In einer Primarklasse in Steinen zeigte ein Bub einer zehnjährigen Mitschülerin pornografische Bilder auf einem Computer im Klassenzimmer. Die Eltern der Schülerin reagierten geschockt, die Schule entschuldigt sich.
Es geschah im letzten Dezember: Die Lehrerin gab den Kindern die Aufgabe, in Gruppen an den Stationen der Schulcomputer etwas zu googeln. Der Bub, der mit dem zehnjährigen Mädchen zusammen am Computer sass, fragte seine Mitschülerin, ob sie Porno kenne. Das Mädchen verneinte. Der Bub gab das Stichwort «Porno» ein und fragte einen Klassenkollegen, ob er Enter drücken soll. Als der nickte, klickte er und auf dem Schulnetz erschienen Pornobilder.
Die zehnjährige Schülerin konnte die Bilder, die sie sah, nicht einordnen. Sie war geschockt und verwirrt, sie hatte Angst und fühlte sich krank. Davon erfuhr die Mami erst abends, denn erst beim Zubettgehen erzählte ihr Kind vom Vorfall. Jetzt waren auch die Eltern (Name der Redaktion bekannt) geschockt. Denn sie waren bis zu diesem Zeitpunkt überzeugt, dass die Schulen mit gutem Beispiel vorangehen, wenn es um Kindersicherungen an Computern geht.
Wie kann es sein, dass Kinder im Klassenzimmer über Google auf einfachstem Weg pornografisches Bildmaterial abrufen können? Die Mutter der betroffenen zehnjährigen Schülerin wollte das herausfinden und informierte die Lehrerin und die Schulleitung. Daraufhin wurde ihr mitgeteilt, dass der Anbieter Wartungsarbeiten am Schulnetz gemacht habe, deshalb habe der Zugang zum Internet während des Unterrichts komplett geöffnet werden müssen. Es sei ein blöder Zufall gewesen. Das schockierte die Eltern erneut, denn sie dachten, der Zugang zum Schulnetz übers Internet sei altersgerecht eingerichtet und was nicht altersgerecht sei, sei definitiv gesperrt.
Die betroffene Mutter erkundigte sich in der folgenden Woche bei der Polizei, was unternommen werden muss, damit so etwas nicht wieder passiert. Die Polizei habe klasseninterne Präventionslektionen empfohlen, erzählt sie. Die Eltern des Mädchens sind trotz Entschuldigung seitens der Schulleitung enttäuscht. Zumindest eine Präventionslektion klassenintern hatten sie erwartet, zumal die Sicherheitslücke zwei Monate nach dem Vorfall noch immer bestand, wie sie übers Log-in der Tochter prüften. Eine Kollegin der Mutter prüfte es mit dem Oberstufen-Log-in ihrer Tochter ebenfalls. Sie sagt gegenüber dem «Boten der Urschweiz»:
«Die Bilder sind grusig, man will sie schnellstmöglich wegklicken.»
Das Argument der Schulleitung gegen eine Prävention in der Klasse sei gewesen, «dass die Kinder noch nicht alle so weit sind». Das ärgerte die Eltern sehr, da sie für eine altersgerechte Prävention plädiert hatten. Sie blieben am Ball. Gleichzeitig versuchte die Schule ihrerseits, den Ball flach zu halten. «Wir als Eltern haben so kein Vertrauen mehr in die Schule», erzählt die betroffene Mutter.
Schulleiterin Raphaela Koller sagt auf den Fall angesprochen: «Wir haben Massnahmen eingeleitet.» Für die Schule sei Medienkompetenz ganz allgemein ein wichtiges Thema, man habe anfangs Jahr in Zusammenarbeit mit der Pro Juventute einen Elternabend veranstaltet. Können die Bilder nun auf dem Schulnetz nicht mehr abgerufen werden? «Wir haben kürzlich eine Probe gemacht, es hat nicht funktioniert», erklärt die Schulleiterin. Es gehe hier auch um ein erzieherisches Thema, denn die Eingabe am Computer müsse man aktiv machen.