STANSSTAD: Es wird eng in der Werkstatt der Zentralbahn

Künftig sollen die Revisionen der Züge übers Jahr verteilt werden. Doch die Systemumstellung bedingt einen Ausbau der Werkstatt. Die Zentralbahn investiert dafür rund 20 Millionen Franken.

Matthias Piazza
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Die Werkstatt der Zentralbahn wird erneuert. (Bild: Corinne Glanzmann (Stansstad, 29. August 2017))

Die Werkstatt der Zentralbahn wird erneuert. (Bild: Corinne Glanzmann (Stansstad, 29. August 2017))

Matthias Piazza

matthias.piazza@nidwaldnerzeitung.ch

Wie Autos brauchen auch Züge in regelmässigen Abständen einen Service oder bei Bedarf eine Reparatur. Die Zentralbahn (ZB) führt diese Instandhaltungsarbeiten in den Werkstätten Stansstad, Meiringen und Luzern durch. Automatiker suchen Ursachen bei komplexen Störungen, Polymechaniker kümmern sich um die Radsätze und sonstige Komponenten.

Die Stansstader Werkstatt aus dem Jahre 1964 stösst mit ihrer Infrastruktur aber immer mehr an ihre Grenzen. Sie stammt aus einer Zeit, als die ZB noch viel weniger Rollmaterial und andere Typen von Zügen zu warten hatte. Acht Pendelzüge der damaligen Luzern-Stans-Engelberg-Bahn (LSE) waren damals der Standard auf den vier Gleisen. Modernste Triebzüge «am Stück» mit komplexer Technik lösten mit der Zeit «einfache» Züge ab, die aus einzelnen Wagen und Loks bestanden.

Neuste Kompositionen werden für Revision fällig

Seit dem Jahr 2011 wurden zwar neue Krananlagen, Arbeitsbühnen fürs Arbeiten am Dach der Züge, wo sich immer mehr technische Einrichtungen befinden, sowie schwenkbare Fahrleitungen installiert. Durch eine neue Heizung, neue Fenster und Aussenisolationen konnte der Energieverbrauch gesenkt werden. Trotzdem: Ab dem Jahr 2020 dürfte die rund 50-jährige Infrastruktur definitiv zu einem Problem werden. Dann wird nämlich die Revision der Adler- und Fink-Kompositionen fällig, also jener Züge, die in den Jahren 2012 bis 2016 in Betrieb genommen wurden. Im gleichen Zug will die Zentralbahn auch das Instandhaltungsregime ändern. Künftig sollen nicht mehr alle Komponenten eines Zugs gleichzeitig ausgebaut, aufbereitet und wieder eingebaut werden. «Wegen der kürzeren Revisionsdauer sind mehr Züge gleichzeitig im Einsatz», hebt Stephan Simioni, Projektleiter Infrastruktur der Zentralbahn, den Vorteil der Systemänderung hervor. Doch die Umstellung hat ihren Preis. Es braucht mehr Platz zum Tauschen und Lagern der grossen Komponenten. Und dieser Platz fehlt, sowohl in Stansstad wie auch in Meiringen. Mit einer Erweiterung der Werkstatt soll dieser Missstand behoben werden. Auch die sanierungsbedürftige Gleisanlage vor der Werkstatt wird mit neuen Gleisen und Oberleitungen auf den neuesten Stand gebracht und platzoptimierter angeordnet. Ausserdem wird der Platz vor der Werkstatt neu gestaltet. Es entsteht eine Eingleisstelle, um zum Beispiel Wagen und Gleisbaumaschinen einzugleisen. Um die Werkstatt herum werden Belagsflächen gebaut, neben dem Bürogebäude entsteht ein neuer Parkplatz.

Gestern endete die öffentliche Auflage. Nun läuft das Plangenehmigungsverfahren beim Bund. Die ZB rechnet mit dem Spatenstich für das 20-Millionen-Franken-Projekt im Sommer 2018. Mit der erneuerten Werkstatt, die voraussichtlich am 1. Januar 2020 in Betrieb geht, ist die ZB laut Simioni auch für die ferne Zukunft gerüstet, wenn der Zugverkehr noch weiter zunimmt. Um den Betrieb nicht allzu stark zu beeinträchtigen, werden die Bauarbeiten etappiert.