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Hoch oben über den Dächern von Ennetbürgen ragen sie, die vier Uhren der Pfarrkirche Ennetbürgen. Nach einem Defekt musste das gesamte Zeigerwerk revidiert werden. Am Dienstag wurde alles wieder montiert.
Nun stimmt die Uhrzeit an der Ennetbürger Kirchturmuhr wieder – und zwar auf allen vier Seiten. Während auf der Uhr Richtung See, also nach Osten hin, über Monate die Zeit stehen geblieben war, läuft nun auch diese wieder korrekt. Am Dienstag montierten zwei Fachleute der Firma Muribaer aus Büron das gesamte Zeigerwerk, nachdem es gut zwei Wochen vorher entfernt und während dieser Zeit revidiert wurde.
Rund 70 Treppenstufen und zwei Leitern hinauf, klettern über ein Glockengerüst in schwindelerregender Höhe und durch ein Loch hindurch: Was für die Schreibende zu viel des Guten war, stellte für die beiden Fachleute der Firma Muribaer ein Kinderspiel dar. Das Balancieren hoch über den fünf zum Teil gewaltigen Kirchenglocken hinauf durch eine kleine Luke zur darüberliegenden Sturmspitze – Silvan Fuchs und Manuel Meyer bewegten sich elegant wie Katzen auf Mauern. Furchtlos. «Angst ist kein guter Begleiter. Man muss lernen, das Risiko einzuschätzen. Aber den Respekt darf man nicht verlieren, sonst wird es gefährlich», betonte Manuel Meyer. Er mag die Arbeit in ungewöhnlicher Umgebung, gerade weil sie stets neu und unberechenbar ist. «Jeder Tag ist anders, man weiss nie so recht, was einen erwartet», sagt der gelernte Produktionsmechaniker. Sein Kollege Silvan Fuchs ergänzt mit einem Lachen: «Manchmal müssen wir improvisieren, manchmal sogar zaubern.»
So unterschiedlich die einzelnen Kirchtürme sind, so verschieden sind auch die Uhren selbst. Eines ist ihnen bei der Arbeit aber gewiss: Fledermäuse treffen die Spezialisten für Kirchentechnik immer an. Auch in Ennetbürgen haben die fliegenden Säugetiere unter der Sturmspitze ihr Zuhause gefunden – der Kot rundum beweist es, der Geruch dazu ebenso. Trotz der Widrigkeiten sind die beiden Fachleute froh, das Zeigerwerk von innen montieren zu können. «Wir bevorzugen die Montage von innen. Das ist zwar nicht ungefährlich, weil wir uns dabei raushängen müssen. Der Einsatz einer Hebebühne ist aber etwas kostspieliger.»
Ennetbürgen war ein Glücksfall. Sowohl die Demontage als auch die Montage konnten von innen erledigt werden. «Das ist nur bei rund 30 Prozent der Aufträge der Fall», sagte Meyer. Das bedeutete aber auch, dass sämtliches Material hochgeschafft werden musste. Neben dem vierteiligen Zeigerwerk – ein Teil ist rund 1,60 Meter lang und rund 9 Kilogramm schwer – wurde auch diverses Arbeitsmaterial hochgehievt – und zwar von Hand mittels eines Seils.
Die Arbeit kam gut voran, nach einigen Vorarbeiten auf dem Boden der Turmspitze erfolgte noch vor dem Mittag die Montage der goldigen Zeiger. Nach dem Mittag waren Silvan Fuchs und Manuel Meyer damit beschäftigt, zu prüfen, ob die Zeiger richtig aufeinander abgestimmt sind. Um eine Nachjustierung kamen sie am Ende dennoch nicht ganz herum. Das bedeutete einmal mehr, in die Höhe zu steigen. Kurz darauf erklang in Ennetbürgen – der Glockenschlag blieb am Morgen während der Arbeiten natürlich aus – wieder der Glockenschlag. Dazu ist nun auch die genaue Zeitangabe auf allen vier Seiten der Ennetbürger Pfarrkirche wieder lesbar.