Analyse zu den Fusionsplänen im Rontal
Honau sollte den «Spagat» wagen und mit Root fusionieren

Geografisch und kulturell sind sich Honau und Gisikon zwar näher. In Anbetracht der Umstände ist ein Zusammengehen von Honau mit Root aber durchaus vernünftig.

Simon Mathis
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Die einwohnerschwächste Gemeinde des Kantons Luzern erhält zurzeit viel Aufmerksamkeit: Diesen Sonntag wird Honau an der Urne entscheiden, ob der Gemeinderat mit Root oder Gisikon Fusionsverhandlungen aufnehmen soll. Sollte sich die Stimmbevölkerung grundsätzlich für eine Fusion aussprechen, wäre das ein erster grosser Schritt, wenn auch das letzte Wort frühestens Ende 2023 fällt.

Die Gemeinde Honau

Die Gemeinde Honau

Bild: Eveline Beerkircher (25. Juni 2020)

Ein Blick in die Statistik zeigt, dass sich die Zahl der Luzerner Gemeinden seit 2004 von 107 auf 80 verringert hat. Grund dafür sind Fusionen, die vor allem in den 2000er-Jahren Fahrt aufgenommen haben. 2013 setzte dann eine Durststrecke ein. Mittlerweile sind Fusionen wieder salonfähig geworden: 2020 fusionierten Altishofen und Ebersecken, 2021 Willisau und Gettnau sowie Hitzkirch und Altwis. Diese Zusammenschlüsse haben dazu geführt, dass Honau als eine der letzten Luzerner Gemeinden eine lediglich dreistellige Einwohnerzahl aufweist: Gut 400 Menschen leben hier.

Die Gründe für eine Fusion sind evident und in Honau unumstritten: Um die Aufgaben einer Gemeinde wahrzunehmen, braucht es eine bestimmte Grösse. Schon jetzt hat die Gemeinde viele Bereiche ausgelagert: die Primar nach Gisikon, die Sekundar nach Root, das Steueramt nach Ebikon. Zudem sind kleine Gemeinden starken finanziellen Schwankungen ausgesetzt. Auch die Belastung der Exekutive ist gross. Hinzu kommt, dass Honau – anders als Root – raumplanerisch gesehen kaum mehr wachsen kann. Der Spielraum zur Schaffung von neuem Steuersubstrat ist sehr beschränkt. Der Fall ist also klar: Eine Fusion ist im Interesse der Gemeinde.

Bleibt die Frage: Mit wem fusionieren? Mit Gisikon und/oder mit Root? Nur schon geografisch liegt eine Dreierfusion nahe. Bedenkt man zudem die bereits bestehenden Kooperationen in Sachen Schule, Feuerwehr und Jugendarbeit etc. erscheint ein Zusammenschluss in einem Ruck logisch. Nun ist es aber so, dass dem Gisiker Gemeinderat eine «Hochzeit zu dritt» zu schnell geht. Er würde lieber zunächst nur mit Honau zusammengehen, die Fusion mit Root dann in einem zweiten Schritt vollziehen.

Obwohl Root und Honau eine Dreierfusion bevorzugen, ist eine solche also vorerst vom Tisch. Honau steht vor einer Grundsatzfrage: Soll die Gemeinde dem geografisch und kulturell näheren Gisikon den Vorzug geben, oder aber Root, was pragmatisch gesehen mehr Vorteile mit sich brächte? Denn bei einer Fusion Honau-Gisikon bliebe die Einwohnerzahl unter 2000, was noch immer eine vergleichsweise kleine Gemeinde ergäbe. Ein Zusammengehen mit dem ungleich grösseren Root mit über 5000 Einwohnern könnte wesentlich mehr Synergien aktivieren.

Letztlich hat der Honauer Gemeinderat die strategischen Gründe stärker gewichtet: Root soll es sein. Das Initiativkomitee, das die Fusionsfrage angestossen hat, folgt dieser Empfehlung – ebenso die Controllingkommission. Es ist eine vernünftige Haltung. Eine Fusion Honau-Root würde zwar zu einer ungewöhnlichen Gemeindegrenze mit Gisikon als dazwischenliegende «Insel» führen. Eine formschöne Grenze ist aber nicht nötig, wie etwa 2019 die Fusion der Urner Gemeinden Seedorf und Bauen gezeigt hat.

Wermutstropfen ist einzig, dass Honauer Kinder derzeit in Gisikon in die Primarschule gehen. Ein Schulweg am Gisiker Mühlematt-Schulhaus vorbei nach Root wäre denkbar unglücklich. Sowohl Root als auch Honau sind sich bewusst, dass der Standort bleiben sollte. Dass Gisikon eine Zusammenarbeit kappen könnte, ist wohl eher Schwarzmalerei. Die Gemeinde kann kein Interesse daran haben, zum Gallischen Dorf zu werden.

Und wer weiss? Vielleicht erwärmt sich auch Gisikon dereinst für eine Fusion im grösseren Rahmen. Ein Honauer brachte es kürzlich auf den Punkt: «Auch wir mussten uns nun erst mit dem Fusionsgedanken anfreunden. Geben wir unseren Nachbarn ein bisschen Zeit.» Laut Kanton wäre eine nachträgliche Eingliederung jedenfalls ohne übermässigem Aufwand möglich.

So oder so: Es ist gut, dass die Kleingemeinde Honau am Sonntag selbst über ihre Zukunft bestimmen kann – demokratisch und selbstbewusst.