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Trotz sechs neuer Stellen kämpft die Nidwaldner Kantonspolizei mit fehlenden Ressourcen. Kommandant Jürg Wobmann will daher die Einsatzleitzentrale mit Luzern zusammenlegen und auch in weiteren Bereichen enger zusammenarbeiten.
Interview: Matthias Piazza
matthias.piazza@nidwaldnerzeitung.ch
Die Polizeikorps in der Region sollen enger zusammenarbeiten. Ob das gelingt, ist aber unklar.
Die Einsätze der Zentralschweizer Polizeikorps könnten ab 2025 über eine gemeinsame Einsatzleitzentrale koordiniert werden. Durch die Schaffung eines interkantonalen Kompetenzzentrums sollen Synergien im Informatik- und Logistikbereich genutzt werden. Jürg Wobmann, Kommandant der Nidwaldner Kantonspolizei, bekennt sich zum Projekt und will die Zusammenarbeit mit Luzern forcieren. Die anderen Korps würden dies ebenfalls prüfen, sagt er. Wo die Fäden zusammengeführt werden sollen, ist noch offen. Die gleiche Idee war bereits früher verworfen worden – unter anderem, weil Luzern nicht mitmachen wollte.
Seit fünf Jahren leitet Jürg Wobmann als Kommandant das 70-köpfige Korps der Nidwaldner Kantonspolizei. Zuvor leitete der 43-Jährige die Kriminalabteilung. Im Interview zieht er eine Zwischenbilanz und spricht über personelle Engpässe. Weiter beschäftigen ihn grosse Zusammenarbeitsprojekte, die weit über die Kantonsgrenze hinausgehen.
Jürg Wobmann, «Die Polizeibeamten sind am Anschlag», titelte unsere Zeitung vor drei Jahren. Noch im selben Jahr hat der Landrat sechs neue Stellen bewilligt. Ist das Problem jetzt gelöst?
Die Situation hat sich entschärft, aber das Problem ist damit noch nicht behoben. Wir brauchen sämtliche zehn zusätzliche Stellen, die wir damals beantragt haben, um während 24 Stunden mit zwei Patrouillen im Kanton präsent zu sein und auch die Kriminalpolizei aufstocken zu können. Ohne diese zusätzlichen Stellen sind wir oft mit nur einer Patrouille unterwegs. Das ist nicht ausreichend. Ein Fall von häuslicher Gewalt zum Beispiel beschäftigt uns vor Ort zwischen zwei und drei Stunden. Die Polizisten fehlen dann auf der Strasse. Wir können in anderen Fällen nicht immer ausrücken, müssen Anrufer vertrösten. Daran haben die Bürger natürlich keine Freude. Mit einem Polizisten auf 650 Einwohner haben wir einen tiefen Wert. Ein Verhältnis von 1 auf 600 ist anzustreben, um die anfallenden Aufgaben erledigen zu können. Nun hoffen wir, dass der Nidwaldner Landrat im nächsten Jahr die vier weiteren Stellen bewilligen wird.
Der Eindruck, dass die Polizei auch an Anlässen weniger präsent ist, täuscht also nicht?
Nein. Wegen knapper Personalressourcen ist es unser Ziel, möglichst wenig Einsätze zu leisten, bei denen unsere Leute gebunden sind. Dies bedeutet, dass wir etwa an einem Samichlausumzug keinen Verkehrsdienst mehr leisten können. Das überlassen wir der Feuerwehr oder privaten Sicherheitsfirmen.
Was sind die grössten Herausforderungen für Ihr Korps?
Stark zugenommen hat die Internetkriminalität. Solche Fälle zu bearbeiten, ist sehr aufwendig. Wir planen darum, einen Fachbereich aufzubauen. Generell wird uns der technologische Wandel noch stark beschäftigen. Verkehrspolizisten müssen beispielsweise Bescheid wissen über Elektroautos, um sich einerseits bei einem Verkehrsunfall nicht gefährlichen Situationen auszusetzen, Stichwort Stromschlag, und andererseits, um die Daten auslesen zu können.
Wie läuft es mit der Nachwuchsförderung? Vor zwei Jahren beklagten Sie sich über einen ausgetrockneten Markt.
Das Interesse ist da. Der Polizeiberuf fasziniert. Von zehn Bewerbern ist im Schnitt einer für den Polizeiberuf geeignet. Damit können wir die freien Stellen besetzen.
Trotzdem: Immer höhere Anforderungen bei knappen Personalressourcen. Wie lautet Ihre Antwort darauf?
Ich will enger mit der Luzerner Polizei zusammenarbeiten. Ein wichtiger Punkt ist die Zusammenlegung der Einsatzleitzentralen. Es ist nicht nötig, zwei teure Systeme anzuschaffen und zu unterhalten. Auch die anderen Zentralschweizer Polizeikorps prüfen die Zusammenarbeit in diesem Bereich. Spätestens 2025 sollte es für Luzern und Nidwalden so weit sein. Auch bei der IT, der Weiterbildung und dem Beschaffungswesen wollen wir eng zusammenarbeiten. Als Schulratspräsident der Interkantonalen Polizeischule Hitzkirch bin ich an der Zusammenarbeit im Bereich der Ausbildung stark interessiert und sehe darin einen grossen Mehrwert.
Denken Sie auch an Zusammenlegungen von ganzen Polizeikorps?
Im Fokus steht die intensive Zusammenarbeit. Als Polizeikommandant ist es aber auch wichtig, das Unmögliche zu denken, um das Mögliche umzusetzen.
Möglich wäre heutzutage, Kanäle wie Facebook oder Twitter zu seinen Gunsten zu nutzen. Andere Polizeikorps machen das, Nidwalden nicht. Weshalb?
Solche Kanäle müssen bewirtschaftet werden. Die Bevölkerung verlangt schnelle Antworten. Da sind wir beim Ursprungsproblem: Wir haben schlicht zu wenig Personal dafür.