In Sarnen war an sich Simon Enzler angesagt. Der Abend begann allerdings mit einer Überraschung.
Wie üblich war «Zuri» darauf vorbereitet, auf der Bühne des Kultur- und Eventkellers «Freeheit» des Hotels Krone in Sarnen den bekannten Appenzeller Kabarettisten Simon Enzler anzusagen. Doch kurz vor Beginn der Veranstaltung am vergangenen Samstag stellte er eine gewisse «Geheimnistuerei» fest, die ihn irritiere. In der ersten Reihe hatten nämlich Vertreter der Gemeinde Platz genommen.
Bevor «Zuri», der Kulturbeauftragte des Hotels, seines Amtes walten konnte, trat Gemeindepräsident Jürg Berlinger ins Rampenlicht. Er begrüsste in flotten Reimen das Publikum und rief auch noch Adrian Hossli zu sich aufs Podium. Der Künstler war als Laudator verpflichtet und lüftete auch sogleich das Geheimnis: «Die Gemeinde Sarnen verleiht den diesjährigen Kulturförderpreis an Edith und Hansjörg ‹Zuri› Zurgilgen-Rohrer». Auf diese Überraschung folgten Freude und der unvermeidliche Weg ins Scheinwerferlicht. Nach seinen sympathischen Dankesworten wechselte Hansjörg Zurgilgen von der Pflicht zur Kür und kündigte doch noch Simon Enzler an.
Auf der Bühne verblieb Adrian Hossli. In seiner blumigen und humorvollen Laudatio würdigte er das Wirken der Zurgilgens zum Wohl der Kultur in der Region. «Meine Mutter war sehr kreativ und von ihr erbte ich die Affinität zur Kultur», erklärte «Zuri» dieser Zeitung. Da er und Edith schon im Studentenalter zusammenfanden und noch heute verheiratet sind – beide sind 70 Jahre alt –, fand auch seine Gemahlin früh den Zugang zur Kultur. Edith Zurgilgen nahm Jahre später als Mitglied der Kulturkommission der Gemeinde Sarnen «bedeutende Kunstausstellungen mit nationaler Ausstrahlung in Angriff», liess der Laudator das Publikum wissen.
Hossli erwähnte die Ausstellungen auf dem Landenberg, etwa jene von bekannten Künstlern wie Bernhard Luginbühl oder Schang Hutter. Es war ausserdem «Zuris» Lebenspartnerin, die zur Hauptsache und über Jahrzehnte den grossartigen «Metzgernball» veranstaltete. Dies nachdem die Sarner Fasnacht über längere Zeit keinen einzigen Maskenball mehr anzubieten hatte.
Hansjörg Zurgilgen war nach den wilden 1968er-Jahren Lehrer am Kollegium in Stans, und als solcher Mitglied der Veranstaltungskommission der Schule. «So kam ich – selber ein schlechter Musiker – mit bekannten Bands in Berührung und fand Gefallen am Organisieren von Konzerten.» Zudem sei er schon als Bube ein Bastler und Tüftler gewesen, erinnert sich Zuri. «Und deshalb macht er seit über 40 Jahren die Fasnacht in der Innerschweiz unsicher», ergänzte Adrian Hossli. In akribischer, stiller Vorbereitung entstehen noch heute seine aufwendig gestalteten Fasnachtsujets, welche dann, in kleiner Gruppe, mit bizarren Masken, üppigen Kostümen, ausgefallenen Requisiten und monströsen Musikinstrumenten ausgestattet in Erscheinung treten.
Edith Zurgilgen setzt sich immer wieder für junge Künstler im Bereich Graffiti ein. An einer Gebäudefassade unmittelbar neben dem kantonalen Bauamt in Sarnen prangt seit längerer Zeit ein 10 mal 15 Meter grosses Gemälde, welches sie gegen anfängliche Widerstände auf dem Berufungsweg ermöglichte. «Ich liebe Graffiti-Leute», meinte damals die durchsetzungsfähige Frau. Dass seit vielen Jahren die 1.-August-Feier unter Mitwirkung der Vereine und in musikalischer Vielfalt auf dem Seefeldgelände stattfindet und dadurch an Attraktivität erheblich gewonnen hat, ist ebenfalls ihrem Engagement zuzuschreiben.
Hansjörg Zurgilgen hat 14 Jahre lang als Mitglied der kantonalen Kulturförderung bedeutende Kulturprojekte mitgetragen. «Er brachte die Kleinkunst nach Obwalden zurück», betonte Hossli in der Laudatio. Nachdem im Kulturhotel Krone in Giswil und im «Down Down» in Sachseln die Lichter ausgingen, hat er zusammen mit dem Wirtepaar die Sarner «Krone» mit der «Artothek» und dem Eventkeller Freeheit als neues Kulturhotel etabliert. «Die Kleinkunst ist eine Form, welche vortrefflich in unsere Region mit ihren Menschen passt», ist «Zuri» überzeugt. Seit geraumer Zeit gehen laufend Veranstaltungen aus diesem Bereich über die Bühne.
Zum Schluss der Preisverleihung gab Hossli zu bedenken, dass der Gemeinde Sarnen durch das Wirken von Edith und Hansjörg Zurgilgen ein Geschenk zuteilwurde, welches den Dank und die Würdigung mehr als verdiene. Der Rest des Abends gehörte dann Simon Enzler und seinem erwartungsfrohen Publikum.