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Das Bürgenstock-Resort öffnet mit einem Fest für über 1000 Gäste. Das Flair und die Küche waren international, bei der geladenen Prominenz setzte man hingegen eher auf Regionales.
Grosse Werke werfen grosse Schatten. Dies ist beim Bürgenstock-Resort besonders der Fall. Denn es sind fast übermächtige Zeiten, an welche der Hotel- und Erholungskomplex anknüpfen soll. In den 1950er- und 1960er-Jahren logierten hier die Mächtigen und Stars der Kultur- und Zeitgeschichte. Allen voran natürlich Sophia Loren, die praktisch auf dem Berge lebte. Aber auch der deutsche Bundeskanzler Konrad Adenauer, Jawaharlal Nehru, der erste Ministerpräsident Indiens, oder Sean Connery, der sich hier von den anstrengenden Dreharbeiten zu «Goldfinger» erholte. Charlie Chaplin, Indira Ghandi, der amerikanische Schriftsteller A. J. Cronin – fast endlos lässt sich die Liste ziehen. Audrey Hepurn hat 1954 in der kleinen Kapelle gar geheiratet.
Ganz so glamourös geht es bei der offiziellen Neueröffnung vom Freitag zwar nicht zu und her. Internationale Stars fehlen vollständig. Die über 1000 Gäste sind regional ausgerichtet, handeln mehr mit Geld und Ware, denn mit Geist und Kunst. Und doch blitzt die alte Herrlichkeit hie und da auf. Am prominentesten wohl in der Ex-Miss-Schweiz Christa Rigozzi, die mit ihrem Charme und unverwechselbaren Schweizerdeutsch durch den Abend führt. Und sie ist – wie eigentlich meistens – begeistert. «Ich bin seit gestern Abend hier und seit heute Morgen um acht Uhr im Dauereinsatz, und alles ist so super gelaufen», erklärt sie charmant während fünf Minuten Pause. Aber hat nicht gerade Christa Rigozzi schon alles gesehen, was Hotels zu bieten haben? «Ich war natürlich schon an vielen Orten», führt sie aus. «Aber der ‹Bürgenstock› schafft es ganz klar in die Spitzengruppe. Es ist wunderschön hier und so gross, dass man seine Ruhe hat.»
Martin Bütikofer, Direktor des Verkehrshauses, spürt bereits konkrete Auswirkungen der Neueröffnung: «In diesem Jahr ist die Zahl der ausländischen Gäste im Verkehrshaus klar gestiegen. Sie machen inzwischen 30 Prozent der Besucher aus. Für die Region ist der neue ‹Bürgenstock› eine wahre Perle, etwas, worüber man weltweit berichtet und spricht.» Ähnlich sieht es Jürg Balsiger, Direktor der Stanserhornbahn, der vor allem am Nachmittag mehr Gäste begrüssen darf.
Ganz konkret eingebunden in den Bau war der Schwyzer Ständerat Peter Föhn. Seine Möbelfabrik, spezialisiert auf Feng Shui, konnte im ‹Bürgenstock› ein paar Installationen ausführen. Stört es den SVP-Exponenten denn nicht, dass diese Schweizer Ikone an Investoren aus Katar geht? «Ach, wissen Sie», erklärt er, «die Schweiz macht ja auch viele Geschäfte im Ausland. Da ist es ein ständiges Nehmen und Geben.» Solche Aussagen lassen ja geradezu auf einen schnellen Abschluss der laufenden Verhandlungen mit der EU hoffen.
Der Luzerner Tourismusdirektor Marcel Perren sieht das Haus gar als Diamanten: «Im Premiumbereich hatten wir bis jetzt in der Region eher zu wenig Unterkünfte. Die Nachfrage ist hier gross, und das Bürgenstock-Resort strahlt weit hinaus. Ich werde im Kontakt mit dem Ausland regelmässig auf das Hotel angesprochen.» Seine Frau Susanne Perren, Galeristin, überzeugen an diesem Abend die vielen Details: «Jede Ecke in diesem Haus ist motiviert, hat eine Idee dahinter», zeigte sie sich begeistert. «Unglaublich ist zum Beispiel jener Gang, wo verschiede Fotos auf kleinem Raum Details über die Geschichte erzählen. Selbst die Lampen sind dort nicht einfach Lampen, sondern projizieren kleine Miniaturen. Das ist exzellentes Story Telling.»
Die offizielle Eröffnung lag in den Händen von Johann Schneider-Ammann. Die Investoren aus Katar scheinen also nicht nur zum «Gault-Millau» gute Beziehungen zu pflegen, der die Häuser, kaum gestartet, schon 2018 zum Hotel des Jahres kürte. Der baldige Ex-Magistrat hält eine für ihn typische Rede – zum Glamour trägt diese eher wenig bei.
Apropos Glanz: Von Anfang an wird die Spreu vom Weizen getrennt. Dies ist natürlich auch rein logistisch nötig, bei über 1000 Gästen. Die VIPs spazieren über den roten Teppich, dürfen dem Scheich die Hand reichen und sich anschliessend in den oberen Terrassen verlustieren. Das normalere Volk nimmt den Eingang daneben und folgt den Rednern auf einer Leinwand.
Dafür spielt in den unteren Geschossen eine – qualitativ hochstehende – Partyband auf. Schon früh schwingen die ersten Gäste ihr Tanzbein. Mit der Eröffnung der vielen Buffets, der grandiosen Aussicht auf den Sonnenuntergang hält dann auch der Glamour Einzug in die modernen Hallen. Auf den oberen Etagen werden Kaviar und Austern serviert, schneiden fachkundige Asiatinnen «Otoro» aus dem über zwei Meter langen Thunfisch, werden Macarons mit Dom Pérignon aufgetischt. In den unteren Bereichen konkurrieren erlesener Käse mit dem Biolachs und ganze Lämmer mit der nahöstlichen Küche von Mouhalabiya (Milchpudding) bis hin zum katharischen Dessert Zaafrana.
Das Feuerwerk beschliesst den offiziellen Teil. Doch die Nacht ist noch lang, auf ins Getümmel.