Die Harmoniemusik gab den Takt an, als der neue Ständerat Erich Ettlin in seiner Wohngemeinde einzog.
«Ganze 167 Jahre hat Kerns auf seinen ersten Ständerat warten müssen, und so ist denn heute die Freude umso grösser», sagte der Kernser CVP-Parteipräsident und Kantonsrat Markus Ettlin an der gestrigen Wahlfeier. Wie gross, durfte der Neugewählte bereits beim schon fast triumphalen Einzug ins Dorf erfahren. Begleitet von vollbärtigen Helmibläsern schritt er durch die Dorfstrasse, grüsste dahin und winkte dorthin. Dass im Festzug auch Gemeindepräsident André Windlin als fairer Kämpfer und Verlierer mitlief, sorgte für viel spontanen Applaus. Und auch der Sieger dankte seinem Gegner schon in seiner ersten Ansprache als Ständerat für den fairen Wahlkampf unter Kernsern.
Namens der Gemeinde gratulierte Vizepräsidentin Sonnie Burch-Chatti dem Gewählten, seiner Frau Flavia und den Kindern Jana und Elias. Weil die Parlamentarier sie manchmal an Bienen erinnerten, wolle sie Ettlin zuerst ein Honigglas schenken. «Die können auch einmal ihren Stachel ausfahren, aber wenn sie fleissig arbeiten, kommt auch etwas Gesundes dabei heraus», meinte die Gemeinderätin. Damit er den künftigen Ratskollegen eine Kostprobe der Kernser Kraft und Energie geben könne, erhalte er noch 46 Rollen Kernser Teigwaren für den Weg ins Bundeshaus.
Auf Ettlins Wunsch liess Kerns noch einen Geldbetrag der Winterhilfe Schweiz zukommen. Grosse Freude verspürte auch Landammann Niklaus Bleiker. Aber im gleichen Atemzug meldete er Wünsche an: «Natürlich möchten wir auch, dass Sie immer oder zumindest meistens auf die Regierung hören, wenn Sie im Ständerat Ihre Stimme abgeben.» Den ganzen Abend wurde immer wieder hervorgehoben, wie sehr der aus einer bäuerlichen Grossfamilie stammende Finanzfachmann mit Kerns verwurzelt sei. Dies unterstrich er in seiner humor- und gehaltvollen Dankesrede auch selber. Eigentlich werde er sich der Bedeutung und Verantwortung, die diese Wahl mit sich bringe, erst allmählich so richtig bewusst. Er versprach, sich mit voller Motivation für Land und Volk einzusetzen. «Gerade in Zeiten wie diesen, wo unsere Werte bedroht und in Frage gestellt werden, will ich für Offenheit und Toleranz eintreten», sagte er. Und zu den Kindern gewandt, die zuvorderst am Boden kauerten: «Eines meiner wichtigsten Anliegen in Bern wird sein, dafür zu sorgen, dass unsere Jugend Perspektiven hat.»
Romano Cuonz