Wenig Schnee, ein Asylzentrum als Nachbar. Durch diese Herausforderungen rückt das 20-Jahr-Jubiläum des Langlauflagers etwas in den Hintergrund.
Zwischen spärlichem Weiss und viel Grün im Gelände tummeln sich auf dem Langis noch bis am Donnerstag 150 junge Langläufer und Langläuferinnen aus der ganzen Deutschschweiz. Trotz offensichtlichem Schneemangel ist das grösste Schweizer Breitensport-Langlauflager unter dem Patronat von Swiss-Ski, Loipen Schweiz und dem Zentralschweizer Schneesportverband erfolgreich angelaufen. «Wir haben dafür den letzten Schnee zusammengekratzt», erklärte Reto Ziswiler, technischer Leiter des Swiss Jugend-Langlauflagers (Julala), am gestrigen Medientag. Nebst intensivem Pistenbully-Einsatz des Vereins Loipe Langis habe das 60-köpfige Leiterteam auch selbst Hand anlegen müssen, beispielsweise Wasserlöcher auf der Piste mit Schnee gestopft.
Mit Erfolg: «Auf der Piste hat es genug Schnee», fand Teilnehmer Michael Diethelm (15) aus Solothurn. «Es längt», meinte Lucas Schmid (15) aus Küssnacht am Rigi zur dünnen Schneedecke. «Nicht so drauf an» kam es Jenny Gisler (14) aus Luzern. Es sei allgemein ein «mega tolles Lager», das den Sport fördere und abwechslungsreich sei. Wie Diethelm und Schmid ist auch sie schon das dritte Mal auf dem Langis mit dabei und lobt speziell: «Es gibt hier immer mega feines Essen.»
Dass es sich dieses Jahr um ein «spezielles Lager» handelt, wie Lagerkoordinator Samuel Renggli sagte, zeigte gestern auch die Präsenz zahlreicher Pressevertreter. Ausschlaggebend für das grosse mediale Interesse war für Julala-Vereinspräsident Roland Bösch weniger das 20-Jahr-Jubiläum des Schneesportlagers, als vielmehr die zeitgleiche Doppelnutzung der Truppenunterkunft Glaubenberg als Bundesasylzentrum. «Die Doppelnutzung funktioniert ohne Probleme», gab Bösch sogleich Entwarnung. Der Lagerbetrieb sei einzig räumlich etwas eingeschränkt. Er ist überzeugt: «Die Kinder können das Julala geniessen.»
In den Gebäuden der Truppenunterkunft gibt es keine direkten Begegnungsmöglichkeiten für Schneesportler und Asylsuchende. «Es geht gut nebeneinanderher», findet denn auch Lagerbesucher Lucas Schmid. Man sehe die Asylsuchenden zwar im Gebiet umher- laufen. «Gesprochen habe ich noch nie mit ihnen. Ich glaube nicht, dass sie den Kontakt suchen.» Bei den eher sporadischen Treffen im Freien suche auch er den Kontakt jeweils nicht. Ähnlich sieht das auch Michael Diethelm.
109 Flüchtlinge hauptsächlich aus Afghanistan, Syrien und dem Irak befinden sich gemäss Léa Wertheimer, Mediensprecherin im Staatssekretariat für Migration (SEM), aktuell auf dem Glaubenberg. Darunter 15 Familien und 10 «unbegleitete» Jugendliche. «Die Berührungspunkte mit dem Langlauflager waren im Vorfeld intensiver als jetzt während des Lagers», stellte die SEM-Sprecherin fest. Die Informationsarbeit im Vorfeld sei wichtig gewesen. Etwa um Fragen und Unsicherheiten der Lagerorganisatoren oder der Eltern zu klären.
«Ich bin stolz auf mein Team», sagte Roland Bösch mit Blick auf die erschwerenden Umstände bei der Organisation des 20. Julalas. Und: «Wir machen ein Langlauflager neben einem Asylzentrum. Wir betreiben keine Asylpolitik.» Aufzeigen zu können, dass eine Doppelnutzung möglich ist, sei für die Organisatoren «extrem wichtig». Dies, zumal ein Nebeneinander von Asylzentrum und Schneesportlager bis 2019 fortbestehen dürfte.
Auch aus Sicht des SEM sei der Erfolg einer Doppelnutzung zentral, versicherte Léa Wertheimer. Bei der gesamten Planung rund um das Asylzentrum Glaubenberg habe die Durchführbarkeit des Langlauflagers eine wichtige Rolle gespielt. «Das Julala hat eine Tradition in der Region, und dem wollen wir – wenn immer möglich – Rechnung tragen, auch wenn es für unseren Betrieb eine Einschränkung bedeutet.» So habe man während des Lagerbetriebs etwa die Aufnahmekapazität begrenzt.
Mit Rückblick auf die Lagergeschichte sprach Roland Bösch von einem «riesigen Erfolg»: «Wer hätte vor 20 Jahren gedacht, dass ein Langlauflager innerhalb von 12 Minuten ausgebucht ist?» Marie-Theres Pawlik und Fritz Lötscher hätten als Lagergründer Weitsicht bewiesen. Mehrere tausend Kinder im Alter von 10 bis 16 Jahren hätten bisher fünf unvergessliche Weihnachtstage auf dem Langis verbracht. Darunter seit 2005 jeweils auch sehbehinderte Sportler, die in den Lagerbetrieb integriert werden. An ihrer Stelle stand dieses Jahr erstmals ein Kind mit Down-Syndrom auf den schmalen Latten.
Apropos Integrationsprojekt: Für das Julala 2016 seien bereits Angebote angedacht, welche die Asylsuchenden in den Lagerbetrieb mit einbinden würden, erklärte SEM-Sprecherin Léa Wertheimer gestern weiter. So etwa bei Skikursen.
Christoph Riebli
Langlauflager: Weitere Bilder finden Sie unter www.obwaldnerzeitung.ch/bilder