OBWALDEN: Auenschutz-Gegner denken nicht ans Aufgeben

Der Bundesrat will die Auen Laui und Steinibach in Giswil nicht aus dem Aueninventar entlassen. Die Gegner halten am Widerstand fest. Die Regierung hofft nun auf einen Kompromiss. So soll Bräteln im Naherholungsgebiet weiterhin möglich sein.

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Sie wollen keine Einschränkungen beim Auenschutz. Demo am 15. Dezember 2014 in Giswil. (Bild: Romano Cuonz)

Sie wollen keine Einschränkungen beim Auenschutz. Demo am 15. Dezember 2014 in Giswil. (Bild: Romano Cuonz)

Die beiden Auen Laui und Steini­bach in Giswil werden nicht aus dem nationalen Aueninventar entlassen. Der Bundesrat hat ein Gesuch der Regierung abgewiesen, das sie auf Geheiss des Kantonsparlaments gestellt hatte. Ein überwiegendes nationales Interesse, das eine Entlassung rechtfertigen würde, liege nicht vor, begründet der Bundesrat. Der Obwaldner Baudirektor Josef Hess hat die Abweisung erwartet. Ein überwiegendes nationales Interesse wäre nur in einem Ausnahmefall, etwa für zwingende militärische Bauten oder Anlagen zur Sicherstellung der nationalen Stromversorgung, gegeben.

Obwalden hat mit 5 Prozent einen überdurchschnittlichen Flächenanteil an Biotopen von nationaler Bedeutung – schweizerisch sind es 1,9 Prozent. Seit 1992 müsste die Regierung eine Schutz- und Nutzungsplanung für die Auen Laui und Steinibach erlassen. Auen sind vereinfacht formuliert grüne Überbleibsel von Flusslandschaften, die für Lebensräume wie Kriech- und andere Tiere wichtig sind. Als der Kanton die Pendenz 2014 auf Drängen des Bundes erledigte und die Auen-Reglemente öffentlich auflegte, stiess man auf starken Widerstand. Gegen beide Projekte sind je über hundert Einsprachen eingegangen. Über 600 Giswiler nahmen damals an einem Protestmarsch teil.

Die Gegner monierten, die Reglemente seien unklar formuliert. Man befürchtete, der Hochwasserschutz und die Nutzung der Auen als Naherholungsgebiet würden erschwert.

Anpassung der Pläne ist immer noch möglich

Die Gemeinde Giswil forderte in ihrer Einsprache eine Anpassung der Reglemente, die beiden CVP-Kantonsräte Peter Wälti (Giswil)und Jürg Berlinger (Sarnen) in ihrer Motion gar die Entlassung aus dem Aueninventar. Dass aus Letzterem nichts wird, daran habe auch eine Begehung vor Ort mit den Motionären und Franziska Schwarz, Vizedirektorin des Bundesamts für Umwelt, nichts geändert, so Josef Hess.

Der Baudirektor will nun als erstes das weitere Vorgehen mit der damals eingesetzten Arbeitsgruppe aus Befürwortern und Gegnern besprechen. Die Anpassung der Reglemente ist nach wie vor möglich. «Statt dem Versuch, die zahlreichen Einsprachen zu bereinigen, werden wir uns überlegen, die Reglemente zu überarbeiten und neu aufzulegen», erklärt Hess. Damit nicht einen Haufen neuer Einsprecher auf den Plan zu rufen, sei «die typische Gratwanderung einer Schutz- und Nutzungsplanung».

Motionär Jürg Berlinger ist enttäuscht über die Antwort des Bundesrats, will den Kampf aber nicht aufgeben: «Wir werden auf unseren Standpunkten beharren, und haben dabei auch grossen Rückhalt in der Bevölkerung.» Mitmotionär Peter Wälti hatte vor drei Jahren beim Protestmarsch gesagt, wenn nötig gehe man bis vors Bundeshaus. Er bleibt dabei, «wenn wir uns sonst nicht einigen können». Eine Reglementsanpassung erachtet er als möglich, doch man werde sich auf keinerlei Verschärfungen gegenüber der heutigen Situation einlassen. «Die beiden Auen befinden sich mitten im Streusiedlungsgebiet. Die Giswiler tragen Sorge dazu. Es geht uns jedoch um den Schutz der Bevölkerung vor Naturgefahren.»

Das stehe auch für die Gemeinde Giswil im Vordergrund, sagt Gemeindepräsident Beat von Wyl. «Jetzt geht es darum, mit dem Kanton eine gute und für die Bevölkerung verträgliche Lösung zu erarbeiten.» Josef Hess ist zuversichtlich: «Ich bin überzeugt, dass es möglich ist, ein Reglement zu finden, mit dem die Auen angemessen geschützt werden können, aber auch weiterhin alles möglich ist, was heute möglich ist.» Man werde auch in Zukunft noch eine Cervelat bräteln können. «Und auch der Hochwasserschutz wird als übergeordnetes Interesse im nötigen Rahmen weiter möglich sein.»

Franziska Herger

franziska.herger@obwaldnerzeitung.ch