Neuer Hagelsensor wird in Stans vorgestellt

In Stans konnten sich Interessierte über ein schweizweites Hagelmessnetz informieren.

Ruedi Wechsler
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Christian Ruckstuhl (links) erklärt den Besuchern den Hagelsensor.

Christian Ruckstuhl (links) erklärt den Besuchern den Hagelsensor.

Bild: Ruedi Wechsler (Stans, 6. Februar 2020)

Wer sich für Hagel interessiert, erhielt am Donnerstag in der Kollegi-Aula in Stans spannende Einblicke aus erster Hand von Referent Christian Ruckstuhl (ETH Zürich, Atmosphären- und Klimawissenschaften). Am Vortrag wurde ein neuer Hagelsensor vorgestellt. Ruckstuhl, der Geschäftsführer der Firma inNET Monitoring aus Altdorf folgte der Einladung der Nagon (Naturforschenden Gesellschaft Ob- und Nidwalden).

Er wartete mit zahlreichen Hintergrundinformationen auf: Der Temporekord von Hagelkörnern liegt bei 150 Kilometern pro Stunde. Der grösste je gemessene Stein hatte einen Umfang von 20 Zentimern und wog 900 Gramm. Bereits 65 Jahre nach Christus brachten die Menschen Opfergaben, um Hagel abzuwenden. Ab dem 15. Jahrhundert begann das Wetterläuten und 300 Jahre später entwickelte man die ersten Kanonen, um mit Schallwellen den Hagel zu vernichten.

Hagelfront hat das Volumen des Matterhorns

1940 kamen die ersten Hagelraketen auf den Markt und ab 1970 versuchten sogar Kleinflugzeuge, mit Impfungen den Hagel zu minimieren. Eine Hagelrakete kostet rund 130 Franken. Wissenschaftler halten nichts von dieser Technik und sie hat sich bis heute nicht durchgesetzt. Zudem benötigt das Abschiessen von Hagelraketen via Radarmeldung von Skyguide eine Abschussbewilligung.

Eine Hagelrakete hat etwa die Wirkung einer Rauchpetarde in einem Fussballstadion. Es ist also unmöglich, das Stadion mit Rauchpetarden zu füllen. Eine Hagelfront ist zirka 10000-mal grösser als eine Fussballarena und entspricht dem Volumen des Matterhorns. Hochwasser verursache die meisten Schäden, führte Christian Ruckstuhl aus, und an zweiter Stelle folgen bereits die Hagelschäden. Das teuerste Hagelunwetter vom 23. Juli 2009 richtete in der Schweiz Schäden an Fahrzeugen von 400 Millionen Franken an, bei Gebäuden von 300 Millionen Franken und in der Landwirtschaft von 35 Millionen Franken. Der Jura, das Napfgebiet und das Südtessin sind am meisten von Hagel betroffen. Nun werden im Jura 15, im Südtessin 27 und im Entlebuch 38 Hagelsensoren, auf acht Jahre befristet, installiert.

Christian Ruckstuhl erklärte die Funktionalität des Hagelsensors. «Das Gerät hat eine Aufprallfläche von 0,25 Quadratmetern. Der Hagel versetzt die Platte in Schwingungen. Das sogenannte Piezomikrofon misst die Aufprallenergie und den Aufprallzeitpunkt jedes Korns. Dann erfolgt die Umrechnung der Hagelkorngrösse und alle Daten werden ins Zentrum gesendet, dort werden sie analysiert und ausgewertet.»

Das Ziel ist die Minimierung des Schadens

Das Gerät könne keinen Hagelschlag verhindern. Aber die Rechenprogramme können auf dem Radarserver erheblich verbessert werden. Das Ziel des Hagelmessnetzes Schweiz sei, eine Hagelklimatologie zu erstellen. «Dazu gehören das Know-how zur Grössenverteilung, Dauer und Intensität, die verbesserte Warnung, das Stärken der Prävention und die Schadenreduktion», ergänzte Ruckstuhl.

Die Firma inNET ist in den Bereichen Monitoring, Beratung und Informatik tätig und zählt 15 Mitarbeiter. Sie macht auch Luftmessungen (Immissionen und Raumluftmessungen), Pegelmessungen von Fliessgewässern und meteorologische Messungen. Christian Ruckstuhl erläuterte, dass die Homogenität der Hagelsensorplatte zu den grössten technischen Herausforderungen zähle. «Die Platte sollte überall die gleichen Signale aufnehmen. Und der zweite Punkt ist, dass wir für das Testen keine natürlichen Hagelkörner zur Verfügung haben. Wenn wir die Schadensumme künftig nur um einige Prozent minimieren können, haben wir unsere Ziele erreicht.»