Dem garstigen Wetter zum Trotz: Auch am Donnerstag zog es viele Musikfans auf den Stanser Dorfplatz. Dort erzählte die Nidwaldner Band Buschi & Anni so manche Räubergeschichte.
«Alle, die diesen Song kennen, singen laut mit! Und wer den Song zum ersten Mal hört, singt noch lauter!», rief der Vorsänger von Ladysmith Black Mambazo am Donnerstagabend in der Stanser Pfarrkirche. Dann füllte die südafrikanische A-cappella-Gruppe das Kirchenschiff mit ihren leidenschaftlichen, mitreissenden Stimmen (Ausgabe von gestern). Als zwischen zwei Liedern wohlverdienter Applaus aufbrandete, schlich ich aus der Kirche. Ich wollte nämlich so viel wie möglich von diesem Abend erfahren.
Der trübe Himmel über Stans passte überhaupt nicht zur heiteren Stimmung. Am frühen Abend hatte sich noch der klassische Stanser-Musiktage-Regen ausgetobt. Doch pünktlich vor Beginn der Konzerte verkümmerte er zu einem schüchternen Nieseln. Aber echte Musikfans wie mich hält garstiges Wetter eh nicht auf. So füllte sich das Zelt auf dem Dorfplatz schnell mit Zuhörern.
An diesem Abend gab sich die vierköpfige Nidwaldner Band Buschi & Anni die Ehre. Die Band nennt ihr Genre «Gin Folk»: geerdeter, launiger Folk-Rock, der mit eingängigen Melodien zum Mittanzen, Mitklatschen und Mitsingen einlädt. So etwa der Song «If I Fall», der das Publikum gleich zu Beginn des Sets mit stampfendem Beat in die richtige Stimmung brachte. Kein Zufall, dass dieser charmante Gassenhauer die Spotify-Liste der Band anführt.
Sämi Lochers Gesang hält eine angenehme Balance zwischen kratzig und geschmeidig. Das passt wie angegossen in die Instrumentierung, bei der fleissig gezupft wird: Gitarre, Mandoline, Banjo und Bass wechseln die Hände der Bandmitglieder regelmässig. Locher selbst bringt auch gerne die Handorgel ins Spiel – eine willkommene Abwechslung, wie auch die Blechbläser, die die Folk-Klänge teils anreichern.
Locher singt auf Englisch, Französisch und auf Schweizerdeutsch. Wenn er sein authentisches Nidwaudnerdeytsch auspackt, klingt das natürlich besonders hübsch. Höhepunkt des Sets war denn auch das «Raiberlied», das die Region lyrisch mit allerlei Unholden und Unwesen füllt. Da heisst es etwa: «Am Stanserhorn, nid weyt vo hiä, wohnt s Häxäpack, all hassid diä. Dä griäni Raich gsehsch heech am Hang, im ganze Tal gheersch z Nacht de Gsang.» Fast unmöglich, beim anschliessenden «La la la la laaa» nicht mitzusingen.
Nach dem fulminanten Set-Abschluss zog es so manchen aus dem Zelt, viele altbekannte Gesicher sah man erst jetzt, dabei kam es zu ausgelassenen Diskussionen auf dem Dorfplatz. Ein beliebter Anziehungspunkt war einmal mehr auch das Dessert-Zelt. Mein persönlicher Tipp: Crêpe mit Vanille und Erdbeeren.
Danach ging’s gestärkt ins Chäslager, um noch ein Stückchen Jazz zu geniessen. I am Three & Me spielte hier: ein Trio, das gemeinsam mit der schottischen Sängerin Maggie Nicols die Kompositionen des US-amerikanischen Komponisten Charles Mingus in freier Form zum Leben erweckt. Die kraft- und klangvolle Stimme Nicols war schon unter der Bühne zu vernehmen. Leider bekam ich nur noch den rauschhaften Abschluss des letzten Stückes zu hören.
Das Saxofon der Berliner Musikerin Silke Eberhard verabschiedete sich mit wehmütigen Klangstössen vom Publikum, das gebannt lauschte und dann einen herzlichen Applaus zum Besten gab. Ich sah nur einen kleinen Schnipsel – aber einen, der Lust auf mehr machte. Denn ja, ich gebe es zu: Ich blieb da und dort für einen Schwatz stehen. Aber auch das gehört zu den Stanser Musiktagen, das soziale Drumherum.