Lungern
Sie präsentieren zum fünften Mal ihre irdenen Schätze im Fels

Vor mehr als zehn Jahren stellten Cécile Donzé und Romy Hüppi zum ersten Mal im Brünig-Park Lungern aus. Sie verbindet ein Versprechen.

Marion Wannemacher
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Zum fünften Mal stellen die Keramikkünstlerinnen Cécile Donzé (links) und Romy Hüppi zusammen im Brünig-Park aus.

Zum fünften Mal stellen die Keramikkünstlerinnen Cécile Donzé (links) und Romy Hüppi zusammen im Brünig-Park aus.

Bild: Marion Wannemacher (Lungern, 21. April 2022)

Die langen höhlenartigen Gänge sind an sich faszinierend. Wer nach Vogelgezwitscher und Sonnenschein die Tür zum Brünig-Park öffnet, befindet sich im nächsten Moment in einer anderen Welt. Es ist genau diese Atmosphäre, die Cécile Donzé und Romy Hüppi so fasziniert. Bereits zum fünften Mal richten die beiden Keramikkünstlerinnen ihre Ausstellung tief im Berg ein. «Es ist jedes Mal einmalig», strahlt Cécile Donzé. «Ich mag das Berginnere, den grosszügigen Raum, weil nicht einfach alles viereckig ist. Das passt zu meiner Art, wie ich lebe und schaffe», sagt sie und lacht.

Hier Cécile Donzé mit einem ihrer Übertöpfe. Die rote Farbe der Glasur entsteht im Brennvorgang.

Hier Cécile Donzé mit einem ihrer Übertöpfe. Die rote Farbe der Glasur entsteht im Brennvorgang.

Bild: Marion Wannemacher (Lungern, 21. April 2022)

Etwas machen, was noch niemand gemacht hat

Ihre Kollegin Romy Hüppi sieht es ähnlich. «Ausserdem hab ich versprochen, mit Cécile alle zwei Jahre auszustellen, bis sie 80 ist», erzählt sie. Ursprünglich stammte die Idee mit der Ausstellung im Brünig-Park von Herbert Gnos, dem ehemaligen Präsidenten der Kulturkommission Nidwalden. Er riet Cécil Donzé, etwas zu machen, was noch niemand gemacht hatte. Die Ausstellung, zu der die Beckenriederin auch Romy Hüppi nicht lang überreden musste, war ein Erfolg.

So unterschiedlich sich die beiden Frauen in der Art ihrer Kunst ausdrücken, so gut ergänzen sie sich. Für diese Ausstellung hat Cécil Donzé vor allem grossformatige Objekte ausgewählt: Überdimensionale Übertöpfe, die sie auf die Ausstellung hin gefertigt hat. Leicht war für sie die letzte Zeit nicht. Vor zwei Jahren starb ihr an Alzheimer erkrankter Mann.

Für sie heisst es nicht «Cogito, ergo sum» (Ich denke, also bin ich), sondern «Ich schaffe, also bin ich». Genauer gesagt, es schafft in ihr. Wer ihr übersprühendes Temperament kennen lernen darf, kann sich genau vorstellen, was sie meint, wenn sie sagt: «Die Ideen kommen, es sind eher zu viele. Ich kann nicht alles realisieren.» Cécile Donzé schwelgt in Formen und setzt Farben effektvoll ein. Schwarz ist nicht einfach schwarz. Die Glasuren verleihen ihren Vasen oder Töpfen einen geheimnisvollen Glanz. Die Künstlerin liebt Kontraste, das Glatte neben charaktervollen Strukturen, jedes Stück ein Unikat bizarrer Schönheit.

Romy Hüppi mit einem ihrer «Beobachter».

Romy Hüppi mit einem ihrer «Beobachter».

Marion Wannemacher (Lungern 21. April 2022)

Zwei Themen im Fokus: Den Tod und die Erkenntnis

Auch Romy Hüppi aus Lungern hat die vergangenen zwei Jahre samt Coronakrise nicht als einfach empfunden. Zwei Themen bringt sie in der Ausstellung auf den Punkt: den Tod und die Erkenntnis. Sie präsentiert Urnen, die für ihren Beruf stehen. Die 48-Jährige ist ausgebildete Pflegefachfrau, diplomierte Sterbe- und Trauerbegleiterin und führt mit einer Teilhaberin eine eigene Spitex.

Romy Hüppis Objekt mit «Beobachter», der sich die Welt von innen betrachtet.

Romy Hüppis Objekt mit «Beobachter», der sich die Welt von innen betrachtet.

Bild PD

Immer wiederkehrendes Motiv sind aufgebrochene Halbkugeln, auf deren zackigen Rändern winzige «Mandli» sitzen. Sie betrachten sozusagen die Welt im Innern. In der Coronazeit habe man sich ja mit dem Thema Sterblichkeit auseinandersetzen müssen, erklärt die Künstlerin. «Die Beobachter sind meine Hauptmessage», sagt Romy Hüppi. «Sie stehen fürs Hinschauen, fürs Nachfragen. Was ist im Innern?» Vielleicht werde der bis dahin verdrängte Tod dann nicht mehr so negativ gesehen.

Noch bis fast Ende Juni ist die Ausstellung geöffnet. In einem Gästebuch haben sich verschiedene Besucher zu vorherigen Ausstellungen im Brünig zu Wort gemeldet: Ein Pärli schreibt da: «Kunst im Berg haben wir vorher noch nie gesehen. Sie gefällt und beeindruckt uns sehr.»

Die Ausstellung Keramik-Kunst im Berg wird am Freitag, 22. April, um 19 Uhr eröffnet. Sie ist bis 25. Juni zu sehen. Montags von 9 bis 14 Uhr, dienstags bis samstags von 9 bis 23 Uhr und sonntags von 9 bis 17.30 Uhr. Im Eingang der Cantina Caverna.