Pointengespicktes Stück begeistert die Zuschauer im Theater Kerns

Um fordernde Hotelgäste und überfordertes Personal dreht sich das Lustspiel «Wellness – aber anders».

Lea Suter
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Gute Hotelstimmung sieht anders aus (von links): Butler Walter Stössel (Fredi Britschgi), Gast Horst von Tattrich (Alfons Spirig) und Gourmet-Koch Paul Köchli (Martin Zimmermann) in der Pension zur Goldenen Gans.

Gute Hotelstimmung sieht anders aus (von links): Butler Walter Stössel (Fredi Britschgi), Gast Horst von Tattrich (Alfons Spirig) und Gourmet-Koch Paul Köchli (Martin Zimmermann) in der Pension zur Goldenen Gans.

Bild: Izedin Arnautovic (1. März 2020)

14 Zimmerschlüssel liegen in der Pension zur Goldenen Gans bereit, zurzeit ist aber lediglich Zimmer Nummer 1 besetzt. Herr von Tattrich (Alfons Spirig), ein elegant gekleideter älterer Herr mit weissen Handschuhen und Spazierstock, ist der einzige Gast. Er bekommt die ganze Aufmerksamkeit des Hotelpersonals: Sabine Blum (Karin Röthlin), das innovative Mädchen für alles, sorgt dafür, dass die «Goldene Gans» golden-glänzend bleibt und bringt Schwung ins leere Haus.

Butler Walter Stössel (Fredi Britschgi) und Gast Horst von Tattrich (Alfons Spirig) schauen dem Mädchen für alles Sabine Blum (Karin Röthlin) beim Putzen zu.

Butler Walter Stössel (Fredi Britschgi) und Gast Horst von Tattrich (Alfons Spirig) schauen dem Mädchen für alles Sabine Blum (Karin Röthlin) beim Putzen zu.

Bild: Izedin Arnautovic (1. März 2020)

Rezeptionist und Butler Walter Stössel (Fredi Britschgi) ist das pure Gegenteil: faul, unorganisiert und schnell überfordert. Immerhin: Die Frühstücksbedienung gelingt ihm zumindest auf den zweiten Anhieb. Für das leibliche Wohl im pensionseigenen Restaurant sorgt der passionierte Gourmet-Koch Paul Köchli (Martin Zimmermann). Er träumt davon, von einem Restauranttester entdeckt zu werden. Beliefert wird er täglich mit frischem Biogemüse von Tante Martha (Bernadette Küchler).

Reichlich Action auf der Singsaalbühne

In drei Akten dreht sich das Lustspiel von Anna Lischer unter der Regie von Marco Herger um den Alltag in der Pension. Der Wasserrohrbruch im Nachbarshotel beschert der «Goldenen Gans» ein paar unfreiwillige Gäste, allesamt mit ihren eigenen Ansprüchen: Hundehalter (Regula Ettlin und Sepp Durrer), Kinder und auch Geschäftsreisende (Peter von Rotz, Nadia Küchler).

Sabine Blum (Karin Röthlin) und Tante Martha (Bernadette Küchler) in der Pension zur Goldenen Gans.

Sabine Blum (Karin Röthlin) und Tante Martha (Bernadette Küchler) in der Pension zur Goldenen Gans.

Bild: Izedin Arnautovic (1. März 2020)

Dass Empfangs-Chef Walter mit dieser aussergewöhnlichen Situation masslos überfordert ist und mehr als einmal die Augen verdreht, ist vorprogrammiert. «Wie wäre das doch schön, wenn wir gar keine Gäste hätten!», sinniert er vor sich hin. Doch die beiden jüngsten Gäste (Myrtha Berwert, Diana Risi) sind sich einig: «Da ist mehr Action als im Film!», freuen sie sich vor ihrem Grosi (Rosmarie Berwert).

Und ob das stimmt! Action gibt es auf der Singsaalbühne reichlich, auch wenn das Bühnenbild sich über die drei Akte kaum verändert. Durch die überspitzt gespielten Charaktere und deren gegensätzliche Vorstellungen, angereichert mit treffendem Wortwitz, bringen die Kernser Spielleute das Publikum zum Lachen und Schmunzeln.

Ziel ist, das Publikum aus dem Alltag herauszuholen

Dass das Kernser Theater die Besucher amüsiert, ist ein Markenzeichen. Schauspielerin Nadia Küchler, die auch für den Vorverkauf zuständig ist, erzählt, dass die Leute am Telefon wissen wollten, ob das Stück auch wirklich lustig sei. Ziel sei schliesslich, die Leute zum Lachen zu bringen, sie aus ihrem Alltag herauszuholen und ihre Probleme vergessen zu lassen. Dies ist den Kernser Spielleuten ausgezeichnet gelungen. Premierenbesucher Hans Amrhein, der selber 56 Jahre beim Theater Kerns mitgewirkt hat, meint: «Das Genre und auch die Rollen passen. Die Schauspieler gehen in ihren Rollen auf und leben sie, das spürt das Publikum.»

Auch Irène Bucher-Van den Bossche gehört zum langjährigen Publikum; sie und ihr Mann haben schon über 30 Darbietungen besucht. «Die Aufführungen sind immer gut und lustig, das Ensemble spielt hervorragend und wir kennen die Schauspieler auch alle persönlich», meint sie. Am Theater Kerns schätzt das Paar das Theaterbeizli und natürlich das Wiedersehen mit den anderen Stammgästen. Das Fazit von Sandra Blättler aus Alpnach zur diesjährigen Premiere ist klar: «Super, ein richtiges Theater – spannend und gemütlich!»

Regisseur Marco Herger ist sehr zufrieden mit der Premiere. Er ist seit 20 Jahren im Verein und wirkt zum zweiten Mal als Regisseur. «Es ist ein grosser Vorteil, wenn man als Regisseur das Ensemble bereits kennt. Man kann auf eine erfahrene Truppe zählen, die auch eigene Ideen einbringt», freut er sich.

Weitere Aufführungen bis 4. April. Weitere Informationen unter www.theaterkerns.ch.