus Frankreich, hier auf dem Jesuitenplatz. (Bild Manuela Jans-Koch, 28. August 2019)

«Les Fils Canouche» aus Frankreich, hier auf dem Jesuitenplatz. (Bild Manuela Jans-Koch, 28. August 2019)

Tatsächlich ist immer wieder erstaunlich zu beobachten, wie es bei ruhigeren Passagen auf den Plätzen plötzlich mucksmäuschenstill wird. Dass Strassenmusik mitunter auch sanft und leise faszinieren kann, beweisen «Les Fils Canouche» mit ihrem Mix aus Tango, Gipsy und Jazz exemplarisch. Was sie natürlich nicht daran hindert, auch mit feurigen Rhythmen die Stimmung tüchtig einzuheizen.

Dies gelingt auch «La Cuneta Son Machin» aus Nicaragua ausgezeichnet. «In unserer Region gibt es starke afrikanische Einflüsse. Darauf sind wir sehr stolz», sagt Sänger Carlos Guillen, bevor er den Kornmarkt zum Beben bringt.

Mehr Informationen zum Strassenmusikfestival hier.