Kunst in Adligenswil
«Adlige-Art»: Zwischen Schönem und Skurrilem, Poesie und Kitsch

Bei der Erstauflage von «Adlige-Art» sind Werke von knapp 40 Künstlerinnen und Künstlern mit Bezug zu Adligenswil zu entdecken.

Anja Nora Schulthess
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Werk von Simon Kindle in der zsuzsa’s galerie.

Werk von Simon Kindle in der zsuzsa’s galerie.

Adligenswil hat einen neuen Kunstevent. Seit Mitte dieses Monats geht die Premiere von «Adlige-Art» in zsuzsa’s galerie sowie im Zentrum Teufmatt über die Bühne. Dabei sind Arbeiten von rund 40 Künstlerinnen und Künstlern mit Bezug zu Adligenswil zu sehen. Der Anlass ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit von zsuzsa’s galerie sowie der Gemeinde-Kulturkommission, deren Präsidentin Michela Grunder die Ausstellung kuratierte. Die vielfältige Schau, die durchaus Entdeckungen bereithält, ist ein gutes Beispiel dafür, wie wichtig Raum, Licht und Kontext für das Wirken von Kunstwerken sind.

Die kleine, aber feine zsuzsa’s galerie mitten im Dorfzentrum umfasst nur vier Räume. Dementsprechend überladen wirkt die Galerie, zumal alleine hier schon rund 20 Kunstschaffende mit Einzelwerken oder kleinen Werkserien vertreten sind: Skurrile Tusche-Zeichnungen neben opulenten Bronze-Plastiken, knallbunte abstrakte Formspielereien auf Leinwand verschiedener Kunstschaffenden neben Holzschnitten von Robert Wyss, wie man sie aus den wunderbaren Kinderbuchillustrationen des Luzerner Grafikers und Schülers von Max von Moos kennt.

Der Teppich, auf dem man nicht zu wandeln wagt

Mittendrin eine Art ausgerollter Teppich aus Kunststoff von Simon Kindle, auf den man natürlich nicht zu treten wagt. Schönes steht hier neben Skurrilem, filigrane Berglandschaften neben plastisch gemalten Osterhasen. Oder ein riesiges Ölbild von Stephan Furrer mit aufdrapierten Farbtuben neben Kunsthandwerk, Holzschalen, pastellenem Porzellan und dazwischen kleine witzig-poetische Collagen von Christian Gut mit nicht minder poetischen Titeln.

Blick in den Ausstellungsraum im Teufmatt.

Blick in den Ausstellungsraum im Teufmatt.

Bild: PD

Es gibt hier einiges zu sehen, nur wünscht man sich dem einen oder anderen Werk etwas mehr Platz und Aufmerksamkeit. Das alles wirkt ein wenig zusammengewürfelt und man fragt sich, wie das zweigeteilte Ölbild von Miranda Fierz oder der Druck auf Plüsch von Stephan Wittmer auf einer grossen Wand im Kunstmuseum wirken würden – man wünscht es den Werken und sich als Betrachterin.

Der zweite Ausstellungsort befindet sich im Zentrum Teufmatt, einem Gebäude, das in Sachen Charme nicht gerade glänzt. Auch hier sind die Werke vielfältig: Marmorstatuen neben grossformatigen Mix-Media-Collagen – dies zwischen öffentlicher Toilette und dem Schwarzen Brett von lokalen Vereinen. Insgesamt dominieren hier Blumen- und Natur-Sujets. Von Landschaftsaquarellen bis zu Fotoserien von Alltagsgegenständen, poppigen Stillleben und einem Berner Sennenhund in Acrylfarbe findet man hier fast alles. Da und dort ist das durchaus Kitsch und man wird den Verdacht nicht los, dass die weniger bekannten oder renommierten Namen unter den 40 Eingaben ins Teufmatt verlagert wurden. Das Licht im unteren Stock ist nicht gerade das, was man Kunstwerken wünscht.

Problem der Beleuchtung im Teufmatt soll nächstes Mal behoben sein

Die Absicht, auch weniger bekannte Kunstschaffende einem breiten Publikum vorzustellen und über die Gemeinde hinaus zu präsentieren, ist durchaus zu schätzen. Nur stellt sich die Frage, ob vor lauter Gemeinde-Stolz und Lokalkolorit hier die eigentliche Sache etwas vernachlässigt wurde: Nämlich die Kunst und wie sie präsentiert wird. Das Hauptproblem des Zentrums Teufmatt sei zugegebenermassen die Beleuchtung, diese wolle man bei einer weiteren Ausführung beheben, meint Galeristin Zsuzsa Schärli auf Anfrage. Ausschlaggebend für die Platzierung der Gemälde seien versicherungstechnische Gründe und die Fragilität mancher Arbeiten und nicht eine Wertung. Man habe mit der ersten Durchführung der Ausstellung auch möglichst vielen Kunstschaffenden einen Platz bieten wollen.

Trotz teils unwirtlicher Lokalität lohnt sich ein Besuch allemal – auch für Kunstsammelnde. Sämtliche Werke können zu relativ erschwinglichen Preisen erworben werden. Und von manchem Namen wird man in der Zentralschweiz und darüber hinaus vermutlich noch hören.

«Adlige-Art» läuft noch bis zum 9. April. Geöffnet jeweils Do. und Fr. von 14 bis 18.30h, Sa. von 14 bis 17h, So. von 10 bis 12h. Mehr unter www.zsuzsas-galerie.ch