NIDWALDEN: Wie nachhaltig sind unsere Handys?

Bananen, Kleider, Kaffee – für vieles gibt es Ökolabels. Doch die Produktionsbedingungen bei Smartphones sind weitgehend unbekannt. Sieben Studenten wollen diesem Zustand Abhilfe schaffen.

Carina Odermatt
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Unter anderem der Handy- und Internetkonsum, aber auch Suchterkrankungen führen vermehrt zu Problemen. (Symbolbild) (Bild: KEYSTONE/CHRISTIAN BEUTLER)

Unter anderem der Handy- und Internetkonsum, aber auch Suchterkrankungen führen vermehrt zu Problemen. (Symbolbild) (Bild: KEYSTONE/CHRISTIAN BEUTLER)

Carina Odermatt

redaktion@nidwaldnerzeitung.ch

«In einer globalisierten Welt, in der fast uneingeschränkter Massenkonsum herrscht, gewinnt die Frage nach der Herkunft unserer Produkte zunehmend an Bedeutung», sagt Jonas Niederberger (20), Gründungsmitglied von «Buy Aware». In der Nahrungsmittel- und Textilindustrie versucht eine Vielzahl von Labels, den Konsumenten über die Herkunft eines Produktes zu informieren. Es gibt einen regelrechten Label-Dschungel. «Beim Kauf eines Smartphones hingegen steht die Leistung des Produktes im Normalfall an erster Stelle. Die Produktionsbedingungen interessieren nur wenig», stellt der Student aus Nieder­rickenbach fest. Da das Smartphone jedoch ein fester Bestandteil des Leben geworden ist, sei es genau hier wichtig, sich über die Herkunft des Produktes zu informieren, so Niederberger. Momentan steht der Käufer bei ethischen Fragen bezüglich der Produktion seines Elektronikartikels jedoch verloren da – meist erhält man lediglich Informationen zur Energieeffizienz eines Geräts.

Hier wollen sieben Studenten Gegensteuer bieten. Seit Januar 2015 verfolgen Jonas Niederberger, Petra Balbi (20) aus Stans, Christian Küttel (19) aus Stansstad und Patrick Weber (21) aus Meggen gemeinsam mit drei anderen Studenten das Projekt «Buy Aware». Auf einer Website – später eventuell auch auf einer App – können sich Konsumenten über die Herkunft von Elektronikartikeln informieren, um auf diese Weise eine bewusstere Kaufentscheidung zu fällen. Bewertet werden zurzeit verschiedene Smartphones in den Kriterien Ökologie, Klima und Energie, Arbeitnehmerrechte, Konflikt­mineralien, Unternehmenstransparenz und Produktleistung. Die Recherchen dazu machen die Studenten selber. Sie entnehmen die Informationen für ihre Bewertungen vorwiegend aus den Jahres- und Nachhaltigkeitsberichten, welche die Smartphone-Unternehmen selber herausgeben.

Ziel wäre es, später mit grossen Organisationen wie Greenpeace und China Labor Watch zu arbeiten, welche die Aussagen der Unternehmen überprüfen. «Dazu fehlen uns momentan jedoch noch die Kontakte und die Mittel», sagt Niederberger. Ein weiteres Ziel der Studenten ist zudem, ihr Angebot auf andere Elektronikartikel zu erweitern und Experten zusammenzubringen, welche Lösungen für aktuelle Probleme in der Produktionskette suchen.

«Was uns antreibt, ist der Glaube an den Nutzen»

Noch steht das Projekt, das seinen Anfang bei «Schweizer Jugend forscht» nahm, in den Startlöchern. «Im Moment geht es darum, Kontakte zu knüpfen und ein Businessmodell zu entwickeln, damit wir das Projekt langfristig finanzieren können», erklärt Niederberger, der ab September in Zürich Politikwissenschaften studieren wird. Einen ersten Zustupf hat «Buy Aware» kürzlich von der Stiftung Mercator Schweiz und verschiedenen Spendern erhalten. Auch an der Luga werden die Studenten am 6. Mai im Rahmen einer Sonderschau ihren Proto­typen in Form einer Datenbank vorstellen. Diese ist bereits im Netz ersichtlich (siehe Hinweis) und soll im Sommer von einer offiziellen Version ersetzt werden.

Niederberger blickt zurück auf zwei Jahre voller Höhen und Tiefen: «Es ist nicht einfach, als Student ein derartiges Projekt aufrechtzuerhalten. Wir wohnen in verschiedenen Städten und widmen uns intensiv unseren Studiengängen. Es braucht einen harten Kern, der das Projekt zusammenhält.» Doch die Motivation der Gruppe sei hoch. Sie hätten durch das Projekt viel gelernt. «Was uns aber wirklich antreibt, ist der Glaube an den Nutzen unseres Projekts. Wir sind überzeugt, dass wir damit zu einem bewussteren Konsumverhalten beitragen können.»

Hinweis

Mehr Infos: www.buyaware.org