Viehschau Sarnen: Creta heisst Obwaldens schönste Kuh und Muni-Mister 2019 ist Jeronimo.
«Mag das Wetter bei der heurigen Viehschau auch nicht so ganz auf Bauernseite sein, zum mindesten die Kühe fühlen sich bei kühlen Temperaturen wohler als bei Hitze», kommentiert der Kernser Walter Windlin und lacht übers ganze Gesicht. Als OK-Präsident der Obwaldner Viehschau 2019 ist er rundum zufrieden: Gegen 950, wunderschöne Tiere – darunter 26 starke Stiere – sind am Morgen vor der Sarner Reithalle aufgefahren worden. Bauernverbandspräsident Simon Niederberger aus Alpnach ergänzt: «Das ist die eine Seite einer Viehschau, ebenso wichtig aber ist das Treffen und der Austausch unter den Züchtern in der Festhalle».
Mitten im Getümmel Hunderter grosser und kleiner Besucher, diskutieren drei erfahrene Fachmänner. Der Sarner Viehhändler Willy Zumstein meint: «Es war ein grossartiger Sommer, dafür sollten wir dem Herrgott danken.» Beat Imfeld, der 45 Jahre im Vorstand des Braunviehzüchterverbandes gearbeitet hatte, sinniert: «Wenn einer sich ein Berufsleben lang mit Kühen, Stieren und deren Abstammung befasst hat, weiss er wie viel so eine Viehschau für den Bauernstand bedeutet.» Der Hildisrieder Viehhändler und Gast Bernhard Hüsler stimmt zu: «Sich mit unserem schönen Vieh abzugeben ist etwas derart Wunderbares, dass ich gleich wieder Viehhändler würde, wenn ich nochmals jung wäre!»
Derweil «pützelt» Bauer Sepp Flück aus St.Niklausen seine Kuh Ariane mit einer Bürste vom Kopf bis zum Schwanz: «Auch Kühe brauchen ihr ‹Make-up›, an diesem Ehrentag sollen sie doch eine Gattung machen.» In der Tat: Experte Guido Zehnder aus Bennau, der gerade einen der 26 Stiere mit Argusaugen betrachtet, verrät uns, worauf er achtet: «Kriterien sind der Rahmen, die Obere Linie, das Fundament, der gute Gang, die Beine und, und, und.» Am meisten punkten konnte der Muni Jeronimo des Sachsler Züchters Paul Rohrer vom Widi. Wer da stolzer ist, Tier oder Züchter, ist schwer auszumachen. Die beiden Kinder Melanie und Patrick Rohrer jedenfalls versichern: «Unser Jeronimo ist ein ganz zahmer lieber Muni.» Was überhaupt auffällt. An so einer Viehschau wissen nicht nur Experten Bescheid. Das junge Bauernmädchen Esther Jakober vom Ramersberg erklärt mit Kennerblick: «Meine Kuh ist oben schön, hat ein schönes Becken, ein schönes Euter und schöne Beine.» Und wie sie es sagt, muht die Kuh lange und zufrieden. Als wollte sie all dies noch bekräftigen. Aber nicht nur Bauernkinder vergnügen sich an der Viehschau. Gleich zehn Dreikäsehochs aus dem nahen Kinderhaus Obwalden sind an der Viehschau unterwegs. Hart am Arbeiten ist die junge Melanie Heierli aus dem Zürcher Oberland. Als sogenannte Wärterin stellt sie die Kühe nach Schönheit in Reih und Glied. Wie kommt sie zu diesem Job? Heierli dazu: «Ich half diesen Sommer auf der Alp Tritt in Niederbauen, da wurde ich rekrutiert.»
Walter Bucher und sein Sohn Roland aus St.Niklausen präsentieren voll Stolz ihre Kuh Olma. «Die hat noch Hörner wie es sich gehört», sagt Walter Bucher und schiebt den «Krummen» von einer Mundecke in die andere. Noch immer bedauert Walter Bucher, dass die Hornkuh-Initiative damals verloren ging. Die Tagessiegerin Creta des Züchters Franz Durrer in Kerns allerdings ist eine ungehörnte «Miss Obwalden».
À propos Politik: Die meisten Politiker, die man an der Viehschau antrifft, haben eine bäuerliche Abstammung: An allen Ecken und Enden am Werk ist der Sarner Gemeinderat Peter Seiler. Karl Vogler, noch Nationalrat und künftig «Hobbybauer» holt sich den einen oder andern Tipp. Aber: «Ich werde mich zwar auf Ziegen beschränken», schmunzelt er. Und Peter Krummenacher gibt unumwunden zu: «Ich züchte eher Trauben als Kühe, aber als Nationalrats-Kandidat tut man gut daran, auch die Viehzüchter kennen zu lernen!»
Rangliste der Kantonalen Viehschau Sarnen 2019.pdf