Es hat ihn über 30 Jahre in den verschiedensten Bereichen des Lokaljournalismus umgetrieben. Besonders den Kanton Schwyz hat er journalistisch begleitet.
Gestern schaltete Bert Schnüriger zum letzten Mal beruflich den Laptop ein. Der Doyen unter den Schwyzer Journalisten verabschiedet sich mit Texten über ein Buch von Dieter Gemsch sowie die steuerliche Entwicklung der Gemeinde Freienbach in den vorzeitigen Ruhestand. Nicht ganz freiwillig, weil «seine Zeitung» Ende Jahr das Erscheinen einstellt, aber auch nicht ganz unglücklich darüber. Zwar freut sich Bert Schnüriger auf seinen Ruhestand, die Schwyzer Medienlandschaft jedoch verliert mit ihm ein journalistisches Schwergewicht, einen wertvollen Begleiter während der letzten über drei Jahrzehnte. Und den wohl profiliertesten Schwyzer Lokaljournalisten. Die Kolleginnen und Kollegen bei der «Neuen Schwyzer Zeitung» wünschen einem Vorbild, einem guten Kollegen, ihrem wandelnden Archiv und seiner Frau Maya alles Gute.
«Mein erster Text ist im Juli 1979 in der damaligen «Schwyzer Zeitung» erschienen. Ich weiss aber nicht mehr, über was ich geschrieben habe», sagt Bert. Dafür wird er in Erinnerung behalten, welches Wort er gestern als letztes in seiner aktiven Karriere geschrieben hat: «Missionarsstellung.»
Rund anderthalb Jahre arbeitete der 64-jährige Primarlehrer für die «Schwyzer Zeitung». 1981 übernahm er für die «Luzerner Neueste Nachrichten LNN» die Führung der Aussenredaktion Schwyz. Bereits damals zeichnete «s.», wie sein Kürzel heute lautet, für scharfe Analysen, ebenso scharfe Kritik, aber auch für eine eigene, durchaus liebevolle Sichtweise auf seine Heimat Schwyz verantwortlich. Dass seine Kommentare und Berichte nicht immer auf Gegenliebe stiessen, machte ihm nichts aus. Sofern die Kritik daran gerechtfertigt war. War sie das nicht, konnte er sich zu Recht aufregen. In den 90er-Jahren wechselte Bert Schnüriger nach Luzern, wo er bis 1996 das Ressort «Innerschweiz» der LNN leitete.
1996 fusionierten die «Luzerner Zeitung» und die LNN zur «Neuen Luzerner Zeitung» samt Regionalausgaben. Durch die Fusion kam Bert wiederum nach Schwyz, wo er für einige Jahre die Redaktion der «Neuen Schwyzer Zeitung» leitete. Seit mehreren Jahren nun ist er Chefreporter unserer Zeitung. Dies ermöglichte es ihm, die Entwicklung des Kantons noch enger zu begleiten.
Bert Schnüriger hat als Journalist die rasante Entwicklung der Printmedien in den letzten 30 Jahren miterlebt. Oft erzählte er seinen jüngeren Kolleginnen und Kollegen, wie man früher die Zeitung noch am Leuchtpult zusammenmontiert hat, oder wie man im Fotolabor bei der Entwicklung der Bilder manche Überraschung erlebte. Heute sei der Journalismus, was die ganze technische Entwicklung betreffe, sicher etwas einfacher geworden. Um gar nichts einfacher geworden ist aber das Grundanliegen. Das Übersetzen von Inhalten, politischen Botschaften oder PR-Texten in eine lesbare Form ist und bleibt sehr anspruchsvoll. Ein Satz, den Bert immer wieder zitierte, wird seine Kolleginnen und Kollegen auch an ihre neuen Wirkungsstätten begleiten: «Wir machen die Zeitung nicht für die Einsender. Wir machen sie für die Leser.»
Ich habe in meinen mittlerweile auch über 20 Jahren Journalismus mit zahlreichen Journalisten zusammengearbeitet. Und ich habe auch manches von ihnen gelernt. Von keinem aber habe ich so viel gelernt wie von Bert Schnüriger. Er hat mich und manchen anderen Berufskollegen dazu angehalten, nicht nur immer die einfache, auf der Hand liegende Story zu verfolgen. Er hat uns Kollegen immer wieder gezeigt, wie auch das nicht Offensichtliche zu guten, sogar meist interessanteren Geschichten führt. Gelernt habe ich von Bert auch, dass Selbstkritik die beste Art ist, sich weiterzuentwickeln. Nicht nur beruflich.
Er hat mir vor allem beigebracht, immer weiterzumachen, auch wenn ich den Eindruck hatte, die Botschaft falle nicht auf fruchtbaren Boden. «Diejenigen, die schlau genug sind, die Botschaft zu verstehen, sind es wert, dass du weitermachst», sagte er immer, wenn wieder einmal das Gefühl aufkam, in der journalistischen Begleitung des Kantons Schwyz meine Zeit zu vergeuden. Und schliesslich war Bert immer die Anlaufstelle, wenn man irgendwo nicht weiterkam, sich im Dickicht des Archivs verlor. Ihn konnte man fragen, wie das damals vor 20, 30 Jahren war – die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen: «Da hab ich etwas drüber gemacht, ich such dir das schnell raus.»
Ich bin sicher, es geht nicht nur mir so: Ich werde Berts Texte, seine scharfen Kommentare und seinen trockenen Humor vermissen.
Danke Bert.