Statt harter Musik gibt es eine harte Zeit für die Fans. Das UrRock Festival, das zum ersten Mal in der Sarner Aula Cher hätte stattfinden sollen, fällt 2020 aus.
«Wir können uns kein echtes Rockkonzert vorstellen, bei dem man Mindestabstände einhalten oder Masken tragen muss.» So leitet Stephan Brüderlin vom Verein UrRock Festival die traurige Botschaft ein: Das UrRock findet 2020 nicht statt. Es wird um ein Jahr verschoben auf den 12./13./14. November 2021.
Es ist bitter. Die Veranstalter des UrRock Musik Festivals kamen im vergangenen Jahr mit der zweiten Ausgabe im Stanser Senkel so richtig in die Gänge, trumpften mit hochkarätigen Bands aus dem Bereich Hardrock und Heavy Metal auf, konnten fast volles Haus vermelden und ernteten in der Szene viel Anerkennung. Die Besucherzahlen machten den Umzug in ein grösseres Lokal nötig, das man in Sarnen mit der Aula Cher fand. Das Programm für 2020 war praktisch komplett - doch nun trifft Corona auch das UrRock Festival mit voller Härte.
«Massgebend für die Absage war das Bewusstsein, dass wir als Veranstalter gerade in dieser schwierigen Zeit uns etwas zurücknehmen sollten», so Brüderlin weiter. «Natürlich muss unsere Szene überleben, jedoch nicht auf Kosten der Gesundheit.» Jeder, der jetzt Veranstaltungen durchführe, müsse sich bewusst sein, dass es sich um ein Virus handle, das schlimme Folgen haben könne.
Das UrRock Musik Festival werde nicht nur vom Kanton sondern von verschiedenen KMUs aus der Zentralschweiz unterstützt und finanziert. «Es kann nicht angehen, dass die Unternehmen grosse Anstrengungen und Auflagen wie Abstandsregelungen und mehr auf sich nehmen und konsequent umsetzen, um Ansteckungen innerhalb der Betriebe zu verhindern und wir dann eine Party mit bis zu 1000 Besucherinnen und Besuchern veranstalten», zeigen sich die Veranstalter verantwortungsbewusst.
Geplant waren auch nicht nur die eigentlichen Bandauftritte in der Aula Cher sondern ein richtiges Dorffest. Für «Sarnen rockt» haben schon etliche Restaurants und Bars ihre Zusage gegeben, mitzumachen. Das Dorf wäre ganz im Zeichen von Hardrock und Heavy Metal Musik gestanden und von den Fans, die sich vor und nach den Konzerten im Dorf vergnügt hätten. Bei den vorerst noch geltenden Auflagen wegen Corona eine heikle Sache.
Der Sicherheitschef Patrick Jakober hätte dem Verein erläutert, was die geltenden Vorschriften für das Festival bedeuten würden. «Wir hätten die Auflagen nicht einhalten können», macht Stephan Brüderlin klar. Offen wäre auch geblieben, ob die Bands aus aller Welt (u.a. USA, Indien, England) überhaupt hätten einfliegen können. Und schliesslich seien auch die Aussichten unklar. «Was wäre, wenn die Auflagen wieder restriktiver werden?»
Immerhin verliert der Verein mit der jetzigen Absage finanziell nur wenig. Man habe erst einige Tausend Franken für Werbung ausgegeben, das habe aber auch im kommenden Jahr einen Nutzen. «Mit den Bands haben wir Verträge mit Vorbehalten abgeschlossen, falls wir wegen Corona das Festival nicht durchführen können.» Diese hätten verständnisvoll reagiert, und die meisten hätten für kommendes Jahr bereits wieder zugesagt. Die bereits im Vorverkauf abgesetzten Tickets behalten ihre Gültigkeit auch für 2021.
Die Macher sehen gar noch einen positiven Aspekt. «Wir haben jetzt noch ein Jahr mehr Zeit, um unser Festival zu bewerben und das Programm noch weiter auszubauen», meint Stephan Brüderlin. Geplant seien für den November 2021 an drei Tagen in der Aula Cher Auftritte von mindestens 15 Bands. Darunter sind Grössen wie Orden Ogan, Grave Digger oder Rage. Das Angebot wird also auch zeitlich um einen ganzen Tag ausgebaut im Vergleich zu den ersten beiden Auflagen. Dies nicht nur um den Spass zu verlängern, sondern auch aus simplen kaufmännischen Gründen. «Der dritte Tag hilft uns, die Kosten zu senken. Bei der Technik ist der Auf- und Abbau der Kostenfaktor und weniger, ob sie einen Tag länger steht. Und die Aula haben wir eh eine ganze Woche gemietet», erklärt Brüderlin.
Dass das UrRock Festival nach zwei Jahren im Stanser Senkel nach Sarnen umzieht, liege einerseits daran, dass in der Aula Cher über 1200 Personen Platz haben, der Senkel dagegen hat nur eine Kapazität von 400 Personen. Und: «Es gibt in Nid- und Obwalden oder Uri keinen besseren Konzertraum mit einer so grossen Bühne», so Brüderlin weiter. «Es gibt Bands, die auf kleineren Bühnen wie im Senkel aufgrund ihrer Show oder ihrer Anlagen gar nicht spielen können oder wollen.» Ausserdem sei auch die ganze Infrastruktur bis hin zu genügend Toilettenanlagen vorhanden.
Die Absage tut den Veranstaltern weh. Auch weil sie sich als Fans ja selber auf die Bands freuen, die sie eingeladen haben. Aber, so sagt Stephan Brüderlin: «Ich persönlich möchte Orden Ogan oder Grave Digger mit meinen Freunden geniessen können und zusammen mit den Bands ohne gesundheitliche Bedenken abfeiern.» Als Veranstalter habe man die Aufgabe für alle Konzertliebhaber eine angenehme und sichere Umgebung zu schaffen. «Das können wir definitiv in diesem Jahr nicht.»