Biathletin Lena Häcki hat die Weltmeisterschaft im Hinterkopf

Die Engelbergerin Lena Häcki (23) spricht über ihren Sport und lässt dabei keine Zweifel aufkommen: Leidenschaft, Ausdauer und Spass prägen auch die aktuelle Saison.

Primus Camenzind
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Biathletin Lena Häcki – eine Frau mit klaren Zielen für WM im kommenden März. (Bild: Stefan Adelsberger/Keystone (Hochfilzen, 15. Dezember 2018))

Biathletin Lena Häcki – eine Frau mit klaren Zielen für WM im kommenden März. (Bild: Stefan Adelsberger/Keystone (Hochfilzen, 15. Dezember 2018))

Die Gemeinde Hochfilzen im Tirol zeigte sich schon zehn Tage vor Weihnachten in schönster Winterpracht. Mitte Dezember reiste Spitzensportlerin Lena Häcki aus Pokljuka, Slowenien, an, um im Biathlon-Mekka in der Nähe von Kitzbühel an einem Wochenende insgesamt drei Rennen zu bestreiten. Das dichte Programm brachte Häcki so richtig in Fahrt. In Hochfilzen konnte sie sich von Rennen zu Rennen steigern und wurde deshalb mit zahlreichen Weltcuppunkten belohnt. Und noch bevor sie für einige Tage zu ihrem Freund nach Norwegen flog, bestritt die Athletin weitere drei Rennen in Nove Mesto in Tschechien.

Lena Häcki hat vorgesorgt. Weihnachtsgeschenke hat sie zum Teil bereits bei ihrem letzten Aufenthalt in Norwegen gekauft. «Wenn ich über die Festtage nach Engelberg komme, ist da meistens ein Gestürm. Die Eltern haben einen Hotelbetrieb, es bleibt leider wenig Zeit füreinander», sagt sie. Es bleibe ihr noch der Silvester und dann «stürze ich mich wieder mit Freuden ins Renngeschehen.»

Vor fünf Jahren fand die 23-Jährige Aufnahme im Nationalkader C. Aber noch viel früher stand ihre Entscheidung, Biathlon als Leistungssport zu betreiben, fest. «Als Kind habe ich zuerst alles ausprobiert», erinnert sie sich. Als dann Biathlon an der Reihe war, merkte Häcki: «Hey, das ist der Sport, den ich betreiben möchte.»

Zurück in die Gegenwart, zur vergangenen Saison 2017/18: «Sehr gute Rennen, aber auch Tiefschläge und Rückschläge», lautet Häckis Fazit. «Ich gebe niemals auf», so ihr Motto. In diesem Sinne nahm Häcki bereits Anfang Mai wieder das Training auf.

Hin und wieder im Kampfanzug

Häckis Aufnahme für vier Jahre als Zeitsoldatin der Schweizer Armee bringt ihr seit letztem Sommer Erleichterungen als Profisportlerin. Bereits vor drei Jahren absolvierte sie die Rekrutenschule. «Die ersten fünf Wochen so, wie jeder andere Soldat auch.» Trainingslager und Wettkämpfe werden ihr als Wiederholungskurse angerechnet. Im Sommer wurde die Soldatin von der Armee zusammen mit rund 20 ausgewählten Athletinnen und Athleten anderer Sportarten fest angestellt. «Ich bin also finanziell abgesichert. Militärdienst mache ich zukünftig nur noch in Form von repräsentativen Pflichten. Hin und wieder im Kampfanzug.»

Die Ziele für die aktuelle Saison, welche noch bis März dauert, hat Lena Häcki höher angesetzt als jene für letztes Jahr. «Dabei geht es mir nicht um die Ränge in den einzelnen Rennen, sondern um die Leistungskonstanz.» Sie will weniger «Ups and Downs» erleben. «Und ich weiss, ich bin in Form.» Sogar über das leidige Thema Schiessen, über das sie bei Interviews immer wieder Auskunft geben muss, spricht sie bereitwillig. Häcki ist nämlich in der Fachwelt und den Massenmedien als hervorragende Läuferin, aber als Schützin mit überschaubaren Leistungen bekannt. Auch hier gelte es, niemals aufzugeben. «Wir haben jetzt eine neue Trainerin, die eine ausgezeichnete Schiesstrainerin ist. Ich habe bereits sehr viel von ihr profitieren können», betont Häcki.

Vom Ruf der Schweizer, gute Schützen zu sein und der Tatsache, dass fast in jedem Schweizer Haushalt ein Gewehr in der Ecke steht, hat sie nicht viel abbekommen. Mit Humor verrät sie, dass sowohl das Militär als auch das Schützenwesen bei ihr zuhause früher kaum ein Thema waren. «Aber meine Familie ist trotzdem nicht gegen das Militär.» Ihre Mutter sei jetzt sogar Mitglied im Schützenverein, «jedoch nur, weil ich auch eingetreten bin».

Fokus voll auf die Weltmeisterschaft

Lena Häcki hat bisher nicht sehr bewusst wahrgenommen, vermehrt in der Öffentlichkeit zu stehen. «Was die Zeitungen oder Massenmedien daraus gemacht haben, hat mich bisher kaum beschäftigt.» Sie bewege sich ja sportlich vor allem im Team. «Dort bin ich recht behütet», betont sie. Diese Umstände hätten ihr den Schritt in die Öffentlichkeit erleichtert. «Ich bekomme es meistens gar nicht mit, wenn etwas über mich in der Zeitung steht», gibt sie zu bedenken. «Es sei denn, Bekannte machen mich darauf aufmerksam.» Häcki ist überzeugt, dass die laufend verbesserten Leistungen der Biathleten die Aufmerksamkeit des Fernsehens und somit der Öffentlichkeit ausgelöst haben.

In der ersten Hälfte des Monats März finden die nordischen Skiweltmeisterschaften im schwedischen Östersund statt. «Bei uns ist es das grösste Thema. Wir haben bereits unsere Trainingsvorbereitungen im Sommer darauf ausgerichtet. Bis dann müssen wir unsere beste Lauf- und Schiessform erreichen.» Für die nächsten Monate sind bei Lena Häcki also weiterhin Ausdauer, Leistung und Spass angesagt. «Wenn dann Ende Saison alles vorbei ist, bin ich bestimmt für eine Weile nudelfertig, sowohl körperlich aus auch nervlich.»