Alt Bundesrätin Doris Leuthard hatte bereits das Bürgerrecht von Sarnen. Am Dienstagabend wurde sie überdies zur ersten Ehrenbürgerin erkoren. Viele Politiker erwiesen ihr die Ehre, das Volk hingegen erschien eher zurückhaltend.
Die Gemeindeversammlung des Obwaldner Hauptorts Sarnen hat am Dienstagabend neun Personen das Gemeinde- und einer Person das Ehrenbürgerrecht erteilt. Letzteres ging an eine bekannte Frau aus Merenschwand: alt Bundesrätin Doris Leuthard (56). Ihr Sarner Bürgerrecht erhielt sie schon vor 20 Jahren – durch Heirat mit Roland Hausin.
Jetzt sass sie mit den Einbürgerungswilligen in der ersten Reihe, direkt neben Mehmet Özaslan und seiner Familie.
Das war Zufall – aber Özaslan kannte sie schon: Er war früher in der Türkei Polizist, wie er unserer Zeitung erklärte, und habe Leuthard ab und zu bei Besuchen in seiner Heimat gesehen, sie als Politikerin, er als Sicherheitsmann.
Ständerat Erich Ettlin, aktive und ehemalige Regierungsräte sowie andere Behördenmitglieder erwiesen dem hohen Gast aus dem Aargau die Ehre, der zu Beginn ein Konzert des Blockflötenensembles zu hören bekam. Weniger gross erachteten offenbar die Stimmberechtigten die Ehre, eine Altbundesrätin zur ersten Ehrenbürgerin zu machen: Nur an die 100 Personen nahmen teil:
Es sei ihm eine «ausserordentliche Freude» und er schätze es sehr, dass Doris Leuthard hier sei, sagte Gemeindepräsident Jürg Berlinger in seiner Begrüssung.
«Ihr Terminkalender ist vielleicht nicht mehr so voll wie früher, aber Sie sind sicher immer noch sehr gefragt.» Zusammen mit ihrem Mann und ihrer Schwägerin ist sie angereist.
Zuerst galt es jedoch, den Ausführung von Finanzchef Beat Odermatt zur Rechnung zu lauschen und die Einbürgerungen über die Bühne gehen zu lassen. Beides gab gar nichts zu reden, die Rechnung wurde gutgeheissen. Eingebürgert wurden auf Gemeindeebene vier Personen aus der Türkei, drei aus dem Kosovo und zwei aus Sri Lanka.
Um 20.23 Uhr war es so weit: Das seltene Geschäft stand auf der Traktandenliste – Verleihung des Ehrenbürgerrechts, das laut kantonalem Bürgerrechtsgesetz «an keine weiteren Voraussetzungen wie Wohnsitzerfordernisse gebunden» und «persönlich und unvererblich» ist. In einem achtminütigen Film, interviewt durch Gemeindepräsident Berlinger, sagte Leuthard, es sei ihr immer ein Anliegen gewesen, in Bern auch an Sarnen und die Innerschweiz zu denken, sei diese Gegend doch «nicht immer sehr gut vertreten im Bundesrat». Diesen hat sie 2018 nach gut zwölf Jahren verlassen.
Die Verleihung wurde ohne formelle Abstimmung mit warmem Applaus vollzogen.
Dass es lange gedauert habe bis zum ersten Ehrenbürgerrecht, belege dessen hohe Bedeutung, so Berlinger. Gefeiert wurde mit einem Auftritt des Jodlerklubs Echo vom Glaubenberg.
Später erhält Leuthard ein 1,2 Tonnen schweres Bänkli aus Rischi-Steinen und Obwaldner Holz, das man mit ihr an «hervorragender Lage» am Sarnersee platzieren will.
Doris Leuthard dankte für die grosse Ehre und versprach, diese «mit Stolz» zu tragen. Angesprochen auf ihren grossen Einsatz für hohe Bundesbeiträge an den Hochwasserschutz, meinte sie mit Blick auf das aktuelle Vermögen Sarnens schmunzelnd: «Vielleicht sind Sie mit 65 Prozent doch etwas sehr gut gefahren.»