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Felizitas Ambauen aus Fürigen ist Psycho- und Paartherapeutin. Während der Coronakrise geht sie neue Wege und nutzt dabei das Internet.
«Wenn man zu mir nach Fürigen will, muss man viele Kurven fahren», sagt Felizitas Ambauen in ihrem Video auf Youtube. Doch wegen des Coronavirus fahren ihre Klienten nicht nach Fürigen – Felizitas Ambauen arbeitet derzeit ausschliesslich digital. Trotzdem sollen Hilfesuchende nicht auf Ratschläge einer Expertin verzichten müssen. Die Psycho- und Paartherapeutin will besonders jetzt, wo viele Paare den ganzen Tag lang daheim sind, einige Tipps geben, damit die Paare auch zu Hause die Kurve kriegen.
«Auf den sozialen Medien habe ich den letzten Wochen gemerkt, dass die Unsicherheit und die Ängste der Menschen anstiegen», erklärt die 39-Jährige, die seit zwölf Jahren als Psychotherapeutin arbeitet. «Gerade Leute, die keine Therapeutin an ihrer Seite haben und psychisch instabil oder ängstlich werden, sollen Erklärungen und Strategien bekommen, wie sie mit der jetzigen Situation umgehen können.» Felizitas Ambauen führt ihre Sitzungen nun per Video oder Audio. So kam ihr die Idee, dass sie auf Youtube mehr Menschen erreichen könnte, die gerade Unterstützung brauchen. Auf Instagram macht sie deshalb jeden Freitag eine Umfrage zum Wohlbefinden der Menschen. Das Youtube-Video ist dann ihre direkte Antwort auf die Anliegen der Teilnehmenden.
Bis anhin erschienen sind zwei Videos. Die Reaktionen fielen sehr positiv aus. «Ich war überrascht, dass das erste Video in weniger als 24 Stunden 400 Klicks hatte», freut sich Felizitas Ambauen. «Das zeigt schon, dass die Leute nach Antworten suchen. Viele bedankten sich, weil sie sich verstanden und gehört fühlen und es jetzt eben nicht so einfach ist, ‹live› zu einer Therapeutin zu gehen.» Die Menschen fragen im Moment besonders nach Beziehungsthemen. «Wie plant man den Alltag miteinander? Wie viel Nähe ist gesund? Wie geht man mit Konflikten um? Die Leute merken, dass da noch etwas Grosses kommt, und sind verunsichert», sagt Felizitas Ambauen. «Und natürlich ist gerade die Ungewissheit vor der Zukunft gross.»
«Ich habe alles auf Video und Telefonie umgestellt, wie das empfohlen wurde.»
Normalerweise arbeitet Felizitas Ambauen etwa 60 Prozent in der Praxis in Fürigen mit Einzelpersonen oder Paaren. Ergänzend bietet sie Workshops an, die man auch besuchen kann, wenn man nicht in Therapie ist. «Es gibt auch einen Workshop spezifisch für Paare, die nicht in der Krise sind», ergänzt Ambauen. «Diesen biete ich zusammen mit meinem Mann an.» Nun sieht ihr Arbeitsalltag anders aus. «Ich habe alles auf Video und Telefonie umgestellt, wie das empfohlen wurde.» Das neue Angebot wird rege von ihren Klientinnen und Klienten genutzt. «Am Morgen bin ich bei meiner kleinen Tochter, das war aber schon vorher so.» Danach führt sie Online-Sitzungen. «Man wird plötzlich kreativ, und was man vorher gescheut hat, klappt jetzt.» Der grösste Unterschied sei, dass sie heute nicht wisse, wie ihre nächste Woche aussehe. «Normalerweise vergebe ich Termine auf bis zu drei Monate. Doch in dieser Zeit schaue ich grad von Tag zu Tag.»
Zusammen mit der Journalistin Sabine Meyer produziert Felizitas Ambauen den Podcast «Beziehungskosmos». «Der Podcast ist mein Herzensanliegen. Ich will Paare vor der Krise abfangen», sagt Ambauen. «Paare, die nicht in die Therapie wollen, weil sie sich scheuen oder es sich finanziell nicht leisten können, sollen Anregungen bekommen, wie sie Probleme angehen können, welche Strategien am hilfreichsten sind. Sie sollen Hintergründe bekommen, fachlich fundiert und differenziert.»
Im vergangenen August war sie zu Gast bei der Sendung «Input» auf SRF 3 und lernte dort Sabine Meyer kennen. «Es war Liebe auf den ersten Blick. Wir haben gleich nach der Sendung zwei Stunden weiter geredet und da schon beschlossen, dass wir einen Podcast machen. Die Aufnahmen gingen im Januar los.» Erfolg hatte der Podcast von der ersten Stunde an, zur positiven Überraschung von Felizitas Ambauen. «Die Hörerzahlen sind sehr gut. Die erste Folge haben gleich über 700 Leute gehört. Wir hatten uns 400 als mittelfristiges Ziel gesetzt. Das motiviert natürlich.»