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Robert Honegger muss seine Fundgrube in Kägiswil schliessen – der Preisdruck wurde zu gross. Auch andere Brockenhäuser in der Region leiden darunter. Von Konkurrenzkampf wollen sie aber nichts wissen.
«Von der Brünigstrasse in Kägiswil runter über die Sarneraa Richtung Kerns und um die Firma Anderhalden herum bis Tor 12.» So beschreibt Robert Honegger den Weg zu seinem Brockenhaus Bro-Fu (Brockenstube und Fundgrube) in Kägiswil. Auch der Geschäftsführer selbst ist nicht ganz leicht zu finden. Zwischen Regalen vollgestopft mit Schallplatten, Kaffeemaschinen, Christbaumkugeln und Kruzifixen verschwindet der knapp 60-Jährige beinahe – und gehört selbst schon ein wenig zum Inventar. «In den letzten 12 Jahren fehlte ich nur während dreier Tage», so Honegger. Doch jetzt ist Schluss, Ende Monat schliesst das Bro-Fu. «Der Umsatz ist komplett eingebrochen, die letzten Monate waren eine mittlere Katastrophe», sagt der gebürtige Baselländer.
Was mit einer Notsituation endet, begann auch so: Den gelernten Eisenwarenhändler Honegger verschlug die Liebe zum Fischen an den Vierwaldstättersee nach Beckenried. Für das Restaurant Sternen war er als Berufsfischer tätig, bis dieses nach zwei Jahren schliessen musste. Honegger wurde vom Regionalen Arbeitsvermittlungszentrum zum Arbeitseinsatz ins Brockähuis Nidwalden geschickt. «Das hat mir gefallen, das wollte ich selber probieren», sagt er. Nach dem Hochwasser 2005 waren im Industriegebiet Kägiswil Gewerberäume frei, und Honegger wagte die Selbstständigkeit.
Robert Honegger hat in all den Jahren im Bro-Fu «auch viel Positives erlebt. Ich habe gute Leute kennen gelernt, die heute Freunde sind.» Portugiesische Gastarbeiter wurden zu Stammkunden. «Sie mögen ältere Sachen, weil sie stabiler sind, und versuchen nicht, mich ‹abezmärchte›», erzählt Honegger. Über viele andere Kunden kann er das nicht sagen. Junge Leute hätten kein Interesse an Antiquitäten mehr, klagt er. Auch versuchten viele Kunden, den Preis möglichst zu drücken, ohne Rücksicht auf den Originalwert der Ware.
Dies bestätigt Bruno Bachmann, Präsident vom Brockenhaus Obwalden in Sarnen. «Wir haben auch zu kämpfen, weil wir nicht mehr die nötigen Preise erhalten.» Auch Bea Gafner von Bea’s Brocki, dem zweiten Kägiswiler Brockenhaus, berichtet von Preisdruck. Roli Küffer, der die Brockenstube in Wolfenschiessen führt, spricht von einem «durchzogenen» Geschäftsgang. Nur das 700 Quadratmeter grosse Brockähuis Nidwalden profitiere laut Leiter Walter Würsch von seiner guten Verkehrslage gleich beim Autobahnanschluss in Stans. Auch gezielte Werbung bringe zahlreiche Kunden.
Von Konkurrenzkampf wollen die Brockenhaus-Betreiber nichts wissen. Man weise sich oft gegenseitig Kunden zu. «Kunden etwa aus Zürich kommen extra in die Region, weil es hier gleich mehrere Brockenhäuser gibt», weiss Honegger. Und die echte Konkurrenz finde heutzutage sowieso im Internet statt, sagt Bachmann.
«Davon leben könnte ich nicht.»
Roli Küffer, Brockenstube in Wolfenschiessen
Nachteilig ist für Robert Honegger, dass er sein Brockenhaus hauptberuflich betreibt. Bea Gafner führt mit ihrer Familie eine Umzugsfirma, ihr Brocki ist nur ein Nebenerwerb. Das Brockenhaus Obwalden wird von Senioren ehrenamtlich betrieben, und das Brockähuis Nidwalden ist als Zentrum für berufliche Integration zu zwei Dritteln durch Bundesgelder finanziert. Auch für Roli Küffer aus Wolfenschiessen ist seine Brockenstube ein Hobby. «Davon leben könnte ich nicht.»
Robert Honegger hat es lange versucht. Wie es weitergeht, weiss er noch nicht. Er wünscht sich eine Stelle, irgendeine. «Ich würde überall mehr verdienen als hier.» Doch in seinem Alter sei das nicht einfach. Im Bro-Fu gibt es bereits alles zum halben Preis. Honegger hofft, dass bis Ende Monat noch einiges wegkommt. «Und wenn die Kunden gleich noch eine neue Stelle für mich mitbringen, wäre das perfekt», meint er, nur halb im Scherz.