Am Bürgenberg wird das Trauma Nidwaldens auf einem Geschichtsweg konsequent aus zwei Perspektiven aufgearbeitet. Ab sofort ist die Bevölkerung eingeladen, die Ereignisse neu zu erleben.
Exakt 222 Jahre nach dem traumatischen Erlebnis des Franzoseneinfalls fand am Mittwoch in Stansstad die Eröffnungsfeier der Erinnerungswege am Bürgenberg (Ausgabe vom 13. Juni 2020) statt. Gestaltet wurde das Projekt im Rahmen der 600-Jahr-Feiern der Gemeinde Stansstad. Und eigentlich wäre ja auch eine grosse Eröffnungsfeier für die Bevölkerung geplant gewesen. Coronabedingt musste diese leider – wie weitere 22 Anlässe des Stansstader Jubiläumsjahres – auf nächstes Jahr verschoben werden. Der Weg ist aber für die Öffentlichkeit begehbar, die Informationen sind bereitgestellt.
So war es denn beim Schnitzturm eine freudige Übergabe des Weges durch die Arbeitsgruppe an die Gemeinde Stansstad, aber eben nur im kleinen Kreis von 30 Beteiligten. Schon in seiner Begrüssung wies Gemeindepräsident Beat Plüss auf das Besondere des Erinnerungswegs hin. In der Betrachtung der Geschichte und auch des Franzoseneinfalls gebe es immer zwei Seiten. «Und diese zwei Seiten werden mit Leidenschaft, Verantwortungsgefühl und Augenmass tiefgründig aufgearbeitet und ausgewogen dargestellt», sagte Beat Plüss.
Der Weg mit 11 Stationen beleuchtet die Geschehnisse des 9. September 1798 konsequent aus der französischen und der nidwaldnerischen Perspektive. Immer anhand von Einzelschicksalen. Peter Gautschi von der Pädagogischen Hochschule Luzern (PHLU) und Leiter der Projektgruppe erklärte, dass es gerade heute eminent wichtig sei, die Wahrheit zu suchen und sich nicht durch Fake News manipulieren zu lassen. «Fakten und Fiktion zu unterscheiden, gelingt dank der Beschäftigung mit der Geschichte.» Kurt Messmer, emeritierter Professor der PHLU betonte als Mitglied der Projektgruppe, die Wichtigkeit der Geschichtsvermittlung. «Sie muss neu Erforschtes verständlich und wirksam darstellen und dem Publikum näherbringen.»
Das gelinge auf den Erinnerungswegen am Bürgenberg zweifelsohne, fand auch Renauld Lallement, stellvertretender Botschaftsrat für Kultur und Wissenschaft an der Französischen Botschaft in Bern. Die Geschichte Frankreichs und der Schweiz habe so viel Gemeinsames. «Die Helvetik ist in der Schweiz eigentlich positiv in Erinnerung. In Nidwalden ist sie aber mit diesem Ereignis verknüpft. Die Aufarbeitung und Betrachtung beider Seiten ist wichtig.» Er wolle auch in Frankreich weitere Forschungen zum Thema anschieben. Frankreich hat das Projekt auch finanziell unterstützt.