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Wer kann von sich behaupten, schon einmal einen Film im eigenen Auto gesehen zu haben? In Sarnen lässt sich das diese Woche erleben.
Hinter der Leinwand am Kran spitzt das Stanserhorn hervor, auf der anderen Seite zeichnet sich die Silhouette des Pilatus scharf gegen den Abendhimmel ab. Langsam beginnt es zu dämmern. Einige Autos stehen schon in Reih und Glied, darunter der ein oder andere Oldtimer. Die freiwilligen Helfer weisen sie nach Grösse ein.
Michelle De Oliveira aus Hergiswil macht es sich mit ihrer Familie gemütlich. Hund Pitti liegt auf der ausgebreiteten Decke vor dem SUV, einem sportlichen Geländewagen. Die Kinder tummeln sich auf den Rücksitzen. «Wir waren alle noch nicht im Autokino und haben auf Facebook gesehen, dass es das hier gibt. Das mussten wir testen», erklärt De Oliveira.
Ihre Freundin mit Sohn ist auch dabei, coronasicher im eigenen Auto. Die Familienmutter öffnet den Kofferraum und zeigt die mitgebrachten Körbe. Gleich gibt es für alle ein leckeres Picknick.
Ein paar Autos weiter hat ein Camper mit der Rückfront zur Leinwand geparkt. Das hat seinen Grund. Die Kinder liegen bäuchlings auf den Betten und testen die Sicht aus ihrer Position. An der Einfahrt stehen Ruedi Müller und Simon Frieden und schauen nach dem Rechten. «Oldtimer in Obwalden» (O-iO)-Organisator Müller war es, der die Idee fürs Autokino in Sarnen hatte. Frieden, dem Auto-Galerie Frieden in Sarnen gehört, war sofort mit von der Partie. Das Autokino in Sarnen soll einen Ausgleich schaffen für das wegen Corona abgesagte O-iO, erklärt Müller.
Die drei Restaurants Hotel Krone, Medusa und Jordan unterstützen das Projekt. Bewusst haben die Organisatoren darauf verzichtet, selber Verpflegung anzubieten. In der Pause verkauft das Restaurant Medusa Glace und Getränke. Drei Stunden vor Filmstart ist Einfahrt, Zeit genug, um in den Restaurants essen zu gehen. Offensichtlich geht das Konzept auf. «Die Restaurants geben positive Rückmeldung», betont Simon Frieden.
Auch die Helfer vom O-iO begeistern sich fürs Drive-in-Kino. Zahlreich sind sie zur Stelle, um den Anlass zu unterstützen. Sepp Kammermann aus Sarnen sagt: «Ich bin auch beim O-iO immer dabei, für mich ist es selbstverständlich, zu helfen. Das ist ein gutes Projekt», ist er überzeugt.
«Für mich ist es selbstverständlich, zu helfen. Das ist ein gutes Projekt.»
Vor allem Filmklassiker flimmern an den zehn Abenden über die Leinwand. Deren Auswahl sei nicht einfach gewesen, bekennen die Organisatoren. Nicht alle Filme seien erhältlich, jeder Film habe ein anderes Format. Vom Filmklassiker «Zurück in die Zukunft» erwartet sich Simon Frieden einen «coolen Filmabend mit Emotionen, es ist ein Kultfilm».
Luft nach oben hat der Ticketverkauf sicher. Platz bietet der Parkplatz Ey für 55 Fahrzeuge, gut die Hälfte ist ausgebucht. Vielleicht muss sich das Autokino noch herumsprechen. Gekommen sind vorwiegend Besucher aus Obwalden, manche auch aus der Zentralschweiz. Man hoffe, dass sich das Projekt selber trage, hofft Ruedi Müller.
Die Schwestern Melanie (19) und Leonie (17) Jallard aus Alpnach jedenfalls sind in ihrem Toyata Yaris parat. «Wir waren noch nicht im Autokino und finden es mal lustig, zu sehen, wie das so ist», sagt Melanie. Die Schwestern vertrauen auf die Technik. Beim Einfahren haben sie ein Infoblatt erhalten, die lizenzierte Frequenz in ihrem Autoradio sollte funktionieren, die Batterie im Auto standhalten.
21.30 Uhr: Achtziger-Feeling kommt auf bei «Power Of Love», Karotten-Jeans und Dauerwelle. Ganz leise ist es auf dem Platz, in jedem Auto klingt der Filmsound vor sich hin. Melanie und Leonie jedenfalls ziehen nach dem Abend ein positives Fazit: «Das Drive-in-Kino war toll, sehr gute Organisation, hat alles super und unkompliziert funktioniert. Das ist definitiv eine Empfehlung wert.»
Das Programm des Drive-in-Kinos ist unter www.o-io.ch/drive-inkino.ch zu finden.