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Zwischen spirituell und rituell, wild und süss: Im NF49 am Seetalplatz finden diese Woche besondere musikalische Darbietungen statt.
Auf dem NF49 beim Seetalplatz in Emmenbrücke entsteht zurzeit ein Aufführungsort der etwas anderen Art. Vier Frauen haben hier ein Zelt aufgeschlagen, dahinter eine mobile kleine Bar. Eine klassische Bühne wird das nicht, wie die Dallenwiler Cellistin Sara Käser sagt. Sie ist Mitglied der Band Stimmenfeuer, die kürzlich ihr zweites Album – «Danza» – herausgegeben hat und nun durch die Schweiz tourt. In Emmen spielt die Gruppe gleich an drei Abenden hintereinander.
Die vier Musikerinnen Franziska Schiltknecht (Stimme), Stefanie Hess (Kontrabass/Stimme), Sara Käser (Cello/Stimme), und Annie Mumford (Schlagzeug/Stimme) schaffen eine Welt aus mehrstimmigen Chorarrangements und treibenden Rhythmen. Sie nennen ihre Auftritte «Deep-Listening-Tanzkonzerte». Das ist ihre Art zu sagen, dass Zuschauerraum und Bühne verschmelzen; bei Stimmenfeuer geht es ebenso so sehr um Musik wie um die Gemeinschaft mit dem Publikum, der Präsenz im Hier und Jetzt.
Es ist ein Gesamtkunstwerk mit Musik, Feuer und ausdrucksstarken Kostümen. Die Wiederholungen, die Betonung der Perkussion und der Verzicht auf Liedtexte haben etwas Kathartisches und Rituelles, an dem alle tanzend, hörend und singend Anteil nehmen können.
«Natürlich ist das Publikum völlig frei, wie es auf unsere Musik reagiert», so Bassistin Stefanie Hess. «Man darf auch sitzend das Konzert geniessen. Es soll ein Fest für alle sein, auch für Familien.»
Ins Leben gerufen wurde das Projekt von der Sängerin Franziska Schiltknecht. Sie hat sich von einer Zeit «anno dazumal» orientiert, wie sie sagt. «Damals, als Kräuterärzte mit Ross und Wagen von Dorf zu Dorf zogen», erzählt sie. «Das machen wir auch, wobei unser Heilmittel die Musik ist.»
Seit diesem Jahr ist Stimmenfeuer in einer neuen Formation unterwegs. Da der Schlagzeuger aus privaten Gründen ausgestiegen ist, musste die Band einen Ersatz suchen. «Wir haben bewusst eine Schlagzeugerin gesucht, wir wollten zu einer Frauenband werden», sagt Hess. Das war aber gar nicht so einfach, da Schlagzeugerinnen selten sind: Fündig wurden sie schliesslich bei Annie Mumford, die für die Tour extra von London einen Abstecher in die Schweiz macht.
«Ich habe meine Mitmusikerinnen alle miteinander kennen gelernt, als sie mich für eine Probesession eingeladen haben», sagt Mumford. «Nachdem ich kurz aufs WC ging, schauten mich alle mit einem breiten Grinsen an und fragten prompt: ‹Und? Bist du dabei?› Dass es so schnell geht, hätte ich nicht gedacht.»
Auch abseits der Musik arbeiten die vier Frauen Hand in Hand zusammen. «Wir reisen quer durch die Schweiz, bauen Bühne und Tontechnik auf und wieder ab, erledigen Administration und Haushalt, machen einfach alles von A bis Z», so Sara Käser. So unterschiedlich die vier Frauen ticken, so vielseitig sei auch die Musik. Schiltknecht: «Manchmal tätscht es wie die Sau, manchmal ist es kuschelig süss.»
Auch die Reaktion des Publikums sei unterschiedlich: «Manche lassen sich schnell mitreissen. Besonders berührend ist es, wenn die Leute anfangen zu weinen.» Das sei gar nicht mal so selten. «Es wird ein richtig geiles Tönderkonzert mit vier tollen, superschönen Musikerinnen», sagt Franziska Schiltknecht – ihre drei Freundinnen lachen zustimmend.
Hinweis: Stimmenfeuer mit «Danza» am 27., 28. und 29. Juli jeweils um 20 Uhr im NF49 am Seetalplatz. 25 Franken pro Ticket. Weitere Infos unter: www.nf49.ch