Kanton
Nidwalden bereitet sich auf knappen Strom vor

Wenn der Strom knapp wird, haben die Sicherheit, die Information der Bevölkerung, die Alarmierung der Blaulichtorganisationen und die Versorgung insbesondere von Wasser Vorrang. Zudem werden Notfalltreffpunkte eingerichtet.

Florian Arnold
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Der Notfalltreffpunkt in Stansstad.

Der Notfalltreffpunkt in Stansstad.

Bild: Florian Pfister (Stansstad, 5. Dezember 2022)

Wie ist Nidwalden auf eine Energiemangellage oder ein Blackout vorbereitet, bei dem die ganze Stromversorgung zusammenbricht? Das will Landrat Paul Odermatt in einem dringlichen Postulat wissen. Die Regierung ist nun bereit, den Bericht vorzuziehen, wie aus einer Medienmitteilung hervorgeht. «Die Energieversorgung ist in der Schweiz grundsätzlich Sache der Wirtschaft. Ist diese nicht mehr im Stande, einer Mangellage zu begegnen, greift der Bund lenkend ein», erklärt die Regierung fest.

Dies könne wie aktuell mit Sparappellen an die Bevölkerung und die Wirtschaft geschehen, «in weiteren Schritten aber auch mit Einschränkungen oder Verboten für gewisse Nutzungen, Kontingentierungen für Grossverbraucher oder zyklischen Abschaltungen». Bei zyklischen Abschaltungen, von denen alle betroffen wären, würde der Strom regional voraussichtlich für 4 Stunden abgeschaltet, bevor er wieder für 4 oder 8 Stunden zur Verfügung steht. «Die Auswirkungen auf Gesellschaft und Wirtschaft wären enorm.»

Führungsstab ist aktiv

Übergeordnetes Ziel aller Massnahmen sei es, die Versorgung mit lebenswichtigen Gütern und Energieträgern sicherzustellen. «Die Szenarien einer Energiemangellage oder eines Blackouts gilt es rechtzeitig vorzubereiten, um im Ereignisfall auf kantonaler Ebene die richtigen Massnahmen zu treffen.» Die Regierung hat im September den kantonalen Führungsstab aktiviert und ihm aufgetragen, in Zusammenarbeit mit der Verwaltung und Fachpersonen die notwendige Vorsorge zu planen. «Der Führungsstab bringt grosse Erfahrungen bei der Abwehr und Bewältigung von Krisen mit», wird Justiz- und Sicherheitsdirektorin Karin Kayser-Frutschi zitiert. Er verfolge die Lageentwicklung und die Beschlüsse auf Bundesstufe aufmerksam und bringe sich in entsprechenden Gremien ein.

Im Führungsstab vertreten ist auch das Elektrizitätswerk Nidwalden (EWN) als Hauptenergielieferant. Der Stab eruiere die Auswirkungen auf Lebensmittelversorgung, medizinische Dienstleistungen oder Abwassersysteme. Als Basis dient die bestehende Notfallplanung. Daraus würden Schlüsse für vorbereitende sowie Massnahmen während der Stromunterbrüche gezogen. Zurzeit erstellt er in Absprache mit den Gemeinden und der Wirtschaft die Detailkonzepte für diese Bereiche.

Wichtiges hat Vorrang

Bereits eingeführt worden sind Energiesparmassnahmen in der Verwaltung und in Schulen, die vom Kanton und den Gemeinden gemeinsam definiert worden sind und in den jeweiligen Zuständigkeitsbereichen eigenständig umgesetzt werden. «Dies stellt einen Beitrag dar, um gar nicht erst in die Situation einer Energiemangellage zu geraten.» Im Fall von zyklischen Abschaltungen seien die Handlungsmöglichkeiten beschränkt. «Der Kanton hat in einer solchen Lage in Zusammenarbeit mit den Gemeinden vordergründig die Sicherheit und aktive Information der Bevölkerung, die Alarmierung der Blaulichtorganisationen und die Versorgung insbesondere von Wasser sicherzustellen.»

Die Regierung betont:

«Die Bevölkerung kann einen Beitrag leisten, indem sie Ruhe bewahrt, den Anweisungen der Behörden Folge leistet und diese bei ihren Arbeiten nicht behindert.»

Bei zyklischen Stromabschaltungen sei davon auszugehen, dass nicht mehr alle Lebensmittel und Güter permanent und in gleicher Menge verfügbar sein werden. «Ein Notvorrat zu Hause ist immer von Vorteil, in der aktuellen Lage macht dies besonders Sinn», rät Karin Kayser-Frutschi. Vor allem Wasser, Konserven, Teigwaren und kleine Campingkocher, aber auch Kerzen, Taschenlampen, Hygieneartikel und Arzneimittel gehörten dazu. Für Informationen zur Lage und Anweisungen der Behörden wird empfohlen, zu Hause ein batteriebetriebenes Radio zu haben, sollten Strom und Telekommunikation ausfallen oder nur eingeschränkt verfügbar sein.

Notfalltreffpunkte bei grösseren Stromausfällen

Der Kanton Nidwalden ist einer der ersten, der Notfalltreffpunkte in jeder Gemeinde eingeführt hat. Diese befinden sich zumeist bei Schul- oder Gemeindehäusern oder bei Turnhallen. Es ist geplant, diese bei länger andauernden Stromausfällen in Betrieb zu nehmen. Die Bevölkerung erhält bei den Notfalltreffpunkten Unterstützung und Informationen zur Lage und zu Verhaltensanweisungen. Auch Notrufe können an den Notfalltreffpunkten abgesetzt werden. Der Bevölkerung wird empfohlen, sich über den Standort in ihrer Gemeinde zu erkundigen.
Weitere Informationen: www.nw.ch/notfalltreffpunkte