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Bei strahlendem Wetter fand am Sonntag der Switzerland Marathon light in Sarnen statt. An der Veranstaltung nahmen auch Asylsuchende teil – viele als Helfer, einige sogar als Läufer. Von Viktor Röthlin gab’s ein besonderes Geschenk.
Carina Odermatt
Sport war schon immer ein hervorragendes Mittel zur Integration. Beim diesjährigen Switzerland Marathon light in Sarnen konnten 23 Asylsuchende und vorläufig aufgenommene Flüchtlinge mitwirken. Sie alle haben sich freiwillig als Helfer betätigt, und fünf Läufer aus Afghanistan haben die Möglichkeit ergriffen, selber mitzurennen. «Wir wollen zeigen, dass wir uns in der Schweiz integrieren möchten. Sport- und Kulturanlässe sind dafür ideal», so Khalil Hussain (23), der am 10-Kilometer-Lauf teilgenommen hat.
Der Switzerland Marathon light fand bereits zum vierten Mal statt und zählte rund 3500 Teilnehmer. Initiiert wurde die Veranstaltung von Viktor Röthlin, Marathon-Europameister 2010, zusammen mit seiner Firma Vikmotion. Im Halbmarathon konnten sich die Läufer mit dem Profi messen: Röthlin startete als Letzter und rollte das Feld von hinten auf. Auf diejenigen, die vor ihm ins Ziel liefen, wartete eine Belohnung.
Alle anderen wurden mit wunderbarem Sonnenschein, angenehmen Temperaturen und natürlich dem einzigartigen Panorama belohnt. Denn der Halbmarathon führte einmal um den idyllischen Sarnersee und wird vom Veranstalter als «schönster Halbmarathon der Schweiz» bezeichnet. Wer sich die 21,1 Kilometer nicht zutraute, konnte sich am 10-Kilometer-Lauf oder dieses Jahr zum ersten Mal am 4 Kilometer langen Fun-Run beweisen. Am Nachmittag fanden ausserdem Klassenduelle für Primarschüler statt.
Die Afghanen Khalil Hussain und Sayed Hossein haben in der Schweiz zum ersten Mal an einem Lauf teilgenommen. «Laufen ist meine Lieblingssportart, und ich trainiere jeden Tag. In Afghanistan konnte ich wegen des Kriegs keinen Sport treiben, und ich bin glücklich, dass ich hier sogar an einem Wettkampf teilnehmen konnte», erzählt Sayed Hossein. Der Sport helfe ihm ausserdem, sich zu entspannen und für einige Stunden sorgenfrei zu sein, denn seine Frau und seine vier Kinder seien in Afghanistan noch immer grosser Gefahr ausgesetzt.
Khalil Hussain aus Alpnachstad will mit dem Laufsport seine Gesundheit verbessern. «Mein Vorbild ist Viktor Röthlin. Ich wünschte mir, ihn zu fragen, wie ich meine Laufziele erreichen kann.» Hussain ist Neueinsteiger im Laufsport. «Ich möchte in Zukunft gerne an weiteren Läufen teilnehmen», erzählt er. Den Startplatz konnten sich die Afghanen durch Hilfe beim Abpacken der Startsäcke verdienen, und Viktor Röthlin spendierte jedem von ihnen ein Paar Laufschuhe und Socken.
Koordiniert wurde der Einsatz mit Helfern aus Afghanistan und Eritrea von Silvia Kiser. Sie ist selber begeisterte Läuferin und im Beschäftigungsprogramm und in der Arbeitsintegration für Asylsuchende tätig. «Wir sind sehr glücklich, wie es mit der Freiwilligenarbeit am Switzerland Marathon light geklappt hat. Die Asylsuchenden waren sehr motiviert und zuverlässig», freut sie sich.
«Unser Ziel ist, dass sie unter die Leute kommen, wo sie auch am besten ihre Sprachkenntnisse verbessern können. Sie wollen arbeiten, und gemeinnützige Vereinsarbeit ist per Gesetz erlaubt», erklärt Silvia Kiser weiter. Es handelt sich um Leute, die vorläufig in der Schweiz bleiben und im Kanton Obwalden verteilt wohnen. So auch Ruta Weldmichal (18) aus Wilen. «Die Arbeit hat mir sehr Spass gemacht. Ich möchte gerne wieder einmal an einem Sportanlass helfen und vielleicht sogar selber einmal teilnehmen», erzählt die Eritreerin.